Ich möchte mit zwei Zitaten beginnen
Jan-Marco Luczak, MdB CDU in der Debatte des Deutschen Bundestages über den “Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts” am 30.06.2017:Für mich ist die Ehe der wunderbare Liebesbeweis von zwei Menschen, die in guten und schlechten Zeiten füreinander einstehen wollen – bis dass der Tod sie scheidet. Es geht um Treue, es geht um Beständigkeit, es geht um Verlässlichkeit, es geht um zutiefst konservative Werte. Deswegen bin ich für die Öffnung der Ehe, nicht obwohl ich Christdemokrat bin – sondern gerade weil ich Christdemokrat bin.
Jürgen Kaube: Gleichgeschlechtliche Ehe. Man nennt das Freiheit,
in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 02.07.2017
http://www.faz.net/aktuell/f … -einer-debatte-15086756.html
Die Tatsache, dass Alleinerziehung durch eine Mutter oder einen Vater inzwischen akzeptiert ist, wirft nicht zuletzt die Frage auf, weshalb an das Hinzutreten einer zweiten Erziehungsperson besondere biologische Qualifikationsanforderungen gestellt werden müssten. Das Eherecht sollte, mit anderen Worten, nicht mehr neben dem geschmacklosen Witz und der moralischen Hetze – „Homosexuelle tun dies und das, sind so und so“ – das letzte Refugium einer Sittenpolizei sein, die sich Bescheidwissen anmaßt. Der Staat befindet nicht darüber, was natürlich ist, er entscheidet im Bereich des gesellschaftlich Verträglichen. Redensarten wie die, es habe die Natur die Ehe hervorgebracht, um die Reproduktion der Arten zu garantieren, sind unfreiwillige Anträge auf abermaligen Biologieunterricht.
(Es lohnt sich, den ganzen Kommentar zu lesen, denn hier kann ich gar nicht auf alle Aspekte eingehen!)Es war an der Zeit, durch dieses Gesetz einer gesellschaftliche Entwicklung Rechnung zu tragen.
Die althergekommene Familie mit Eltern die sich das Eheversprechen gaben "bis dass der Tod sie scheidet" mit leiblichen Kindern gibt es nach wie vor.
Daneben nehmen andere Formen des Zusammenlebens rasant zu. Teils, weil sie nicht mehr gesellschaftlich geächtet oder schief angeguckt werden, teils, weil es viele grade eben nicht mehr schaffen, bis zum Lebensende zusammenzubleiben.
Familie ist auch nicht mehr nur das Modell "verheiratete Eltern mit gemeinsamen, leiblichen Kindern".
Familien gibt es ohne Trauschein, aber mit Kindern, Familien gibt es als Patchwork mit seinen, meinen, unseren Kindern.
Dann gibt es noch die Alleinerziehenden, die alleinerziehende Mutter mit neuem Partner, der alleinerziehende Vater mit neuer Partnerin.
Es ist auch keineswegs so, wie ich im Thread hier las:
*********nger4:
Eine Hetero Ehe ohne Eingriff durch Verhütungsmittel in die Natur der Dinge,garantiert die Fortpflanzung
Na, das erzähl mal ungewollt kinderlosen Paaren! Eine Ehe ist nun mal eben keine Garantie für Fortpflanzung. Ebenso wie es für die Fortpflanzung keine Ehe braucht.
Ich frage mich wirklich, ob bei all' den vom geschlechtlichen Zeugungsakt unabhängigen Möglichkeiten der Elternschaft es ausgerechnet noch das Konstrukt "Ehe" zwingend für die Fortpflanzung braucht.
Für mich ist die Ehe ja auch nicht zuvorderst eine Verbindung, die die Kinder in den Mittelpunkt stellt. Denn in der Regel kommen die erst nach einiger Zeit und verlassen das Haus nach einigen Jahren wieder.
Die Ehe, siehe das erste Zitat, ist ein Versprechen zweier Menschen, in Liebe gegeben, Verbindlichkeit zusagend, Da-Sein für den Anderen, egal was kommt. Und das soll nur zwischen Mann und Frau getlen dürfen?
Gesetze regeln das Zusammenleben, setzen Normen und stecken Rahmen ab.
Wenn die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes Ehe und Familie unter besonderen Schutz stellten, taten sie das mit einer Lebenserfahrung, die nur die Vater-Mutter-Kind-Familie kannte. Homosexualität stand ja sogar noch unter Strafe, was sollte man da ein Zusammenleben regeln?
Heute erleben wir das anders. Bei mir in der Kleinstadt auf dem Land fällt es mir nicht so auf, aber sobald ich in die Stadt komme, sehe ich Menschen, die sich in offenbar (und zwar ebenso offenbar wie Heteros!) in Liebe zugetan sind. Wer bin ich denn, denen vorschreiben zu wollen, dass sie aber nicht heiraten dürfen, weil Ehe unter Gleichgeschlechtlichen nun mal gegen die Natur, das Gesetz, den guten Geschmack, die überlieferte Tradition, etc. pp. sei?
Nein, Wer sich bindet, übernimmt auch Verantwortung, und die darf m.E. jeder übernehmen, der sich dazu bereit erklärt. Und wenn diese beiden Kinder auf deren Weg ins eigene Leben erziehend begleiten möchten, dann sollen sie bitte dürfen!
Ich begrüße das neue Gesetz, weil es von niemanden etwas fordert (außer Toleranz) und vielen, vielen Menschen etwas bisher Verwehrtes ermöglicht.