1.Die größere Gruppe derer, welche "nur" SM betreiben und (so meine provokannte These) der/die Dom, dem/der Sub seine masochistischen Gelüste befriedigt und
Eine sehr einseitige Sicht der Dinge, finde ich. Reiner SM befriedigt beide Parteien (die ich in dem Zusammenhang auch nicht Dom/Sub nennen würde, sondern Top/Bottom, den bei reinem SM spielt Dominanz und Submission nunmal keine Rolle). Mir ist das bisher übrigens äußerst selten begegnet, bei den meisten Paaren, die ich kenne und die SM praktizieren, ist auch ein mehr oder weniger starkes Machtgefälle vorhanden.
2.der kleineren Minderheit welche zusätzlich 24/7 Ds leben, bei der der/die Sub nicht oder nur leicht masochistisch ist, dafür aber eher ihre devoten Neigungen ausleben wollen.
Leicht masochistisch trifft auf mich sicherlich nicht zu, das ist dann schon eher stark ausgeprägt. D/s schließt aber doch Sadismus und Masochismus nicht aus bzw. muss diese unbedingt "überdecken", nur weil es 24/7 besteht. Unser Machtgefälle ist (für uns) permanent spürbar, die masochistische Ader will aber nunmal auch ausgelebt werden (so wie bei Anderen die Neigung, sich fremdbenutzen zu lassen, was man dann gemeinhin O nennt...)
Was meint ihr, wie stark sind alle diese Ausprägungen und Veranlagungen in unserer heutigen Zeit Gesellschaftsfähig.
Gesellschaftsfähigkeit in diesem Zusammenhang ist ein zweischneidiges Schwert.
Letztlich bedeutet das, dass ich bzw. mein Lebensstil den Maßstäben der Gesellschaft, in der ich lebe, entspricht oder eben nicht.
Ich sehe unsere 24/7 Beziehung in erster Linie als unsere private Beziehung und unseren gemeinsamen Lebensstil, der uns etwas angeht und nicht unbedingt die Frau Müller von nebenan. In diesem Sinne ist es durchaus gesellschaftsfähig, weil unsere Gesellschaft uns die Freiheit lässt, unsere Sexualität und unsere Partnerschaft so zu gestalten, wie wir das möchten. Solange, und das ist der wichtige Punkt dabei, wir die Freiheit anderer Mitglieder der Gesellschaft damit nicht beschneiden.
Für mich bedeutet das, dass ich meine Lebensweise, die eben nicht der gesellschaftlichen Norm von gleichberechtigten Geschlechtern entspricht, nicht jedem auf die Nase binde, der mich nicht danach fragt. Dass ich mit meinem blaugrünen Arsch nicht in der Sauna rumwackle und dass ich im Restaurant nicht auf dem Boden kniend aus einem Napf schlabbere.
Das Machtgefälle besteht aber dennoch weiterhin, wenn es sich überhaupt zeigt, dann eben sehr viel subtiler als in den eigenen vier Wänden.
Ich habe die Freiheit, mich unserer Beziehungsform entsprechend natürlich privat, aber auch in einschlägigen Clubs oder auf Parties, zu verhalten. Außerhalb dieses Rahmens erwarte ich keine Gesellschaftsfähigkeit für meine Sexualität, denn die Sexualität Anderer geht mich auch nichts an und interessiert mich auch nicht.
Im Übrigen würde ich die Gesellschaftsfähigkeit eines Machtgefälles zwischen Geschlechtern auch gar nicht wollen, unsere Gesellschaft wäre um ein Vielfaches ärmer, wenn mein persönlicher Lebensstil die allgemeine Norm darstellen würde.
Der Sperling