Ich persönlich halte ...
... solche allgemeinen Definitionsversuche für relativ schwierig, weil sowieso jeder seine eigene Ansicht und sein eigenes BDSM hineininterpretiert.
Wir leben nach unserer Auffassung eine alltagstaugliche Mischform aus EPE und TPE. Das Bewusstsein für diese Beziehungsform ist in unseren Köpfen 24/7 vorhanden, das Machtgefälle jederzeit abrufbar, aber nicht notwendigerweise ständig sichtbar und aktiv ausgelebt.
TPE und EPE bedeuten für uns in diesem Zusammenhang, dass das gesamte Leben meiner Sklavin und ihre gesamten Aktivitäten, aber auch ihre Gefühle und ihr Denken offen und transparent in meinem Sinne ausgerichtet sind.
Es bedeutet Vertrauen in ihre Intention immer in meinem Sinne zu handeln, aber nicht dass ich alles selbst steuere bzw. kontrolliere. Meine freie Lebenszeit weiss ich besser zu nutzen, als mich um sinnfreie Anordnungen bezüglich Kleiderfragen oder Toilettengänge anbelangt zu kümmern. Der Alltag muss von selbst und ohne mein Zutun in meinem Sinne funktionieren. Soviel Eigenständigkeit erwarte ich von meiner Sklavin.
CIS ist für mich einfach eine Steigerungsform von TPE bei der der Boden der kontinuierlichen Konsensualität zu Gunsten eines allumfassenden, unwiderrufbaren Metakonsens verlassen wird.
Auch ein Metakonsens wie wir ihn für unser nach dem RACK-Prinzip ausgerichteten BDSM haben bedarf m.E einer ständigen Erneuerung und Anpassung an die Lebens und Alltagverhältnisse beider Beteiligten und sollte auch zwingend eine Ausstiegsklausel enthalten.
CIS bedeutet für mich aber genau gegenteilig einen einmaligen, für beide seiten unverrückbaren Konsens der nicht mehr hinterfragbar oder veränderbar ist. Denn wenn eine solche Vereinbarung lediglich der Willkür des Herrn Tür und Tor öffnet, kann es kein Konsens sein und hat damit mit einvernehmlichen BDSM im Sinne dieser weltweiten Szene nichts mehr zu tun sondern ist m.E. ein Fall für Psychiater oder Staatsanwälte.
Ein unveränderbarer Konsens wäre für mich aber Stillstand und Ende. Ich besitze ja nicht nur ein lebloses Objekt sondern einen selbstbewussten, kreativen und denkenden Menschen der mich auch inspirieren und mit mir zusammen neue wege gehen soll.
ausserdem kann niemend an einem bestimmten Punkt für sein gesamtes weiteres Leben im Vorraus endgültige Einweilligungen geben ohne den gesetzlichen und für mich vor Allem den ethischen Rahmen unserer Gesellschaft zu verlassen.
Für mich sind Beziehungsformen wie CIS oder gar DEBRIS daher nicht wirklich alltagstauglich lebbar sondern bleiben hypothetische Konstrukte, dennen sich in der Praxis manche Menschen mehr oder weniger tatsächlich zu nähern versuchen.
Hier noch ein paar andere Definitionsversuche:
GentleDom
24/7
Jeder nutzt diesen Begriff anders, es gibt keine allgemeingültige Definition. Jede BDSM – Beziehung die durchgängig, also an allen sieben Tagen einer Woche und 24 Stunden eines jeden Tages ausgeübt wird, ist eine 24/7 Beziehung. Der Begriff sollte daher am besten mit der passenden Spezifikation genutzt werden, z.B. 24/7 EPE).
EPE
Erotic Power Exchange bedeutet, dass die gesamte Entscheidungsgewalt über sexuelle Dinge vom devoten auf den dominanten Part übertragen wird. Wo Erotik, oder korrekter ausgedrückt die Sexualität, anfängt und endet, ist hier nicht immer klar zu sehen. Meist bedeutet EPE einfach, dass der dominante Part den Körper des devoten Parts zu seinem eigenen Lustgewinn gebrauchen kann, wann immer und wie immer er will.
