Ich denke – so lange Schwule und Lesben es für wichtig erachten, sich in ihrem Eros eigens auf illustren Straßenparaden gegenüber der Gesellschaft produzieren zu müssen (und das nicht gerade als Demonstration in Anzug und Abendkleid), sind sie für sich selbst wohl noch nicht in der gesellschaftlichen Normalität angekommen – das wird sich auch durch eine Ehe für alle nicht ändern.
Es ist ja so, daß Menschen in Minderheitssituation oft weniger an der Gesellschaft, als an sich selbst zu leiden haben – die Gesellschaft wird hier lediglich zum schmerzhaften Spiegel der Norm, durch schieres Mehrheitsverhalten seiner Menschen.
Und dann beginnen eben jene bedauernswerten Versuche, den Mainstream im Sinne der Minderheit aufzubrechen - wenn zum Beispiel versucht wird, hinter der heterosexuellen Ablehnung homosexueller Praxis, die gesellschaftsbedingte Verdrängung einer allseitig angelegten sexuellen Veranlagung nachzuweisen – und dabei ganz vergisst, daß die eigenen Veranlagung ja dann ebensolche Verdrängungen vorgenommen haben müsste und das auch noch ganz gegen den gesellschaftlichen Einfluss.
Als ich vor Jahren in einem Forum auf Grund aufdringlicher zwischengeschlechtlicher Auftritte, halb spaßhaft eine weibliche Sessionpartnerin mit xx- Chromosomen suchte – wurde diese Ausdrucksweise tatsächlich von einigen Menschen als diskriminierend empfunden.
Es ist dies eben die Gefahr aller Minderheiten, daß sie den gesellschaftlichen Mangel zur Tugend erheben, um sich als elitär wahrzunehmen. Schwule, Moslems etc.
Die Probleme die ich hier gesellschaftlich sehe, sind da ehe die familiären Folgeerscheinungen. Das kann gesellschaftlich relevant werden, muss es aber nicht.
Die Politik wird gerne zur Verantwortung gezogen, wenn der Mensch am Menschen leidet. An der menschlichen Zurückhaltung der heterosexuellen Welt gegenüber den Homoauftritten im Alltag wird auch die Politik nichts ändern, und der Islam kann hier so sehr „zu UNS“ gehören wie die Politik immer möchte, wenn daraus keine familiäre Interaktion der religiösen Gruppen entsteht. Kindern von Eltern einer gesellschaftlichen Minderheit, nützt die politische Gleichstellung auf dem Schulhof und in den als „peinlich“ empfundenen Situationen recht wenig.
Wir leben in einer Zeit, in der die persönliche Selbstverwirklichung, das Kind längst als bloßen Gegenstand dieser Selbstverwirklichung handelt. Das „Recht auf ein Kind“ als Teil persönlichen Glücks, steht hier oftmals im Widerspruch zum Glück des Kindes als Solches.
Da ich das Adoptionsrecht ohnedies für Reformbedürftig halte, könnte das in der Folge auch mehr vom Ehestatus getrennt werden. Um hier gesellschaftlich unmissverständlich zu werden, könnte in diesem Zusammenhang auch ein „Recht des Kindes auf Vater & Mutter“ verankert werden, um damit zugleich auch mal das ganze Chaos der menschlichen Reproduktionstechnik und der Patchwork-Verhältnisse „Kindeswohlbezogen“ in den Griff zu bekommen.
Und natürlich dürften die Reaktionen einzelner gesellschaftlicher Gruppen auf ein solches „Recht des Kindes auf Vater & Mutter“ ebenso entlarvend wie erhellend wirken.