Also, was Themen, die psychisch brisant sind, benötigt man nicht zwingend Mentoren. Sie sind grundsätzlich gut, das geschieht aber in erster Linie unabhängig von irgendwelchen Praktiken, sondern ist globaler zu betrachten, sprich, es ist gut, einen Mentoren zu haben, wenn man sich im Bereich BDSM unsicher ist. Da ist es weitgehend egal, wie brisant die Praktiken sind, denn wenn man sich unsicher ist, ist eh so ziemlich alles "brisant".
In erster Linie benötigt man selbst eine recht stabile Psyche und klare Regeln hierfür. Das ist die Grundvoraussetzung. Verhöre sind schon heftiger als romantische Liebesspielchen, ganz schnell für Edgeplay zu haben, sprich, Menschen geraten da schnell an ihre psychischen oder körperlichen Grenzen.
Zu dem Thema "klare Regeln".
Das Setting sollte vorher klar sein. Gibt es ein Abbruchwort in diesem "Spiel"? Gibt es auch hier die Möglichkeit eines Zwischenstopps (z.B. "rot" der Ampel für "bitte unterbrechen, wird mir grade zuviel" und "stopp" für Totalabbruch, weil Sub oder Top einen psychischen Absturz ahnt oder bereits hat), oder ist es so angelegt, dass es genau hier kein Stoppwort gibt, sondern es innerhalb des "Spiels" fallen muss?
Dazu ein Beispiel, wie ein Setting aussehen kann:
• Es sollte ein Ziel haben. Das bedeutet: Das Verhör geht so lange, bis die verhörte Person gesteht. Nur,
was soll sie gestehen? Da kann man gute Rollenspiele draus machen, sich gute Geschichten dazu ausdenken. Und sei es auch nur, dass sie ihren "wahren" Namen verrät (der echte Name der Person statt des BDSM-Namens wäre damit eine Art Stoppwort, als "Ziel erreicht").
• Es sollte klar sein, wie das Verhör durchgeführt wird: Nur verbal, oder, wenn die verhörte Person nicht gestehen will, mit "Meinungsverstärkern"? Übers Knie legen, schlagen anderer Art, fesseln und auskitzeln ... hier gibt es viele Möglichkeiten. Richtet sich ideal nach den Vorlieben des Paars.
• Soll als Strafe etwas echt Unangenehmes wirken, oder nicht? Der Rohrstock kann ja Segen sein, weil Sub den sehr gerne mag. Kann man machen. Kann man aber auch machen, wenn Sub den gar nicht mag und z.B. abgesprochen ist, dass wenn Sub nicht lange genug durchhält (also nicht (!) gesteht), es dann als Strafe dafür z.B. 10 Rohrstockschläge gibt.
• Beim Setting ist hier auch vieles wichtig, was die Atmosphäre verdichten kann: Was haben beide an? Wo findet es statt? (Im Keller des Hauses hat es eine andere Wirkung als im gemütlichen Wohnzimmer.) Gibt es Augenbinde oder nicht? Ist Sub gefesselt? Wie? Usw.
Richtig interessant wird es, wenn man es richtig ordentlich als Rollenspiel inszeniert. Beispielsweise der Spion, der einen USB-Stick mit brisanten Inhalten versteckt hat und verraten soll, wo er sich befindet.
Die verhörte Person kann in der Wohnung zuhause ganz real einen versteckt haben. Wenn man also z.B. im Keller unten "spielt" im Haus, Sub also den Ort verrät, Top oben nachsieht und feststellt, dass es der falsche Ort ist, dann geht das Spiel weiter! Und: Es muss noch lange nicht zu Ende sein, wenn er gefunden wurde. Vielleicht wurden ja bestimmte Dateien darauf mit Passwort geschützt und es gilt nun dieses herauszubekommen. Es können dort Fotos drauf sein, die Top motivieren nachzuhaken. Und so weiter, und so fort. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
Last, but not least stellt sich die Frage: Siezen oder nicht?
Das Sie verstärkt die Situation erheblich. Und hat den Vorteil, dass wenn eine Person ins Du wechselt, klar ist, dass der Abbruch tatsächlich echt ist "Du, Stopp jetzt. Das ist mir jetzt zu intensiv, ich möchte nicht, dass du abstürzt.")
Kurzum: Wer sich im Vorweg gute Gedanken macht, vor allem auch bezüglich eines möglichen Abbruchs, der wird damit viel Freude haben können. Vorausgesetzt, und das steht da oben auch schon, beide wissen worauf sie sich einlassen, es psychisch nicht ohne ist, und beide zumindest theoretisch ganz klar sagen können: Ja, ich bin stabil genug dafür.
Viel Spaß!