Ich habe das Geschenk zweimal bekommen.
Zum ersten Mal von meinem geliebten Mann,
zu einer Zeit,
in der es sicherlich wenige Menschen gab, die so etwas taten.
Das 1961/62.
Mein Mann war auf einem langen Lehrgang,
kam nur am Wochenende, wenn überhaupt nach Hause.
Seine Sehnsucht war offenbar übermächtig.
Er hat sich allein,
mit der Zigarre, die er damals noch rauchte,
den Anfangsbuchstaben, meines Vornamen ( I ) auf eine Pobacke gebrannt.
Zum Glück war es die letzte Woche.
Als er nach Hause kam, hatte sich die Brandwunde entzündet!
Ich war nur entsetzt.
In keinster Weise überhaupt wert,
dieses Geschenk als solches zu erkennen
und eben entsprechend anzunehmen.
Ich "durfte" (mußte) es vier Wochen pflegen.
War wirklich schlimm.
Liebe allein konnte hier nichts ausrichten.
Zum Arzt gehen?
1961/ 62 undenkbar.
Es blieb, wie zu erwarten, eine große Narbe,
denn eine derartige Entzündung hinterläßt tiefe Spuren.
Mein Mann war lebenslang stolz.
Es dauerte eine Weile, bis das zu mir übersprang.
Aber wir waren beide eh am Anfang unserer "besonderen" Ehe.
Später erfüllte mich diese Narbe am Körper meines Mannes,
jedes Mal mit einem großen Glücksgefühl.
Sie durfte sich bis zu seinem Tod,
an unendlich vielen Streicheleien und Küsse erfreuen.
Mein SM Freund,
den ich 1994 kennenlernte,
und mit dem mich ziemlich schnell eine intensive
sado/masochistische Beziehung verband,
bettelte bereits nach wenigen Wochen um ein Tatoo,
als Zeichen, daß er "mir gehörte",
so nannte er es, so wünschte er sich das.
Ich habe ihn erst einmal hingehalten.
Irgendwann gemeint,
wenn wir ein Jahr zusammen sind und du das immer noch willst,
dann meinetwegen.
Er begehrte es auch dann noch.
Brennender, denn je zuvor.
Auch mit diesem Zeichen,
es ist ein Tatoo, das ein Freund gestochen hat,
(er war Tätowierer)
verbinde ich besondere Gefühle.
Ich erfüllte meinem Freund s e i n e n Wunsch.
(Das Tatoo ist in meinem Album zu sehen)
Die Peitsche ist sein Geschenk gewesen
und war seine und meine Lieblingspeitsche,
und er wünschte sich meinen Namen,
wie ich ihn beim Unterzeichnen schrieb, auf seinem Körper.
Während er das Tatoo bekam,
lag er auf einer Liege,
auf meinem Schoß.
Entspannt und seelig.
Später mit großem Stolz!
Auf Parties sprang dieser Stolz,
in genau dieser Form auf mich über.
Sonst verband mich mit ihm ein ganz tiefes Band einer ganz besonderen,
von tiefer Zuneigung geprägten, Freundschaft. (BDSM)
Unsere Beziehung erfuhr durchaus Krisen.
Aber immer, wenn er nackt vor mir stand,
und ich sein Tatoo sah,
war er mir so nah, wie ich es nicht sagen kann.
Wir haben gegenseitige Krisen gemeistert.
Er Krankheit (und Desinteresse an SM, war für ihn furchtbar.)
Ich die Trauer um meinen geliebten Mann.
Beide Männer haben sich sehr geschätzt und gemocht.
Aber beide Zeichen habe ich anfangs ganz sicher nicht verdient.
Habe aber beiden Männern später wiederholt gezeigt,
daß ich im Laufe der Zeit eine ganz besondere Nähe spürte,
durch diese Zeichen, zu beiden.
Eine Verbindung die irgendwie etwas Besonderes ist.
Die mich doch auf besondere Weise beglückte,
immer wieder aufs Neue.
Der Tod nahm mir die beiden Männer und diese,
für mich so wichtigen "Zeichen", die sie trugen.
Denn normalerweise bin ich kein Freund von diesen Zeichen,
das sehe ich, wie es hier auch einige schon gesagt haben.
Aber ich denke
mit den tiefsten und unterschiedlichsten Gefühlen <heute> an diese beiden Zeichen.
Ich wünsche allen,
die Zeichen lieben,
so eine tiefe Bindung an die Person, die sie trägt.
L. Ingrid