Ein paar Gedanken von mir
So langsam gleitet es tatsächlich ab ins "Bashing", auch wenn es eher humoristisch gemeint ist. Auch wenn ein BDSM-Führerschein hilfreich wäre, eine Iso-Zertifizierung für den genormten Dom dem deutschen Wohlbefinden nach Regeln entsprechen könnte, so funktioniert aber unsere Szene halt nicht. BDSM ist ein Auffangbecken für so viele unterschiedliche Strömungen.
Fakt ist, es wird immer Leute geben die mit BDSM anfangen, aus den unterschiedlichsten Gründen und Motivationen, und diese Gründe sind vielfältig und müssen nicht immer unseren Vorstellungen entsprechen.
Die Szene ist ein Sammelsurium von unterschiedlichen Charaktereigenschaften, Neigungen und Bedürfnissen. Und man trifft auch auf eine Vielzahl an psychischen Auffälligkeiten. Sowohl auf der passiven, als auch auf der aktiven Seite.
Ich möchte das Bild nicht ins Negative treiben, aber jeder der sich länger mit unserer Welt beschäftigt, wird feststellen, es gibt viele Abgründe die sich auftun können. Wir sind ein Mikrokosmos in der Gesellschaft, und daher die Essenz aus dem was in der anderen Realität auf einem anderen Level stattfindet. Hier sind die guten wie die schlechten Eigenschaften die einen Menschen ausmachen besonders deutlich mit er Zeit zu sehen.
Ich unterstelle aber, dass die meisten die hier Rat und Handreichung suchen, wahrhaft daran interessiert sind etwas zu lernen, sich zu verbessern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Jene die "nur" ihren Eigennutz im Sinn haben, die werden vielleicht nur in geringerem Maße hier nach Unterstützung suchen, denn, sie können ja alles, wissen alles und sind so oder so Beratungsresistent.
Ein paar Gedanken für die ersten Schritte, ergänzend zu dem was ich bereits geschrieben habe:
-Informiere dich
-Bewege dich in der Öffentlichkeit der SM-Szene, Stammtische & Playpartys
-Reflektiere dich
-Bilde dich weiter, Literatur, Workshops, Gespräche
-Bringe dich ein
-Sei Ruhig und beherrscht, du bist der Anker, der Fels. Du hat die Kontrolle, Unsicherheit überträgt sich ganz schnell ins Spiel und auf den Passiven
-Spiele, lieber etwas dezenter, als dass du es übertreibst
-Spiele für dich und deine(n) Sub, nicht für die Öffentlichkeit
-Lieber ein Spiel abbrechen als es aus dem Ruder laufen lassen, das ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche
-Niederlagen und Ablehnung können immer wieder passieren, lerne damit umzugehen
-Probiere es aus, was du anderen "antun" willst
Jemand erwähnte, man solle seinen passiven Partner bei den Spielen in die Augen schauen. Schwierig! Zum einen steht man bei der Session in der Regel hinter dem passiven Part, zum anderen würde man bei regelmäßigen Unterbrechungen auch den "Flow" zerstören, und meist haben die Passiven die Augen geschlossen.
Wenn ihr euch über das persönliche Befinden des Passiven nicht im Klaren seid, dann berührt hin und wieder die Haut. Wie fühlt sie sich an? Schweißbildung? Kalter Schweiß? Beobachtet die Körperhaltung während der Session. Ist sie Entspannt, oder doch Verkrampft? Ihr bekommt viel Feedback über reines beobachten. Manches kann man vielleicht noch nicht genau einschätzen, und es bedarf viel Erfahrung jemanden in den Subspace zu bringen, doch man wird dahinterkommen, wenn man mit klarem Verstand, offenen Auge und Respekt darangeht.
Damit komme ich zu einem weiteren Punkt, labert nicht die ganze Zeit mit eurem Passiven. Gebt dieser Person die Möglichkeit den Schmerz zu atmen, ihn zu inhalieren, ihn in Lust und etwas Schönes umzuwandeln. Eine Session muss nicht laut sein.
Ich habe mit der Zeit viele Leute begleitet, bei den ersten Schritten geholfen. Mit ihnen gespielt, sie an den Schmerz und die Lust herangeführt. In solchen Fällen ist es gut, wenn man seine eigenen Bedürfnisse etwas zurückstellt. Lieber einen Schritt weniger, als die Überforderung zu riskieren. Vor allem, überfordert euch nicht selber. Ihr müsst nicht direkt den höchsten Berg besteigen, sondern gebt euch die Möglichkeit euch zu entwickeln.