Mir scheint auch ...
... dass es quasi unmöglich ist, Leute zu finden, mit denen man sich
wirklich über das eigene BDSM austauschen kann.
Natürlich findet man BDSMler – das ist einfach, aber – wie schon Ahja und Con_Sequenz sagen: Es ist schier unmöglich, jemanden zu finden, bei dem man das Gefühl hat, dass er wenigstens so ungefähr auf derselben Wellenlänge liegt wie man selbst, dass ihn so ungefähr dieselben Probleme beschäftigen, mit denen man sich selbst auseinandersetzt, dass die Art von BDSM, mit der er sich wohlfühlt, wenigstens so ungefähr dem entspricht, was man auch selbst praktiziert.
Es gibt offenbar einfach viel zu viele Aspekte, in denen man halbwegs übereinstimmen müsste, um dieses "Der versteht mich, und ich verstehe ihn"-Gefühl zu haben. Und man muss dazu noch nicht einmal das gesamte Spektrum von BDSM betrachten, wie es Con_Sequenz in seinem Koordinatensystem vorschlägt ... selbst, wenn man sich innerhalb dieses Systems nur auf einen eigentlich bereits recht kleinen Raum beschränkt, findet man so gut wie niemanden, der sich in halbwegs akzeptabler Sichtweite um die eigene Position herum befinden würde.
In unserem Fall – wir sind ein FemDom-Paar in einer liebevollen Partnerschaft mit beinahe ausschließlichem D/s-Aspekt (also eigentlich eine ziemlich eng umgrenzte Ecke in dem großen BDSM-Koordinatensystem) – ist es uns jedenfalls trotz umfangreicher Bemühungen nicht wirklich gelungen, angenehme und hilfreiche Kontakte zu knüpfen. Das scheint eben wirklich alles andere als leicht zu sein.
Dies ist jedenfalls die Erfahrung von Tamara und mir. Wir sind nicht zu Stammtischen unterwegs; stattdessen versuchen wir seit langer, langer Zeit in der Internet-Bloggersphäre Kontakte zu knüpfen. Dadurch – so dachten wir – wäre der mögliche Kreis nicht auf die einen Stammtisch besuchenden Leute unserer Region beschränkt, sondern würde sich weltweit erstrecken ... und tatsächlich
gibt es dort natürlich viele Leute, die auch in einer FemDom-Ehe leben und die auch D/s praktizieren – und dennoch sind diese jeweils so verschieden von uns, dass sich regelmäßig das genannte "Hier bin ich falsch"-Gefühl einstellt.
Offenbar sind TTWD*) eben doch so persönlich, besonders und individuell, dass es an ein Wunder grenzt, wenn man jemand anderen als "kompatibel" empfinden kann.
*) TTWD steht für "the things we do" – ein Ausdruck, den ich erst vor Kurzem zum ersten Mal gesehen habe, den ich aber im Grunde sehr gelungen finde: Spiegelt er nicht gerade das Problem wieder, vor dem wir hier stehen? "BDSM" ist viel zu allgemein, um ein "Hier bin ich richtig" fühlen zu können, selbst wenn man unter lauter BDSMlern ist. Dasselbe gilt auch für "FemDom", auch für "D/s-FemDom", auch für "D/s-Femdom in einer auf Liebe basierenden Partnerschaft" und und und. Im Grunde sind solche Etiketten nutzlos, wenn es darum geht, Leute zu finden, bei denen man sich "richtig" fühlt, denn auch wenn sie sich mit Fug und Recht dasselbe Etikett anheften wie man selbst, sind sie doch mit höchster Wahrscheinlichkeit totzdem völlig anders. "The things we do" (vielleicht auch noch mit Betonung auf dem "we") spiegelt m. E. sehr schön wieder, dass es kaum jemand anderen geben wird, der
auch "those things does" – jeder kann diesen Ausdruck benutzen, und doch bedeutet er für jeden etwas anderes. Ein ebenso tröstlicher wie auch trauriger Gedanke...
rené