Warum ist es für so viele faszinierend ?
Fasznierend ist erst mal so ziemlich alles, das man nicht kennt, das irgendwie fremdartig ist. Viele Menschen können BDSM nicht nachvollziehen, finden es aber faszinierend, dass andere Menschen da so komplett anders ticken. Faszination geht oft auch mit einer Art Berührungsangst einher.
Wer so eine Neigung hat, sich damit angefreundet hat und es auslebt, der findet BDSM wohl kaum "faszinierend", sondern "erfüllend". Mehr dazu weiter unten.
Viele gehen es als Beziehung an, aber warum beendet man das ganze, sobald die Erziehung vorüber ist?
Da hast du eine andere Beobachtung gemacht als ich. Ja, es gibt ein paar "Ausbilder", die Neusubs in die BDSM-Welt einführen. Denn genau darin liegt der Reiz für sie: anderen Menschen eine neue Welt eröffnen, sie begleiten, sie formen. Wenn Sub dann "fertig" ist, kann sie mit Erfahrung einen anderen Dom suchen.
In einer richtigen Beziehung gilt aber eher: Erziehung ist niemals abgeschlossen. Es gibt immer etwas, an dem man feilen kann. Davon abgesehen sind längst nicht alle BDSM-Paare auf Erziehung aus.
Warum braucht man Schmerz und kann das ganze nicht durch Leidenschaft kompensieren?
Abgesehen davon, dass es den meisten BDSMlern erst dann den richtigen Kick gibt, wenn der Schmerz mit Leidenschaft verbunden ist? Ich habe mich meinem Partner nämlich selten so verbunden gefühlt, wie in so manchen Momenten, in denen er mir heftige Schmerzen zugefügt hat. Auf sonderbare Art war es sehr innig und romantisch...
Fakt ist doch: Menschen stehen auf unterschiedliche Dinge und werden durch unterschiedliche Dinge erregt. Du kannst genauso fragen, wieso manche Menschen homosexuell sind oder eher auf Asiaten stehen, wieso der eine Mann auf große Brüste steht, der andere auf kleine und dem dritten die Brustgröße völlig egal ist. Ist halt einfach so.
Wenn du hier in den Gruppen und Foren rumstöberst, wirst du vermitlich einige Threads finden, die genau diese Fragen beinhalten. Die Frage nach dem "Warum" stellen sich schließlich sehr viele BDSMler. Ich nehme auch an, dass hier noch einige Antworten kommen werden.
Eine konkrete und wirklich zufriedenstellende Antwort wirst du auf deine Fragen aber nicht bekommen. Dafür aber einige Gedankenanstöße und Erklärungsversuche. Hinter BDSM stehen viele komplexe psychische Vorgänge, die man kaum erfassen kann. Nicht mal in der Forschung ist man da sonderlich weit. Vor allem ist das alles auch eine recht individuelle Sache.
Sehe BDSM nicht als Abnomalität, sondern als menschliche Varianz. Viele Menschen mögen es, die Kontrolle im Bett abzugeben oder auch mal zu übernehmen. Viele mögen einen leichten Klapps auf den Po oder sanfst an den Haaren gezogen zu werden. Das löst doch schon ähnliche Gefühle aus wie BDSM (was die Frage aufwirfst, ab wann man etwas als BDSM bezeichnen kann/möchte). BDSMler sind da einfach nur etwas "extremer", und je "extremer" etwas wird, desto seltener ist es. Die Gründe, die tiefen Bedürfnisse dahinter, sind aber weitgehend gleich.
Mein Tipp daher: Achte mehr auf die Gefühlswelt, weniger auf die konkreten Praktiken. Denn die Praktiken sind nur Mittel zum Zweck um gewisse Gefühle auszulösen. Meist geht es doch um Lust, um Spaß, um Begehren, den Kopf auszusschalten, bei sich selbst zu sein, gesellschaftliche Konventionen (und die damit verbundenen Zwänge) abzulegen, Verantwortung abzugeben (oder übernehmen zu dürfen), um Vertrauen, um Verbundenheit, ... Und jeder Mensch hat eben so seine bestimmten Praktiken, die diese Gefühle auslösen.