Gleichnis
Es war einmal ein Herr, der wurde stolzer Eigentümer eines wundervollen Automobils. Das Auto konnte nicht reden, es konnte nichts fordern, denn es war ein Auto. Aber es diente seinem Herrn stolz und aus vollem Herzen.
Mit seinem Herrn am Steuer, brachte es ihn sicher an jeden Ort, bei Sonnenschein und Regen, im Sommer, genauso wie zu jeder anderen Jahreszeit.
Und während es seinem Herrn diente, sollte es dem Auto an nichts mangeln, versprach der Herr. Der Herr pflegte es, sorgte für eine regelmäßige Wartung, rechtzeitige Ölwechsel, tankte das gute Super-Benzin und fuhr wöchentlich in eine Waschanlage, um das Auto außen und innen zu reinigen.
Doch eines Tages konnte das Auto seinen Herrn nicht mehr fahren, es konnte ihm nicht mehr dienen, auch wenn es gewollt hätte. Was war geschehen?
Das Auto konnte ja nicht reden, nichts fordern und nicht klagen, denn es war ein Auto. Es war von seinem Herrn, von dessen Beobachtungsgabe, Entscheidungen und Verhalten abhängig. Der Herr aber war nachlässig geworden. Da das Auto ihm zuverlässig diente, dachte er, es reiche aus, nur noch jedes zweite Jahr zur Wartung und zum Ölwechsel in die Werkstatt zu fahren, außerdem war das ja günstiger. Auch tankte er nur noch normales Benzin, denn damit fuhr das Auto ja auch. Eine Beule, die er ins Auto gefahren hatte, lies er nicht ausbessern und fuhr nur noch unregelmäßig zur Außen- und Innenreinigung, so dass der Lack außen immer matter und die Sitzpolster immer fleckiger wurden.
Und das Auto diente trotzdem weiterhin stolz seinem Herrn, denn das war seine Natur.
Es hätte ihm gerne gesagt, dass die nicht ausgebesserte Beule unter der Lackschicht zu Rost geführt hatte, der sich nun weiter in die Karosserie fraß und bereits tragende Teile angriff.
Es hätte gerne darauf hingewiesen, dass die Entscheidung des Herrn, sich seltener um die Wartung und Pflege zu kümmern, dazu führte, dass Kühlmittel- und Ölstand gefährlich niedrig waren und auch die Bremshydraulik unerkannt undicht war.
Es hätte gerne dem Herrn gesagt, er bräuchte nicht den glänzenden Lack und die schicken Polster anderer Autos bewundern, er bräuchte nur den Lack und die Polster des eigenen zu pflegen, dann würden sie bald wie neu strahlen.
Und es hätte gerne dem Herrn gesagt, dass es mit dem Super-Benzin schneller und vibrationsärmer fahren könnte und der Motor hierdurch auch viel länger halten würde.
All das hätte das Auto sagen können, wenn es hätte können, aber es war ja ein Auto. Und Autos reden nicht, fordern nicht und klagen auch nicht, sondern dienen ihrem Eigentümer widerspruchslos.
So diente das Auto klaglos seinem Herrn solange es konnte. Aber irgendwann konnte es nicht mehr und ging kaputt.
Und die Moral von der Geschichte ist nicht, dass der Herr das Auto wegwirft und sich eben ein neues kauft.
Vielmehr ist doch die Frage, ob ein Eigentümer mit seinen Entscheidungen und seinem Verhalten zeigt, dass er an einem sehr guten Zustand seines Autos interessiert ist und daran, dessen Wert für sich zu erhalten, oder ob er zu den Herren gehört, die zeigen, dass ihnen genau das egal ist.
Im Übrigen sei letzteren Herren gesagt: ihr wisst nie, wann euer Auto kaputt geht und wie. Aber ihr könnt euch gewiss sein, dass es sehr wahrscheinlich kaputt geht, weil ihr euch nicht darum kümmert. Und wenn die Wahrscheinlichkeit steigt, dann auch die, dass ihr dabei in eine Unfall verwickelt werdet und selbst zu schaden kommt, nicht nur das Auto.
In jedem Fall kann euer Auto dann nichts dafür, denn es ist nur ein Auto, es redet nicht, es fordert nicht, es ist abhängig davon, dass der Herr sich um alles kümmert, was das Auto braucht.