BDSM und Kirche

... tu mich mit dem Thema nicht ganz leicht. Ich bin katholisch und Kirchgänger, denke aber auch immer wieder kritisch über die Lehren der Kirche nach - ohne jedoch für mich schon zu einem Schluß gekommen zu sein.

Ist es nicht bei allen Religionen so, das sie mit dem Thema "Sexualität" ein Spannungsfeld aufbauen? Warum ist Religion im wesentlichen Männersache? Warum werden aus "religiösen" Gründen Frauen unterdrückt und als Eigentum des Mannes betrachtet? Warum werden sie - religiös motiviert - so beschnitten, das sie keine Lust mehr empfinden können? Warum dürfen Frauen in der Öffentlichkeit ihr Gesicht nicht zeigen - aus Angst vor anderen Männern? Und warum richtete sich die "Heilige Inquisition" hauptsächlich gegen Frauen ? Und leben unsere Geistlichen wirklich keusch?

Ich bin heute fast der Meinung, dass Religion einfach nur ein Gegenpol zur Sexualität ist. Die allererste Geschichte in der Bibel berichtet ja davon, wie ein Mann und eine Frau gerade ihre "teuflische" Sexualität entdecken - und genau das wird dann als Ursprung alles Bösen dargestellt ...

... es gibt da auch dieses innige Hohelied Salomos....

jobus

du sprichst da nur von dem was einige ältere Herren aus einigen Religion gemacht haben.

es steht auch geschrieben: "ich sage euch liebet einander".
Mir ist nicht bekannt das da irgendwo gesagt wird:
Wer wem oder wie

Was die abrahamitischen Religionen (Christentum, Judentum, Islam) anbelangt, ist es leider Tatsache, dass sie überwiegend von "einigen älteren Herren" geprägt wurden.

Ja leider. Alte Männer machen "Gesetze" über Ehe,Sex, wollen mitreden bei Schwangerschaften, Scheidungen....usw.

Die die niemals das kennengelernt haben. Plötzlich ist das was zum Beispiel ein Papst
niederschreibt "Göttlicher Wille".Kann noch nicht mal der Nachfolger ändern weil es hat ja Gott gesprochen.

@*******aus du sprichst mir da aus der Seele. Ich verstehe auch den ganzen Zirkus nicht, was da im Namen der Kirche heutzutage alles noch passiert. Meines Erachtens sollte doch die Kirche im Dorf gelassen werden. Jeder der kirchlich ist und seinen Glauben lebt, der sollte das tun, aber bitte keine Verbindung zum BDSM herstellen. Das sind zwei grundverschiedene Schuhe und werden das auch immer bleiben. Wenn ich meinen fetisch als Sklave auslebe, denke ich mit Sicherheit nicht an Gott, sondern an meine göttliche Herrschaft der ich loyal diene und das aus innigsten Herzen heraus. Auch ich habe eine christliche Erziehung geniessen dürfen, kann aber das trennen. Wer das nicht kann, ist mit bestimmt falsch in dieser Gruppe.

bestimmt nicht!

ich sehe es zwar ebenso, dass man das durchaus trennen sollte. das gruppenthema hier ist aber in allererster linie mal bdsm, und nicht die trennung von bdsm zu sonstwas.

insofern ist die frage danach, wie sich das für jeden selbst vereinbaren lässt, aus ganz persönlicher sicht, durchaus völlig legitim.

DerFoenig

sehe ich (miss lamour ) genauso....
Consensual sex and Power ex Chance.
wenn ein Mensch Gott anhimmelt oder seinen Dom heißt es nicht für mich das er schwach ist.
religiöse glaube stärkt viele.

und (hoffentlich nicht off topic)..
ich frage mich:
wieso 'braucht' oder schätzt ein Dom seine sub oder Sklavin?
weil es eine Symbiose der Lust und liebe ist finde ich.
jeder darf sich mal fallen lassen....immer nur Dom zu sein ist auch einseitig.

Power exchange. ...das Spiel mit der macht und die Leidenschaft.
eine Sklavin sucht vllt Geborgenheit und ein Dom möchte seine fürsorglichkeit ausüben.
glaube an Moral Ethik oder christliche Religion hat auch mit sich fallen lassen zu tun.
finde ich....obwohl ich ein Heide bin der auch an Moral Ethik glaubt...halt nicht an einem Gott.

