Das Szenario, wie es vom TE beschrieben wurde, macht für mich tatsächlich ausschließlich für Switcher Sinn. Als klar einseitig Veranlagte würde ich mich unter den Umständen niemals bei einem solchen Event anmelden. Wieso auch sollte ich zu einem Event gehen, wo ich Gefahr laufe, eine Rolle einnehmen zu
müssen, die definitiv nicht meine ist... inklusive der Gefahr, dass es meinem Gegenüber genauso geht.
Was mich viel mehr daran stört, ist der Bezug auf das Milgram-Experiment, mit dem ich mich im Studium ausführlich auseinander gesetzt habe. Deine Vorstellungen von einem wie von dir beschriebenen BDSM-Event, lieber TE, haben mit Milgram wenig bis nichts zu tun.
Ich versuche mal, nicht in einen Modus der Vorlesung zu verfallen, aber da das Milgram-Experiment immer mal wieder hier und in anderen BDSM-Gruppen auftaucht und offenbar häufig falsch verstanden wird, will ich das mal erklären. Übrigens kann man problemlos mehrere Vorlesungen und Seminare darüber füllen, das nur angemerkt.
Beim Milgram-Experiment ging es darum, herauszufinden, inwiefern Menschen eher einer Autorität folgen als ihrer eigenen Moral. Mit erschreckenden Ergebnissen, in verschiedensten Konstellationen. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass das Milgram-Experiment mMn zurecht mehrfach in Methodik und Inhalt kritisiert wurde. Sowohl von der psychologischen als auch der soziologischen Seite.
Aufbau:
Untersucht wurden Personen (Vpn für Versuchspersonen), die als Lehrer fungieren sollten. Die "Schüler" waren Schauspieler, genauso wie der "Versuchsleiter", der die Vpn angewiesen hat und damit die Autorität darstellte. Das Szenario (das alle Beteiligten außer der Vpn kannten) war:
Der Schüler hat etwas zu lernen und wenn er/sie das Gelernte nicht oder falsch wiedergibt, muss die Vpn (der Lehrer) den Schüler mittels Elektroschock bestrafen (die Vpn haben dabei übrigens selbst zu Beginn des Experiments einen Elektroschock in Höhe von 45 Volt erfahren). Bei jedem Fehler wurde der Elektroschock um 15 Volt erhöht. Der "Versuchsleiter" war dabei permanent anwesend und verkörperte die Autorität. Der Versuchsleiter animierte dabei die Vpn auch bei moralischen Bedenken mehrfach, den Knopf für den Elektroschock zu drücken.
Ergebnis:
Ein erschreckend großer Teil der Vpn ging bis zum maximalen (und tödlichen) Schock, egal ob die Schüler-Schauspieler schrien, zusammenbrachen oder gar nichts mehr von sich gaben.
Das ganze Experiment wurde mehrfach und in verschiedensten Konstellationen durchgeführt (Geschlechterunterschied in beiden Rollen, mit oder ohne Sichtkontakt zwischen Lehrer und Schüler, mit und ohne auditiver Reaktion).
Das Milgram-Experiment hat für mich persönlich so viel mit BDSM zu tun wie die Kuh mit dem Seiltanzen. Und genau so möchte ich für mich[/b ]diese Verbindung sehen. Es ging bei Milgram um das Verhalten unter einer übergeordneten Autorität. Das hat nichts mit meiner persönlichen Beziehung zu tun, wie auch immer die aussieht.
Wie der TE sein Szenario beschreibt, hat es erst Recht nichts mit dem Milgram-Experiment zu tun, denn es fehlt die Autorität, die das Milgram-Experiment ausmacht.
Genau darum ging es dabei. Die Vpn taten Dinge, weil jemand sie dazu animiert hat, jemand, der offensichtlich über ihnen stand. Und sie taten Dinge, die sie eigentlich nicht wollten.
Ich kann das Kopfkino für Switcher nachvollziehen. Aber mit Milgram hat das echt so gar nichts zu tun. All denjenigen, die keine Lust haben, das komplette Milgram-Experiment nachzulesen, empfehle ich hier tatsächlich Wikipedia, wenn auch ungern, weil immer noch zu undifferenziert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
Sperling
privat