Ein interessantes Thema für eine Diskussion aber auch zur Selbstfindung. Nachdem ich bereits ein bisschen mitgelesen habe, werde ich jetzt auch mal etwas zu dem Thema beitragen.
Maslow hat die "Pyramide" bereits 1943 entwickelt und es gilt als Meilenstein der Individualpsychologie. Für manche Sozialwissenschaftler gilt das Modell als veraltet aber gerade im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung ist es meines Erachtens nach wie vor ein gut Hand zu habendes Instrument zur Selbstfindung.
Also gibt es bei der Thematik BDSM und Maslow-Bedürfnispyramide kein falsch und richtig sondern eine Vielzahl von individuellen Ergebnissen. Die Gedanken lohnen sich, weil jeder sieht, wo er steht, wo er hin möchte und welchen Wert die Thematik im individuellen Kontext einnimmt. Da es um die Persönlichkeitsentwicklung geht, sehe ich das Modell auch nicht statisch sondern kann zu jeder Stufe eine Sichtweise entwickeln.
Nun starte ich mal einen Versuch zu meiner Person:
1. Grundbedürfnisse:
Hier sieht Maslow tatsächlich das Minimum, das zum Überleben und zur Arterhaltung erforderlich ist.
Im BDSM-Kontext wäre dies für mich: Sexualität
2. Sicherheit:
Hier gibt die Literatur für den immateriellen Bereich Hinweise in Richtung: Überwindung der Angst vor Mangel und Ablehnung.
Das wäre für mich das Zulassen von inneren Gefühlen und Fantasien im BDSM-Kontext, sich weiter zu informieren, mit seinen Gedanken bzw. mit der Tatsche, sich für BDSM zu interessieren nach Außen zu treten (z.B. durch die Anmeldung in dieser Gruppe).
3. Soziale Bedürfnisse
Hier steht von Maslow zum Beispiel der Begriff "Liebe" im Raum. Ich will diesen Begriff jetzt nicht überbewerten aber ...
In der Stufe drei habe ich jemanden Gefunden, mit dem ich Gefühle, Ideen und auch gewisse BDSM-Praktiken Teilen kann. Es besteht eine emphatische und vielleicht auch emotionale Bindung, die eine Grundlage für eine Weiterentwicklung hin zur Selbstverwirklichung darstellen kann.
Also, jeder, der in der Partnerschaft offen über seine Bedürfnisse reden kann und ein positives Feedback erhält, befindet sich schon mal auch der dritten Ebene.
4. Anerkennung, Wertschätzung
Jetzt geht es eigentlich erst "richtig zur Sache". Überhaupt sehe ich BDSM, im weiteren Sinne, mit allen Ausprägungen und Richtungen, per so schon mal sehr nahe an einer individuellen Selbstverwirklichung. Deswegen zieht es viel dort hin und so mancher nimmt dafür auch vieles auf sich.
Nun, für die Stufe vier setzt ich mal den Begriff "Individualbedürfnisse" ein.
Hier geht es um die konkrete Umsetzung von Gedanken, Fantasien und eben Bedürfnissen, die ich mit meiner/meinem Partnerin/Partner teile.
Was? Fesseln, Spanking, welche Materialien, welche Rituale, welcher Raum (örtlich, zeitlich).
Auch das Codewort, das Sicherheitsbedürfnis als solches ... Aufbau von Vertrauen ... gehören meines Erachtens in diesen Kontext.
5. Selbstverwirklichung
Wenn "alle" Bedürfnisse erfüllt sind, eine Explosion von Gefühlen und Emotionen einen beflügeln (ich meine nicht nur den Orgasmus), dann haben wir es erreicht. Der Anspruch ist hoch und wenn diese Ebene nicht in den Mittelpunkt der Erwartung sondern als besonderes Geschenk, das immer wieder einmal das Leben beglück, gesehen wird, dann geben wir uns den richtigen Impuls in diesem Entwicklungsprozess.
In diese Ebene gehört meines Erachtens zum Beispiel: sich grenzenlos fallen lassen zu können.
Vielleicht war das alles recht akademisch, es geht ja um Gefühle und Sex, aber wenn wir schon Maslow ins Gespräch bringen, wird es diesem vielleicht am ehesten gerecht.