TPE (auch APE genannt)
TPE steht für Total Power Exchange. Die gesamte Entscheidungsmacht über alle Lebensbreiche des devoten Parts liegt bei dieser Spielart in den Händen des dominanten Parts. Uneins sind sich TPEler selbst in der Frage ob, und wenn ja, wo die Grenzen von TPE liegen. Manche nehmen es wörtlich und meinen, der dominante Part entscheide sogar über Leben und Tod. Andere meinen, es müsse dem geltenden Recht entsprechen und wieder andere TPEler finden, dass nur das, was moralisch zu rechtfertigen ist, dem Dom erlaubt sei. Letztere Auffassung hat das Problem, sehr schwammige Grenzen zu haben, denn Moral ist keine verlässliche Grenze. So hat jeder andere Sichtweisen und damit auch andere Moralvorstellungen.
CIS
Einigen BDSMlern war die Auffassung vieler TPEler zu lasch, zudem kann nach vielen TPElern auch mit einem Safeword gespielt werden und die Sub darf ihren Dom in letzter Konsequenz verlassen. So entwickelte sich CIS (complete irrevocable Submission), eine Beziehungsform, in der der devote Part dem dominanten für immer die vollkommene Macht über sich überträgt (irreversibel und eingeschlossen darin sind Finanzen, Familie und auch das Leben). CIS ist die extremste aller möglichen Unterordnungen und wird von nur wenigen BDSMlern erstrebt oder gar ausgelebt.
DEBRIS
Von den CISlern spaltete sich dann wiederum die DEBRIS Fraktion ab, kurz zusammengefasst sehen diese nur die rechtlichen Grenzen als Grenzen der Führung an. Handlungen die gesetzlich verboten sind lehnen sie ab, die Verwaltung der Finanzen liegt zum Beispiel beim dominanten Part, auch über soziale Kontakte bestimmt er, aber er könnte nicht über Leben und Tod der Sklavin entscheiden. Ebenso darf die Sklavin ihren Herrn verlassen, da eine Einwilligung in den Status Sklavin rechtlich von der Sklavin jederzeit wieder aufgelöst werden können muss (siehe Rechtliches beim Metakonsens). Im Rahmen des rechtlich zulässigen ist es also eine „Alles oder Nichts Situation“. Die Sklavin hat alles zu ertragen, außer sie beendet die Beziehung. Ob ein daraus resultierender extremer psychischer Druck evtl. zu einer Strafbarkeit von Debris Handlungen führt (Stichwort Nötigung in einem Abhängigkeitsverhältnis), wäre eine interessante Frage für einen Strafrechtler. Als Splittergruppe einer Splittergruppe kommt dieser Fraktion keine allzu große Bedeutung zu.
oder aus der SZ
CIS
Während 24/7 bedeutet, dass Sub vom Top zu jeder Tageszeit aktiv gesteuert und kontrolliert WIRD, heißt TPE (Total Power Exchange), dass Top in jedem Bereich Macht über den Sub hat und diese ausüben KANN, wann immer Top das will, ohne es 24/7-mäßig jederzeit zu tun.
Allerdings kann TPE 24/7 beinhalten. 24/7 setzt TPE voraus, es sei denn, bestimmte Lebensbereiche sind explizit ausgeklammert.
CIS (completely irrevocable submission) wiederum ist die radikale, dauerhafte, unwiderrufliche Form von TPE.
Soweit rechtlich möglich, gibt Sub alle Rechte und jeglichen Besitz an Top ab, um damit lebenslang vom Top abhängig sein.
TPE hat letztendlich eine freiwillige Basis, einen Konsens, bzw. Metakonsens, was impliziert, das sich sowohl Top als auch Sub daraus ohne negative Folgen lösen können.
Im Falle von CIS kann "idealerweise" nur Top die Beziehung beenden. Wenn Sub dies versucht, entstehen Sub daraus in der Zukunft immense (meist wirtschaftliche) Nachteile, soweit juristisch durchsetzbar, da zu Beginn des CIS-Verhältnisses bestimmte rechtsgültige Verträge abgeschlossen wurden, die lebenslang gelten sollen.
TPE
Der englische Begriff Total Power Exchange bedeutet wörtlich übersetzt »totaler Machtaustausch«.
Das Beziehungskonzept TPE kann sadomasochistische Elemente beinhalten, muss aber nicht. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf D/s.
Bereits die korrekte Definition von TPE ist höchst umstritten, noch mehr allerdings das Partnerschaftsmodell selbst. Dies liegt u. a. daran, dass viele BDSMler innerhalb einer solchen Beziehungsform dem Aspekt Metakonsens bzw. Konsensualität (Einvernehmlichkeit) nicht ausreichend Rechnung getragen sehen. Darüberhinaus wird völlig zu Recht häufig die Frage nach der zunehmenden psychischen Abhängigkeit des Bottoms gestellt.
