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Maslow Bedürfnispyramide und BDSM

Einordnen von BDSM in der Bedürfnispyramide

Dauerhafte Umfrage
*****ail Mann
412 Beiträge
Ich habe Stufe 5 gewählt. Für mich ist es ganz klar ein Mittel der Selbstverwirklichung. BDSM komplementiert mich, es ist nicht die Essenz meines Lebens. Wenn ich überlege, ohne was ich nicht leben könnte, wäre es sicherlich nicht auf der Liste. Ich habe lange genug ohne gelebt, es ginge auch wieder ohne BDSM, auch wenn mir dann etwas fehlen würde was ich als extrem wichtig für meine Selbstverwirklichung ansehe. Aber im Sinne der Bedürfnispyramide, ist es definitiv kein Grundbedürfnis. Da zählt aus all meinen Interessen und Veranlagungen nur Musik dazu, zusätzlich zu den lebensnotwendigen Grundbedürfnissen.
****_60 Mann
128 Beiträge
Ein interessantes Thema für eine Diskussion aber auch zur Selbstfindung. Nachdem ich bereits ein bisschen mitgelesen habe, werde ich jetzt auch mal etwas zu dem Thema beitragen.

Maslow hat die "Pyramide" bereits 1943 entwickelt und es gilt als Meilenstein der Individualpsychologie. Für manche Sozialwissenschaftler gilt das Modell als veraltet aber gerade im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung ist es meines Erachtens nach wie vor ein gut Hand zu habendes Instrument zur Selbstfindung.

Also gibt es bei der Thematik BDSM und Maslow-Bedürfnispyramide kein falsch und richtig sondern eine Vielzahl von individuellen Ergebnissen. Die Gedanken lohnen sich, weil jeder sieht, wo er steht, wo er hin möchte und welchen Wert die Thematik im individuellen Kontext einnimmt. Da es um die Persönlichkeitsentwicklung geht, sehe ich das Modell auch nicht statisch sondern kann zu jeder Stufe eine Sichtweise entwickeln.

Nun starte ich mal einen Versuch zu meiner Person:

1. Grundbedürfnisse:

Hier sieht Maslow tatsächlich das Minimum, das zum Überleben und zur Arterhaltung erforderlich ist.

Im BDSM-Kontext wäre dies für mich: Sexualität

2. Sicherheit:

Hier gibt die Literatur für den immateriellen Bereich Hinweise in Richtung: Überwindung der Angst vor Mangel und Ablehnung.

Das wäre für mich das Zulassen von inneren Gefühlen und Fantasien im BDSM-Kontext, sich weiter zu informieren, mit seinen Gedanken bzw. mit der Tatsche, sich für BDSM zu interessieren nach Außen zu treten (z.B. durch die Anmeldung in dieser Gruppe).

3. Soziale Bedürfnisse

Hier steht von Maslow zum Beispiel der Begriff "Liebe" im Raum. Ich will diesen Begriff jetzt nicht überbewerten aber ...

In der Stufe drei habe ich jemanden Gefunden, mit dem ich Gefühle, Ideen und auch gewisse BDSM-Praktiken Teilen kann. Es besteht eine emphatische und vielleicht auch emotionale Bindung, die eine Grundlage für eine Weiterentwicklung hin zur Selbstverwirklichung darstellen kann.

Also, jeder, der in der Partnerschaft offen über seine Bedürfnisse reden kann und ein positives Feedback erhält, befindet sich schon mal auch der dritten Ebene.

4. Anerkennung, Wertschätzung

Jetzt geht es eigentlich erst "richtig zur Sache". Überhaupt sehe ich BDSM, im weiteren Sinne, mit allen Ausprägungen und Richtungen, per so schon mal sehr nahe an einer individuellen Selbstverwirklichung. Deswegen zieht es viel dort hin und so mancher nimmt dafür auch vieles auf sich.

Nun, für die Stufe vier setzt ich mal den Begriff "Individualbedürfnisse" ein.

Hier geht es um die konkrete Umsetzung von Gedanken, Fantasien und eben Bedürfnissen, die ich mit meiner/meinem Partnerin/Partner teile.

Was? Fesseln, Spanking, welche Materialien, welche Rituale, welcher Raum (örtlich, zeitlich).

Auch das Codewort, das Sicherheitsbedürfnis als solches ... Aufbau von Vertrauen ... gehören meines Erachtens in diesen Kontext.

5. Selbstverwirklichung

Wenn "alle" Bedürfnisse erfüllt sind, eine Explosion von Gefühlen und Emotionen einen beflügeln (ich meine nicht nur den Orgasmus), dann haben wir es erreicht. Der Anspruch ist hoch und wenn diese Ebene nicht in den Mittelpunkt der Erwartung sondern als besonderes Geschenk, das immer wieder einmal das Leben beglück, gesehen wird, dann geben wir uns den richtigen Impuls in diesem Entwicklungsprozess.

