Leute...
... mal ehrlich: Ist es wirklich eine große Neuigkeit, dass ohne Vertrauen keine irgendwie (!) geartete Beziehung auf längere Sicht möglich ist?
Warum sollte sich real gelebte D/s-Beziehungen in dieser Hinsicht von der "Normalität" unterscheiden? Nur weil gewisse literarische Vorlagen es so suggerieren? Und es der großen Masse der Menschen (Vanillas wie S/Tlern gleichermaßen!) nicht klar ist, dass es sich dabei lediglich um zu Papier gebrachtes erotisches Wunschdenken handelt?
Das reale menschliche D/s-Zusammenleben passt nicht in die dort propagierte Phantasiewelt, was ja auch der Grund ist, warum sie überhaupt existiert: Die Autoren entfliehen darin selbst ihrer persönlichen Realität. Sie geben - jedenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit - keine persönlichen Erfahrungsberichte ab.
De Sade und Aury sind für mich persönlich erotische Jules Vernes - Visionisten, die eine sexuelle (Beziehungs-)Welt so zeichnen, wie sie ihrer Meinung einmal sein könnte (sollte?), sie aber zur zeit der Entstehung dieser Werke n ihrem persönlichen Umfeld definitiv nicht so war.
Jeder, der nicht - wie de Sade - pathologisch veranlagt ist, aber dennoch D/s zu leben versucht, wird schnell feststellen, dass die menschliche Natur zwar animalisch, aber eben auch sozial ist.
Und zwar BESONDERS, wenn es darum geht rational wie emotional begründen zu können, warum jemand einen anderen Menschen körperlich und seelisch anscheinend misshandelt, dies aber trotzdem von beiden Seiten als Akt der Liebe und - ihr ahnt es vielleicht - auch des Vertrauens gesehen wird. Und sich gerade hierdurch von den "klassischen" S/M-Vorlagen unterscheidet....
Ich jedenfalls würde es begrüßen, nicht immer versteckt auf die Grundhaltung zu treffen, dass D/s sich in der realen Ausprägung beziehungstechnisch von anderen menschlichen Formen der Liebe und des Zusammenseins unterscheidet. Denn diese Haltung ist genau so Realitätsfremd wie die erotischen Phantastereien, auf denen sie basiert.
Viele Grüße,
Fahrenheit 451