Zudem hängt es IMMER von den internen Absprachen der Beteiligten ab, wie weitreichend die Verfügungsgewalt des Tops über den Bottom und sein Leben ausfallen soll. Auch dies führt dazu, dass über die "richtige" Definition von TPE häufig erbittert gestritten wird, weil jeder meint, seine Definition sei die einzig wahre. Für die einen gehören gewisse Aspekte eben unbedingt zu dieser Form von Lebensgestaltung dazu, während dieselben Aspekte für die anderen vollkommen entbehrlich sind. Daher wird eine universal gültige, zu jedem passende und auf "alle" zutreffende Definition nie möglich sein.
Das Wort »total«, welches auch im Sinne von »absolut« verstanden werden kann, bezeichnet im übrigen NICHT den Zustand oder auch Status quo der jeweiligen Beziehung, sondern ist als mittel- oder langfristiges Ziel zu begreifen. Eine totale bzw. absolute Unterwerfung des Bottoms/Sklaven wird oft sehr wohl angestrebt, ist aber in der Regel erst nach längerer Zeit oder sogar niemals zu erreichen, weil persönliche Tabus dies u. U. verhindern könnten. Eine TPE-Partnerschaft ist nämlich wie jede andere Beziehung auch in einem ständigen, fortschreitenden Entwicklungsprozess begriffen und stagniert somit selten dauerhaft.
Der Hauptpfeiler des Partnerschaftskonzepts TPE bzw. der Punkt, den alle TPE-Beziehungen gemein haben, ist die permanent vorhandene (zumindest geistige) Präsenz einer Machtverschiebung. Beiden Partnern ist stets klar, dass sie sich bewusst und einvernehmlich auf ein stark ausgeprägtes Ungleichgewicht im Machtgefüge eingelassen haben.
TPE als Beziehungsform umfasst ja ganz klar auch die nicht sexuellen Lebensbereiche. Dies KANN und wird in vielen Fällen die Entscheidungsbefugnis sowie Kontrolle des Tops über Finanzen/Geldausgaben/Vermögen, Arbeitsplatzwahl, Freizeit- und Urlaubsgestaltung sowie familiäre und freundschaftliche Beziehungen des Bottoms beinhalten.
Damit geht TPE weit über EPE (Erotic Power Exchange = erotischer Machtaustausch) hinaus. Bei EPE endet das Machtgefälle quasi an der Schlafzimmertür der Beteiligten, weil die Partner lediglich beim Sex vorher feststehende Rollen "spielen", während sie im Alltag in den meisten Fällen gleichberechtigt sind und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.
Auch der Begriff 24/7 muss von TPE abgegrenzt werden, weil er nicht dasselbe wie TPE bedeutet. 24/7 definiert im Grunde lediglich die Zeitdauer, in der Top und Bottom in ihrer jeweiligen "Rolle" agieren. Jedoch wird durch den Begriff 24/7 allein keinesfalls die individuelle Ausprägung des Machtgefälles beschrieben.
Natürlich wird in vielen TPE-Verhältnissen eine 24/7-Versklavung de facto gelebt bzw. zumindest angestrebt. Allerdings liegt der Unterschied zu TPE vor allem darin, dass der Bottom innerhalb einer TPE-Beziehung in aller Regel keinerlei Besitzansprüche mehr haben darf. Bei 24/7-Partnerschaften ist dies nicht zwingend so, was natürlich Auswirkungen auf das Machtverhältnis hat: Der Bottom ist dadurch nicht gar so stark vom Wohlwollen des Tops abhängig wie in einer TPE-Beziehung; hierdurch ist auch die Verantwortung des Tops nicht ganz so groß.
Um die Verbindlichkeit der Vereinbarungen zwischen beiden Partnern, die TPE miteinander leben wollen, symbolisch zu unterstreichen, wird oft ein sog. Sklavenvertrag geschlossen. Manchmal wird der Bottom zum Zeichen seiner völligen Unterwerfung unter den Willen des Tops auch durch eine Tätowierung, ein Cutting oder ein Branding "unwiderruflich" bzw. auf Dauer als "Eigentum" des Tops gekennzeichnet.