Absturz, Sub-Drop, Dom-Drop
Kann jederzeit vorkommen, und auch erfahrene BDSMler treffen. Betrifft sowohl Sub als auch Dom.
Vorab eine Warnung, viele Dinge habe ich jetzt dramatisiert dargestellt, zusammengefasst. Das ist kein "MUSS" passieren, sondern ein das "kann" mal vorkommen.
ABER: Abstürze sind nicht die Regel! Absolut nicht!
Hormone spielen in der Session, und auch ganz stark danach, eine große Rolle. Körpereigene Opiate beschleunigen einen zu ungeahnten Höhenflug, und wenn das Endorphin "fließt", dann ist alles geil und schön. Der Schmerz verwandelt sich in Lust, man kann mehr und mehr ertragen. Das ist der Moment in dem nichts anderes mehr zählt, alles andere keinerlei Bedeutung mehr hat. Diese tollen Gefühle nimmt man mit, und die meisten werden davon lange Zeit etwas schönes haben, dieser Flug hält an, sich einfach glücklich fühlen.
Beispiel:
Es kann sein, in Ausnahmefällen, man kehrt zurück auf den Boden der Tatsachen, landet im Alltäglichen. Hat vielleicht eine Spielbeziehung, wo der Dom mal nicht mit einem zusammenlebt. Man ist allein, muss sich mit dem erlebten beschäftigen, sich mit sich selber auseinandersetzen. Was hat man getan, was hat man zugelassen? Nach dem Höhenflug kommt die Frage, war ich das? Kommt die teils harte Landung. Angefangen über Zweifel, Selbstvorwürfe, Ängste, über Schuldgefühle, tiefster Traurigkeit bis hin zu Depressionen und auch Selbstmordgedanken ist die Palette breit gestreut. Aber auch der Abbau der Hormone nach der Session, in den nächsten Stunden und Tagen empfindet man als Traurigkeit ohne Grund.
Also auch die Senkung von Hormonen auf den natürlichen Level können Auswirkungen haben.
Warum? Speziell Anfänger sind oft auf sich allein gestellt. Sie sind alleine mit sich, mit ihrer Vorstellungswelt, mit ihren aufgestauten Wünschen, Hoffnungen und Träumen. Irgendwann platzt dieser Knoten, man kommt in die Situation in der man endlich seinen Bedürfnissen und Neigungen folgen kann. Es ist so toll, grenzenloses Glück. Das Spiel, vielleicht läuft es gut, richtig gut, dann ist man ganz oben dabei. Am Ende der Session, noch etwas auffangen, und Nähe mit dem Dom. Alles ist gut, man fühlt sich wohl. Zuhause angekommen, allein, mit sich selber. Niedergeschlagenheit. Keiner mit dem man reden kann. Absoluter Absturz. Schuldgefühle, was habe ich getan, warum habe ich das getan, wie konnte ich das nur zulassen. Du bist allein! Nur du, niemand mit dem du darüber reden kannst.
Aber auch wenn bei SUB in der Umgebung und im Alltag (Familie, Partner, Dom usw.) alles bestens ist, kann dieser Absturz auftreten.
Der Absturz kann aber auch während der Session schon eintreten. Sei es, dass man im Spiel aus der tiefen Emotionalität gerissen wird, durch äußere Eindrücke, durch situativ bedingte Momente, und aus dem schönsten Erleben wird das schlimmste Grauen.
Wie gehe ich in eine Session? Wie bereite ich mich, als der Führende auf die gemeinsame Zeit vor?
Hört sich banal ist, ist aber meist der richtige Weg: REDEN! REDEN! REDEN!
Es gibt vor der (ersten) Session ein Gespräch mit der Person mit der ich später spielen werde. Hier kläre ich sehr viele Dinge. Unter anderem den Erfahrungswert, die Erwartungshaltung, körperliche und seelische Erkrankungen, Einschränkungen die gegeben sind. Ich muss, wenn ich meinen Partner noch nicht so gut kenne, viel in Erfahrung bringen. Ich MUSS wissen was diese Person bewegt, was sie beschränken könnte. Dabei erwarte ich totale Offenheit. Das hat etwas mit gegenseitiger Fürsorge zu tun. Wenn ich Frage, hast du körperliche Einschränkungen, hast du irgendwelche traumatischen Erfahrungen hinter dir, dann muss ich das wissen. Denn, wenn ich ein Spiel beginne in dem es eine starke psychische Komponente gibt, die Person aber in ihrer Vorgeschichte z. B. ein Missbrauchs Traumata erlitten hat, dann kann ich sie evtl. ganz schnell durch eine Türe führen, die einmal geöffnet für sie das absolute Grauen ist. Jemanden aus einem solchen Absturz wieder rauszuholen, das ist nicht einfach. Schlimmer noch, wenn sie den Absturz erst zu Hause erleidet, oder bei der Heimfahrt.
Genauso ist es aber auch wichtig offen mit Sub zu reden. Man muss nicht im Detail sagen was man vorhat, aber es ist wichtig das die Person das nötige Vertrauen erlangt sich mir hinzugeben, zu öffnen. Diese Verbindung ist, für mich, elementar.
Danach! Man ist ansprechbar, das wäre der Idealfall. Wenn Sub abstürzt, gut wenn sie ihren Dom anrufen kann, mit ihm sprechen kann, wenn sie ihn treffen kann. Das hat viel mit Nähe und Aufmerksamkeit zu tun. Vielleicht hat Sub auch eine vertraute Person an die sie sich in dem Moment wenden kann. Vor allem sollte sie nichts in sich hineinfressen, alles mit sich ausmachen müssen. Das könnte Kontraproduktiv sein, sie noch tiefer in ihren Absturz führen.
Man sollte sich auch nicht schämen, gerade solche Erfahrungen die wir im SM miteinander machen, sind extrem Emotional, gehen tief in die Psyche des Menschen. Wenn alle Stricke reißen, dann ist auch professionelle Hilfe angebracht. Dafür gibt es, speziell für die BDSM-Szene die Homepage MaydaySM. Ich habe sie bereits in einem anderen Zusammenhang mal gepostet, aber schadet ja nicht das nochmal zu machen:
http://www.maydaysm.de/
Fazit für Dom: Vorher: Reden; Während der Session: Aufmerksam sein; Danach: Reden, da sein, auffangen!
Fazit für Sub: Vorher: Reden, offen sein; Während der Session: Entspannen, fallen lassen; Danach: Sich Zeit nehmen, auffangen lassen und keine Angst vor Gefühlen haben!
Und wie gesagt, es trifft nicht nur Anfänger. Langjährig erfahrene Subs kann es genauso treffen, genauso wie ein Dom auch mit der Situation nicht fertig werden kann. Weil er z. B. Grenzen überschritten hat, Dinge getan hat, mit denen er nicht gerechnet hat.
Aber Grundsätzlich, sind Session etwas sehr schönes, die guten Gefühle bleiben oft über Tage erhalten. Man hat etwas außergewöhnliches erlebt, genossen, und das nimmt man mit, labt sich davon, freut sich auf das nächste Mal. Es ist etwas was der Seele gut tut.