„Zu diesem Absatz habe ich aber eine andere Sichtweise.
„Dass eine Sub sich einen anderen Dom sucht, weil Dom 1 mit seinen Grenzen sie nicht (mehr) "bedienen" kann, halte ich nicht für einen Fehler des Dom (der hier als Dumm-Dom bezeichnet wird). Die braucht dann halt einen, der sie noch extremer bedienen kann.
Wenn eine Sub ihren Dom verlässt, weil er ihre Ansprüche nicht mehr bedienen kann, ist es offensichtlich das sie sich entwickelt hat. Wenn der Dom sich selbst aber nicht entwickelt, sondern immer der bleibt der er ist und immer nur das tut was er immer schon getan hat, muss er sich nicht wundern das die Damen ihn verlassen.
Eigentlich ist diese Sichtweise gar nicht so anders.
Wenn Sub ihren Dom verlässt, um sich einen anderen zu suchen, der ihrer Entwicklung besser gerecht werden kann, bedeutet das nicht, dass ihr Ex-Dom sich gar nicht entwickelt hat. Sie haben sich nur nicht in die gleiche Richtung oder mit der gleichen Geschwindigkeit entwickelt. Wie auch immer man das sehen will.
Wenn einer vom gemeinsamen Weg nach links abbiegt und der andere nach rechts, dann sind beide irgendwann so weit voneinander entfernt, dass jeder seiner eigenen Wege geht... (wie passend dieses Gleichnis ist)
Innerhalb einer Beziehung (Dom-Sub, Vanilla-Pistazie, was auch immer) ist es natürlich wünschenswert, wenn beide Partner sich gemeinsam entwickeln. Aber das Leben zeigt, dass das nicht immer der Fall ist.
In so einer Konstellation kann es also auch mal sein, dass Frau sich ganz ohne BDSM-Ambitionen einen fürsorglichen Softie geangelt hat, weil es eben völlig ihren Bedürfnissen zum entsprechenden Zeitpunkt entsprach. Nun gehen die Jahre ins Land und sie entwickelt oder erkennt Bedürfnisse, die jenseits des Konsenz liegen, der der Beziehung ursprünglich zugrunde lag.
Nun kann sich Frau einen Dom suchen, der ihr eine andere Seite des Lebens zeigt, die sie vielleicht sogar gut findet. Das wird sie zwar immer wieder einfordern wollen, aber vielleicht nicht von ihrem Mann, der genau die andere Seite bedient, die sie ebenfalls braucht/will. In diesem Fall kann der Dom zwar sagen, dass die Hausfrauen reihenweise zu ihm kommen, weil sie das zuhause nicht bekommen. Aber es geht auch andersherum. Die Frauen würden vom Dom andersrum nicht das bekommen, was deren ahnungslose Ehemänner Zuhause bieten können. Das Leben besteht ja nicht ausschliesslich aus Arsch versohlen.
Oder ihr Mann kann tief in sich graben und stellt fest, mit gewissen Eigenschaften kann er sogar dienen. Er legt seine "Dominanz" frei, lernt und entwickelt sich und wird zu einem... "Dumm-Dom"? Er wird immer im Hintertreffen sein, zu einem Vollblut Dom, der 30 Jahre Vorsprung hat. Selbst wenn er richtig Gas gibt. Und deshalb wird es auch immer Subs geben, die doch zu einem erfahreneren Dom gehen, obwohl sie Zuhause einen "Dom" haben.
Ich für meinen Teil, entdecke gerade meine Neigungen. Ich bin da ganz am Anfang. Ich kenne meine Grenzen nicht, ich kenne meine Komfortzone nicht. Aber ich weiß, dass ich nicht als "Dumm-Dom" bezeichnet werden wollte, weil mir lediglich die Erfahrung fehlt. Erfahrung kann man durch lernen ausgleichen. "Dumm" ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht mal im Sinne von fehlender Intelligenz verwendet worden, sondern im Sinne von fehlender Veranlagung.
Selbst das wäre für mich eine Erkenntnis, wenn mir irgendwann das Licht aufginge, "nein... da war der Wunsch der Vater des Gedanken: ich bin nicht dominant". Trotzdem habe ich jetzt das Bedürfnis und auch das Recht, diese Dinge zu erkunden - ohne als "Dumm-Dom" dazustehen.
(Dass ich Sub mit Frau, und Dom mit Mann gleichsetze liegt übrigens nur daran, dass es besser in mein Denkmuster passt. Die weiblichen Doms und männlichen Subs tauschen einfach die Rollen nach eigenem Gutdünken aus).