Ich bin kein Heide, halte es aber ebenso für heuchlerisch, dass die Kirche manchmal für sich beansprucht, die Erfinder von Moral und Ethik zu sein. Das ist meines Erachtens schlichtweg falsch.
Für mich ist übrigens meine christliche Prägung eng mit meiner Neigung verbunden. Damit meine ich nicht, dass ich meine Neigung mit besonderen Werten ausübe oder meinen Glauben an etwas höheres damit in Verbindung bringe, sondern das dieses ganze rituelle, spirituelle, mystische Setting um das Thema Kirche eine sehr erotisch Wirkung auf mich hat. Die Thematisierung des Leidens, die Gerüche, alte Materialien, Machtsymbole, teilweise archaische Gesänge, Unterwerfung, Führung, dunkelbunte Lichtstimmungen, Rituale, Feierlichkeiten, Kleidung. All das bringt Schwingungen, die ich auch beim BDSM spüre und die ich nicht trennen möchte.

Hallo,

ich habe jetzt 6 Seiten "Diskussion" kurz durchgescrollt und zu meiner Überraschung keinen Verweis auf die Organisation "SM und Christsein" gefunden, obwohl das Thema ja in deren ureigenes Kerngebiet fällt. Ich wollte hiermit auf die Gruppierung hinweisen, aus dem Rest halte ich mich heraus. Sollte ich einen ähnlichen Hinweis übersehen haben, tut mir das Leid.

die kannte ich noch nicht! danke für den hinweis!

Du solltest niemals an dir zweifeln.

Dein Gott sagte doch das alle in den himmel kommen die eine gute Absicht/Herz haben.
Da es zu Jesus zeiten kein bdsm gab...kann es keine Sünde jetzt sein.

Spaß gab es im altem Testament sicherlich auch.

fehlt nur noch der Beweis das es bdsm im altem Testament gab...oder die Römer und foltern...sorry !!!

Das würde doch auch heißen, dass wir unsere Entscheidungen nicht hinterfragen?
Also ich finde zweifeln wichtig....
Zumindest bis eine Entscheidung gefallen ist, zweifle und beleuchte ich sie.

Es ging aber auch nicht um Zweifel die Kajira_A hat.


Da lässt sich ganz viel finden, was man so auslegen oder interpretieren kann....

Wäre bestimmt einen eigenen Thread wert.

Aber:

und


LG

Das sehe ich ähnlich.
In D/s Beziehung wird dieses Gefälle oft klar artikuliert und ausgelebt.
Ob das jetzt ein offizielles Meister/Schüler-Verhältnis ist, oder nur der Respekt, der in anderen Kulturen gegenüber zB älteren Menschen bezeugt wird - es gibt ein Gefälle, das beide willig akzeptieren und das beiden etwas bringt. Und es sind immer beide, die etwas daraus lernen.

Ich erfahre das als sehr bereichernd.


Natürlich hat nicht jedes Paar den Anspruch gemeinsamer Weiterentwicklung, manchen reichen einfach Regeln, Hingabe, Lust. Das möchte ich damit auch gar nicht kritisieren.



Schwierig ist es, dazu ein passendes Bild aus der heutigen christlichen Kirche in Deutschland zu finden.
Da gibt es Kritik an alten Ritualen, alles wird hinterfragt und gern als „merkwürdig“ betrachtet.

Ich finde diese Kritik durchaus zu recht, mir scheint dass vieles davon nicht zu unserm Leben passt.
Aber das, was ursprünglich dahinter stand, war durchaus für viele Menschen wertvoll.

Hallo,

Gerne! =)

Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt abfällig wirkt: Eine ernsthafte Auseinandersetzung wirst du in einem Umfeld in dem auf dein Thema mit Beiträgen wie
geantwortet wird, kaum erreichen können. Ich wage die Vermutung, dass die User hier in dieser Hinsicht nicht die selben Probleme (gemeint ist der Konflikt von BDSM und Glaube/Kirche/Spiritualität) beschäftigen, wie dich. Mich beschäftigen sie zumindest nicht und ich bin bisher nur wenigen Menschen in der BDSM-Szene begegnet, die diesen Konflikt angesprochen haben. Deshalb würde ich dir raten, diese Auseinandersetzung mit dem Thema in einem Umfeld zu führen, das das selbe Interesse und die selben Probleme mitbringt, wie du. An dieser Stelle nochmal der Hinweis auf die Organisation "SM und Christsein".

Also ich find das Thema spannend und finds schön, dass Kajira_A das gemacht hat.
Ich find auch den Titel „BDSM & Kirche“ passend – da das Ganze mit Knieen und Herr und Unterordnung ja spezifisch für unsere hiesige Religion ist (ich glaub, ein Indianer empfindet seinen Manitu anders als ein Christ seinen Gott).

Das Spannungsfeld zwischen „knieen im Dom¹“ und „knieen vorm Dom²“ ist bestimmt da.

Ich denke, es kann sich gegenseitig befruchten, wenn eine/r sich sagt: ich gebe mich dem Großen (All oder Gott) hin und zugleich wähle ich eine/n Menschen als Herrn/Herrin, wohl wissend, dass er ein Symbol ist (und natürlich meine Liebe) – und so beißt sich das beides für mich nicht – es ist eins.

