Sinn und Unsinn - nah bei einander (?)
@ all,
einerseits muss etwas an Verträgen dran sein. Warum wurden und werden sonst so viele auf der ganzen Welt geschlossen? Selbst etwas so triviales wie ein Handschlag stellte früher einmal einen Vertrag da, und tut es in einigen Wirtschaftsbereichen noch heute...
Meine Einschätzung dazu: Ein Vertrag gibt den Unterzeichnern etwas, was im Menschlichen Leben sonst nur sehr selten zu finden ist - VERBINDLICHKEIT. Beide Seiten wissen, was zu tun und zu unterlassen ist. Grenzen werden definiert, der Freiraum dazwischen ist Interpretationssache.
Andererseits macht so etwas nur Sinn, wenn der Vertragsbruch vor einer höheren Instaz einklagbar ist. Trifft so etwas auf D/s-Verträge zu? Wohl kaum, denn diese unterliegen - wie jede andere menschliche Beziehungsform auch - dem Menschen- und Zivilrecht. Und das sieht körperliche oder seelische Handlungen, so wie wir sie im BDSM betreiben, leider zumeist prinzipiell als Straftat...
Genau dieser Ausschluss der Einklagbarkeit vor "weltlichen" Gerichten ist für mich der Grund, warum ich noch nie einen solchen Vertrag mit einer Sklavin geschlossen habe. Und es auch in Zukunft nicht tun werde.
Denn die spezielle Qualität vo D/s-Beziehungen macht MICH bin in unseren Beziehungen die höchste Instanz. Und somit gleichzeitig dafür verantwortlich, darüber zu richten, ob die in beiderseitigem Einvernehmen definierten Spielregeln eingehalten werden oder nicht.
Dies glaubwürdig durchzuhalten setzt etwas voraus, was nicht vielen Dom`s gefällt, aber von noch wenigern auch tatsächlich eingehalten wird: Die strenge Anwendung und Auslegung der Regeln - auch und vor allem gegen sich selbst.
Genau hierin unterscheidet sich daher ein "normaler" Wald-und-Wiesen-Dom oder -Top meiner Meinung nach von einem echten Herrn und Meister: Regelauslegung auch mit der Konsequenz, gegen sich selbst richten zu müssen. Verbindlichkeit statt Bequemlichkeit. Gerechtigkeit statt Willkür. Selbstdisziplin statt Ausflüchte. Strenge gepaart mit Weisheit.
Fahrenheit 451
P.S.: Falls sich nun jemand von meinen "Kollegen" angegriffen fühlt - jeder zieht sich den Schuh an, der ihm passt...