das grosse Glück in dem Saal alleine zu sein, was sicher nicht oft vorkommt in den Uffizien.
Er freut sich darüber, dass er Muse hat, sich verlieren kann, setzt sich auf eine der Bänke und staunt.
Während er sitzt, und sich von den Werken verzaubern lässt, kommt eine junge Frau herein, geht von Bild zu Bild, kehrt wieder um, lässt sich Zeit, und er ist fasziniert.
Sie trägt Nylons, Pumps, farblich abgestimmt in blau, in blau hat er bis jetzt noch keine Nylons gesehen, den Mantel zieht sie aus, ein kurzes, schwingendes Kleid passend zur schlanken Figur, er merkt wie er sich in den Bann dieser Frau ziehen lässt.
Wie sie steht, und geht, das hat etwas sehr erotisches, das Kleid umschmeichelt ihre Figur, sie ist schlank, hat schwarze Locken, als sie kurz in seine Richtung geht, sieht er, dass sie dezent geschminkt ist, mit roten Lippen.
Roten Lippen ist er verfallen, oder verfällt er sehr schnell, ersitzt nur da, und staunt, und bewundert.
Eine lebendige Frau, nein, eine Dame, die an der Kunst anscheinend genauso interessiert ist, wie er.
Frauen sind etwas wunderbares, denkt er sich, einfach schön anzusehen, und er macht genau das. Sitzt und schaut, und stellt fest, dass ihn so eine Frau, oder Dame, deutlich mehr fasziniert, wie die Damen im Club.
Er ist doch sehr viel mehr für das Verborgene empfänglich, wie für das Offensichtliche.
So genau hat er darüber nie nachgedacht, wann hätte er aber auch Vergleiche ziehen können, dafür hatte er nie die Zeit und die Gelegenheit.
Wie schön, stellt er fest, dass er sich besser kennen lernt. Die Dame ist schon längst weiter gegangen, aber er hat das Gefühl ihre Ausstrahlung hat noch immer Einfluss auf ihn.
Er bleibt sitzen, und denkt wieder über seine Erlebnisse in dem Club mit den zwei Ladys nach.
Möchte er solche sexuell ungewöhnliche Dinge wieder erleben? Er weiss es nicht, darüber muss er noch länger nachdenken.
Ausgeliefert sein, sich fallen zu lassen, sich auch hinzugeben, das ist auf jeden Fall ein Gefühl, das ihm Lust bereitet hat.
Das ging ihm mit Annamirl so, ganz sicher. Vielleicht kann er es mehr geniessen, wenn er die Lady kennt, und vor allen Dingen sehr gerne mag.
Er ist erstaunt über sich selbst, dass ihm Gefühle wichtig sind, oder dass Gefühle wichtig sind für ihn, diese Erkenntnis ist neu für ihn.
Er dachte eher, Sex ist der Motor für ihn. Vor allen deshalb, weil er so lange keinen mehr hatte!
Auch darüber möchte er nachdenken, sich selbst mehr erleben, und sich selbst besser kennen lernen, dafür hat er die Reise angetreten, dass die Reise so eine Wendung nimmt, ist verblüffend.
Es kann gut sein, dass die Zeit, der Raum den er zur Verfügung hat, ihn dazu bringt nicht nur neue Dinge auszuprobieren, sondern sich darauf einzulassen, sich neu zu spüren.
Als er noch ein bisschen sitzt, und über sich nachdenkt, hört er Stimmen, die immer lauter werden, die zu mehreren Menschen gehören, die nun seinen Saal betreten.
Sie stören ihn, deshalb steht er auf, und verlässt den Saal und auch das Museum, nicht ohne eine Eintrittskarte für den nächsten Tag zu ordern.
Er versucht heraus zu bekommen, welche der Damen denn in München die Führung geleitet hatte, aber der junge Mann an der Kasse kann darüber keine Auskunft geben.
Auf das Geratewohl, er hat schliesslich noch 50 % Chancen, bucht er die Führung bei der Dottoressa Christina Lombardi, und hofft sehr, dass er diesmal Glück hat.
Danach geht er runter zum Arno, um an ihm spazieren zu gehen, und seine Gedanken besser ordnen zu können.
Er betritt das Ufer, und geht am Fluss entlang, der schon immer eine grosse Bedeutung für die Stadt hatte.
Über den Arno wurde früher die Stadt versorgt, er hat in der Vergangenheit durch Überflutungen aber auch immer wieder für Zerstörung gesorgt.
Wie schön, in der Sonne am Fluss entlang zu gehen, es ist schon später Nachmittag, angenehm warm, und gehen hat bei ihm schon immer für die Entflechtung in seinen Gedanken gesorgt, das ist ein sehr angenehmer Vorgang.
Oft ist er danach ganz klar, in seiner Meinung, wenn es irgendein Problem für ihn gibt.
Er nimmt sich die Zeit, geht lange spazieren, sieht den Menschen zu, die dasselbe machen, und kehrt nach einer langen Weile um, und geht wieder in sein Hotel zurück.
Er fühlt sich wohl dort, obwohl er im Grunde genommen keine Hotels mochte, aber dieses hatte so einen familiären Charakter.
Und es gab eine sehr hübsche Bedienung.
Das war auch einer der Gründe, warum er so gerne im Hotel speiste. Auch das Essen war ausgezeichnet.
Die Bedienung hoch gewachsen, ungewöhnlich für eine Italienerin, blond, auch das nicht so häufig in Italien, sie sprach sehr gut Deutsch.
Ihr Name war Marinella. Schon alleine der Name war Musik.
Sie servierte das Abendessen, typisch für die italienische Küche vor dem ersten Gang die Antipasti, dann häufig eine Pasta, oder was er besonders liebte, Gnocchi. Dann als zweiten Gang ein Fleischgericht. Sehr oft vom Ghianinarind, die älteste, und grösste Rinderrasse aus der Toskana.
Serviert von Marinella schmeckte das Essen noch besser. Wenn sie neben ihm am Tisch stand, konnte er ihren ganz feinen Duft riechen. Anfangs dachte er, dass es der Duft des Essens wäre, aber nein, sie duftete immer gleich, also musste es Marinella sein. Ein betörender Duft.