Andrerseits kann ich mir aber auch vorstellen, dass es sich für andere wie ein Anfall von Polyamorie anfühlt, in der Kirche vor dem einen Herrn zu knieen und zuhause vor dem andern. (spannende Zwischenfrage: ist Polyamorie eigentlich leichter als „1 Dom mit vielen Subs“ oder als „1 Sub mit vielen Doms“ möglich?)

necromander's Beitrag „Wahre Dominanz braucht keinen Gott“ fand ich auch sehr erhellend – da die Angelegenheit aus Dom-Sicht ja ganz anders ausschauen kann, als aus meiner Sub-Sicht...!
Wobei ich da crossbone_child's Beitrag supersympathisch finde, dass durchaus auch ein Dom sich als kleines dankbares Krümel gegenüber dem Universum und dem Wunder des Lebens fühlen kann. Und dass es eh ein Tanz ist, zu dem sich zwei Menschen entschieden haben, um sich die Erfahrung des Sub-Seins & Dom-Seins gegenseitig zu schenken.

Kajira_A, du sagst was über spirituelle Meister... Falls du magst, kann ich dir mal „Das Buch der Geheimnisse“ von Osho empfehlen – ich mag den Stil seiner Worte sehr. Ein uralter Wälzer über Geheimnisse zwischen Shiva und Devi – und er beschreibt sehr poetisch, wie Devi auf Shivas Schoß sitzt und ihn „trinkt“, seine Worte – Sichöffnen ist immer weiblich, sagt er. (ein süßer Zufall, dass sie auch noch „Devi“ heisst :-))

In diesem Buch las ich auch den bisher weisesten Text über „Annahme von Schattenseiten“:

betrachte-ja-nein.pdf


¹ Kirche
² Dominus

gibt eine seite, die nennt sich sm und christsein...

ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, bin mit meinem schluß 1. noch nicht wirklich fertig, aber 2. auch irgendwie nicht glücklich drüber...

andrerseits bin ich so gemacht worden und ich tu ja niemanden weh, außer natürlich, er steht drauf...

Habe ich vergessen …

Lieben Gruß,
Kal

Ich habe hier nun etliche Beiträge gelesen und kann viele Gedankengänge nachvollziehen, oder sehe sie ähnlich.

Grundsätzlich bin ich gläubig. Sicher anders als früher. Als Kind denkt (und glaubt) man, da oben sitzt ein alter Mann mit Bart in einem Sessel.
Heute ist es eher eine Sache, wo man denkt, da ist etwas Unerklärbares. Wie oder was auch immer das Unerklärbare sein mag.

Ich lebe meinen Glauben mit mir alleine aus. Ich gehe auch selten in die Kirche, sondern denke eher darüber nach und gehe in mich.

Von daher habe ich null Berührungspunkte.

Und letztlich sieht "er" es doch ´eh - als Allmächtiger

in dem ich mich befinde.
Ich hatte nie wirklich etwas mit Gott zu tun und die Kirche und Gott ist für mich gar nicht zusammen passend.
Im letzen Jahr fand ich dann zu Gott, ohne Kirche, ich hasse die Kirche und liebe Gott. Ich glaube an ihn und damit daran, daß nichts im Leben umsonst geschieht. Wir treffen immer gerade den Menschen der uns im Leben weiter bringt, uns in unserer Entwicklung weiter zu Gott bringt. Denn das ist unser Ziel, zu Gott zu finden und damit zu einem höheren Ich zu gelangen.
Aber wir müssen seine Gesetze achten und damit habe ich gerade jetzt ein Problem.
Seit diesem Jahr bin ich zu BDSM gekommen und ständig frage ich mich, kann Gott genau das wollen? Er stellt uns Aufgaben an denen wir wachsen sollen und Erkenntnisse gewinnen die uns weiter zu ihm führen.
Wer seine Gesetze kennt, wird nicht denken das diese Art der Sexualität in seinem Sinne ist. Trotzdem kann es auch kein Zufall sein....
Mein Zwiespalt also...will er mich prüfen...soll ich dem widerstehen und den Weg zu ihm strenger weiter verfolgen, oder gehört es zu meiner Entwicklung dazu hier weiter zu machen? Die Erkenntnisse die ich hier gewinne, bringen sie mich ihm näher?
Aber anders herum, setze ich mich damit auch viel mehr mit ihm auseinander, denke oft an ihn und frage ob der Weg der Richtige ist und bitte ihm um Führung in die richtige Richtung.
Ich denke aber auch, wenn er mir jetzt sagen würde höre sofort damit auf....könnte ich das?

Gruß
SamiraZ