Wenn ich das so lese... Warum fällt es vielen Frauen so schwer, auch mal ganz deutlich NEIN zu sagen und dass der Mann (oder wer auch immer) gerade eine rote Linie überschreitet?
Sie haben eine eigene Haltung, stehen aber nicht dazu? Warum? Männer machen das doch auch, und viele Frauen und überhaupt andere Menschen.
Ist das unweiblich? Ärgert er sich dann? So what? Denn um wen geht es da gerade - ihn oder mich/dich?
Ist das die "devote Grundhaltung" - er trifft die Entscheidungen, und setzt sie durch? Und sie "muss" es erdulden?
Heutzutage wohl kaum noch, oder?
Ich war letztens mit einer Freundin weg, in einem sehr coolen Erotik-Club, den alle im Rhein-Main-Gebiet sicherlich kennen. Bar. Sie kleines Schwarzes, Overknees, High Heels, ich ähnlich nur ohne Heels. Typ, der sich in der Szene nicht auskennt, rückt immer näher an alle Frauen ran. Meine Freundin versucht ihm auszuweichen, rutschte unangenehm berührt auf dem Hocker hin und her und signalisiert dabei Hilflosigkeit. Ich gehe erst jedes Mal demonstrativ einen Schritt beiseite, dann einmal um ihn herum, damit ich mit meinem Grüppchen weiter reden kann. Beim vierten Mal, da er die nonverbalen Zeichen nicht versteht oder nicht verstehen möchte, nehme ich ihn beiseite und erkläre ihm ganz deutlich, dass er Abstand zu wahren hat, und zwar zu jeder Frau hier, egal wie sexy die gekleidet ist. Bis er ev. dazu eingeladen wird, sich zu nähern. Sonst Rausflug, hochkant, und Hausverbot. Eine Femdom sagt ihm das ebenfalls sehr, sehr entschieden.
Manche kriegens nicht in den Kopf, und haben damit verschissen. Ok. Er ist dann gegangen.
Was mich dabei mehr beschäftigt: Weder ich noch die Femdom haben ein Problem damit, dem Kerl ganz deutlich die rote Linie aufzuzeigen. Meine devote Freundin konnte das nicht. Sie fand ihn schrecklich aufdringlich und kann jetzt nicht mehr ohne männliche Begleitung in diesen Club gehen. Ok. Ich würde da alleine UND nackig reingehen. Auf meinen Einwand, Mädchen, du musst dich mal durchsetzen, kam nur: Nee, muss ich nicht.
Tja.
Wenn ich mit meinem Partner auf einer Matte zugange bin, werde übrigens immer ich von den Männern angesprochen, ob sie mitmachen dürfen. Bei meiner Freundin wurde ihr Begleiter angesprochen. Warum?
Das kann doch nur am Selbstverständnis liegen, das frau ausstrahlt, wie sie wahrgenommen und behandelt wird. Sie strahlt (auch für mich wahrnehmbar) aus, dass sie dem nichts entgegenzusetzen hat. Aber devot oder nicht - das muss man doch nicht jedem gegenüber sein, oder? Oder nicht immer und jederzeit. Weder Fremden gegenüber noch dem Ehemann.
Ich würde der Frau des TE daher gerne raten, sich zu überlegen, was SIE möchte. Und das zu sagen und dazu zu stehen. Das würde ich eh jedem raten. Das gilt für beide, genau wie das Recht, sehr deutlich Nein zu sagen.
Und das Zugeständnis, solche Bedürfnisse im Falle eines Nein anderweitig ausleben zu dürfen (safe natürlich), denn das stabilisiert die Beziehung mehr als dass es sie gefährdet. Abschied vom Müssen, und vom Besitzdenken.
Zu all dem muss man erstmal hinkommen... Is klar. Und wenns gar nicht funzt, würde ich mich immer trennen. Ich treffe nämlich meine Entscheidungen selbst, und wenn nach langen, auch konstruktiv eingefädelten Verhandlungen gar nichts passiert, nehme ich mein Leben selbst in die Hand. Ich hab nämlich nur dieses eine.