In diese Ebene gehört meines Erachtens zum Beispiel: sich grenzenlos fallen lassen zu können.

Vielleicht war das alles recht akademisch, es geht ja um Gefühle und Sex, aber wenn wir schon Maslow ins Gespräch bringen, wird es diesem vielleicht am ehesten gerecht.
****tat Mann
904 Beiträge
ich hab da noch etwas für mich existenzielles... Liebe...die Menschen zusammen wachsen lässt

fehlt gerade jetzt doch allen ortes..
Naja, BDSM kommt ganz gewiss nicht auf eine Stufe mit Essen und Trinken. Auch Sexualität kommt nich da hin. Ebenso nicht auf einer der nächsten Stufen mit Job. Am ehesten wohl auf die oberste Stufe oder eine Stufe tiefer bzw. Soziale Bedürfnisse.
Wenn man "Sexualität" mit "Trieb zur Fortpflanzung" übersetzt, gehört es sehr wohl auf eine Stufe mit Essen und Trinken. Der Sexualtrieb gehört nicht ohne Grund artübergreifend zu den mächtigsten Trieben überhaupt. Dass es innerhalb der jeweiligen Stufen noch feine Abstufungen der Bedürfnisse geben dürfte, widerspricht dem mMn nicht.
Und wenn man den Komplex BDSM als eine Ausprägung oder Normvariante der Sexualität betrachtet, gehört es prinzipiell auch mit da hinein.
Wobei ich dir Recht gebe, dass das Ausleben dieser Variante nicht zwingend identisch mit dem Trieb zur Fortpflanzung ist. Aber da kommen wir, wie an anderer Stelle schon gesagt, an die Grenzen dieses Modells.
Ich persönlich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass alles im Leben ein Kontinuum mit fließenden Übergängen von Ausprägungen ist...
Für mich ist die Sache ganz einfach: Um überhaupt überleben zu können MUSS jeder das Bedürfnis befriedigt bekommen etwas zu Essen und zu Trinken (genauer gesagt: eigentlich umgekehrt) zu bekommen. Wer sich (lediglich) auf dieser untersten Stufe der Bedürfnispyramide bewegt oder bewegen kann (man sieht sie z.B. nachts in den großen Bahnhöfen liegen), wird sich wohl kaum mit Fragen über Sex (biologisch gesehen wie er seine Gene weiterverbreitet) oder BDSM quälen. "Gequält" davon fühlen sich vielleicht eher diejenigen, die sich über die untersten Bedürfnisse keine Gedanken machen müssen und (wahrscheinlich die nächste Stufe) ein Dach über dem Kopf haben, die eigenen Kinder gut durchkriegen. Eine Mutter, die einen guten Job, aber ein krankes Kind hat wird wohl auch weniger über BDSM nachdenken.

Ich halte es so gesehen, eher für ein "Luxusproblem"!
Zitat von *********Laune:
Für mich ist die Sache ganz einfach: Um überhaupt überleben zu können MUSS jeder das Bedürfnis befriedigt bekommen etwas zu Essen und zu Trinken (genauer gesagt: eigentlich umgekehrt) zu bekommen. Wer sich (lediglich) auf dieser untersten Stufe der Bedürfnispyramide bewegt oder bewegen kann (man sieht sie z.B. nachts in den großen Bahnhöfen liegen), wird sich wohl kaum mit Fragen über Sex (biologisch gesehen wie er seine Gene weiterverbreitet) oder BDSM quälen. "Gequält" davon fühlen sich vielleicht eher diejenigen, die sich über die untersten Bedürfnisse keine Gedanken machen müssen und (wahrscheinlich die nächste Stufe) ein Dach über dem Kopf haben, die eigenen Kinder gut durchkriegen. Eine Mutter, die einen guten Job, aber ein krankes Kind hat wird wohl auch weniger über BDSM nachdenken.

Ich halte es so gesehen, eher für ein "Luxusproblem"!

Ich kann deinen Gedankengang nachvollziehen. Aber hast du mal beispielsweise mit einem Betroffenen Menschen deines Beispiels über Bedürfnisse und Triebe gesprochen? Ich zugegebenermaßen auch nicht, gleichwohl weiß ich aber um die Probleme weiblicher Obdachloser, sich gegen sexueller Übergriffe zu schützen. Diese Übergriffe geschehen vermutlich überwiegend im und aus dem eigenen Millieu heraus. Insofern liegt die Annahme nahe, als dass da - in welcher Form auch immer - sehr wohl ein Sexualtrieb existent ist. Trotz anderer existentieller Probleme. Aber ich fürchte, wir bewegen uns mit diesem Diskussionszweig zu weit vom Topic weg...
*****976 Paar
17.192 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Jedenfalls danke für den spannenden Exkurs. *top2* *hutab*
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