Schönes Thema und ich kann sogar etwas dazu beitragen
Unsere Tochter studiert in Berlin und ich bin aktiver Radsportler. Ich kenne beide Seiten gut und ich weiß auch nur zu gut, wie sich viele meine Sportsfreunde auf dem Rad verhalten
Allerdings kenne ich auch die Autofahrer, die mir mit Hilfe ihrer Karosserie erklären wollen, wo ich als Rennradfahrer zu fahren habe
Sprich, sie würde mir die Schnürriemen auffahren, wenn ich nicht schon lange auf Klettverschlüsse umgestellt hätte.
Auich fahre ich als Radfahrer mittig auf der Strasse, wenn nicht genug Platz bleibt für mich und ein Auto. Das ist nicht regelkonform, aber überlebensnotwendig
Radfahren uin Berlin habe ich auch schon öfter gemacht, weil ich von meiner Tochter dazu aufgefordert wurde. Alleine wäre ich auf diese hirnverbrannte Idee nie gekommen.
Allerdings hat es mir Spass gemacht (obwohl ich nicht ortskundig war) und ich habe die Regeln des Strassenverkehrs auch weitgehend eingehalten. Solange, bis ich von Horden junger Frauen mit Kindersitz auf dem Rad (meistens aber ohne Kind) rechts, links und an Ampeln stehend überholt, als Verkehrshindernis beschimpft und auf Gehwegen gnadenlos abgezogen wurde.
Ich dachte bis dahin immer, dass die Einsteigerklasse der Amateurradrennfahrer (C- Klasse) die ganz große Schule der Strassenkampfausbildung mit einem menschengetrieben Verkehrsmittel gewesen sei und ich im normalen Strassenverkehr mit dieser Grundausbildung eigentlich sehr gut ausgestattet bin.
Tja, wie soll ich sagen. Eine glatte Fehleinschätzung der Lage. Die Mütter (und Väter) vom Kollwitzplatz haben mich eines Besseren belehrt
Um einigermaßen integriert zur wirken und meine Tochter nicht zu verlieren (ich hätte sonst nur sehr schwer wieder zu ihrer WG gefunden) habe ich einen Teil dieser Regeln über Bord geworfen.
Gut, rote Ampeln bleiben rote Ampeln und da halte ich (und meine Tochter jetzt auch wieder ,hoffentlich auch wenn ich nicht dabei bin) aber den Rest lege ich mir passend aus, je nach Situation und es funktioniert
Entspanntes fahren geht natürlich bei uns an der Ruhr so schön gemütlich um den Baldeneysee deutlich besser ( wenn keine Spaziergänger, Spaziergänger mit Hunden, Inlinefahrer (innen), Familien, Joggergruppen mit und ohne Stöcken auf dem Rundweg sind, d.h. so ab 23.00 Uhr
)
Aber mit etwas Vorausdenken, Übersicht, dem Wissen um nicht vorhandene Schutzeinrichtungen und beiden Händen an der gut funktionierenden Bremse, läßt es sich in der Hauptstadt prima fahren und man kommt innerhalb des inneren U-Bahn Ringes sehr gut zurecht. Da hätte ich ein Auto nur, wenn ich auch einen festen Stellplatz hätte.
Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, das es deutlich weniger Regeln und Schilder bedarf, wenn jeder einfach an den anderen Teilnehmer denkt und auch dementsprechend handelt. Und da fehlt es dem DEutschen doch oftmals. Die Hupe findet jeder sofort, die Bremse zu treten, oder vielleicht auch nur einmal den Gasfuß zu lupfen ist geradezu ehrabschneidend.
Ich habe Vorfahrt und der andere soll gefälligst aufpassen. Die Möglichkeit, das es der Andere vielleicht mal doch nicht macht, wird da nicht einkalkuliert.
So bin ich doch hier auch mal meine Meinung los geworden, habe dem Ein oder Anderen auf die Füsse getreten und mich selbst als nicht streng nach Vorschrift fahrender Radfahrer geoutet.
Ein schöner Rundumschlag in alle Richtungen, mit einem Eigentor
In diesem Sinne schöne Ostertage
LG
Bernd
Ach noch etwas! Ich habe in Berlin mein schönes 7,8kg Rennrad mit feinster, auf Gewicht optimierter Ausstattung mit einer gefühlt 1,5Kilogramm schweren Glocke versehen
Falls Euch mal ein Rennradfahrer begegnet, der Euch gnadenlos wegbimmelt, mit der Trinkflasche klebrige, isotonische Flüssigkeit auf Euch niederregnen läßt, seid mir nicht böse, ich habe euch alle wirklich ganz doll lieb, aber ich muss sehen, das ich an meiner Tochter dranbleibe, weil ich sonst im Großstadtdschungel verloren gehe. Ich möchte Weihnachten (und andere Feste auch) lieber zu Hause feiern. Nicht böse sein! Gell?