Ratgeber sind nicht alles
Es beantwortet zwar die eigentliche Frage nicht ganz aber ich hoffe dennoch diese Antwort kann Dir (oder anderen) weiterhelfen.
Einleitend sei gesagt das Sadomasochismus/SM/BDSM oder wie immer man das ganze nennen mag keine Regeln kennt, es ist halt kein Spiel oder Hobby das man erlernen muß um es zu beherrschen. Was man erlernen kann und auch beherrschen sollte sind lediglich einige Praktiken, damit man halt auch weiß was man da tut und der Partner nicht nur heile aus der Sache rauskommt, sondern es auch genießen kann. Aber da es abertausende von SMlern gibt und jeder andere Phantasien in sich trägt bzw. andere Reize verspürt, kann man SM nicht verallgemeinern.
Ratgeber können in meinen Augen daher nur Sinn machen, wenn es um Techniken geht, sei es Bondage zu lernen oder zu wissen wohin man nicht oder nur mit vorsicht schlagen kann, unter welchem Umständen ein Branding auch wirklich ein Branding wird und nicht nur eine böse Brandverletzung mit der man ewig beim Arzt hängt, etc.
Bei allem anderen, dem Erleben und Ausleben, begeben wir uns hingegen ins Reich der eigenen Wünsche und Phantasien.
Mit ist bewußt das auf dem Buchmarkt aus dem englischsprachigen Raum Do-It-Yourself Bücher sehr beliebt sind und in den USA lange Regalmeter füllen und das auch für die Sexualität gilt. Wie befriedige ich mich richtig, etc. Das rührt aus der prüden Umgebung die alles sexuelle tabuisiert her und ist vielleicht Rücklblickend mit den ersten Oswald Kolle Sachen hier in Deutschland vergleichbar. Es geht dabei meist um Menschen die keinen eigenen Zugang zur eigenen Sexualität gelernt haben und ausser der Neugier darauf Scham, Hemmungen oder Unsicherheit verspüren.
Ich kann verstehen woher diese Unsicherheiten im BDSM Bereich rühren können. Schließlich diskuttieren in allen Foren, Chats und Stammtischen Profis. Reden von 24/7, Cuckolding, echten Sklavinnen, Langzeiterziehung, etc. Da wird man als Neuling schnell eingeschüchtert und unsicher. Da ist es egal das die eigene Freundin devot einem gegenüber ist, aber ist sie schon soweit wie diese "echte O"?
Die gute Nachricht ist, dass die Unsicherheiten unbegründet sind. Diese ganzen "Profis" kochen auch nur mit heißem Wasser. Meine Lieblingsanalogie ist es SM mit Sex gleichzusetzen. Stellt Euch vor Ihr entdeckt gerade erst Euer Sexleben, hattet den ersten noch nicht so richtig berauschenden Geschlechtsverkehr und er war gut aber nicht so ein Weltwunder, wie er in Foren beschrieben wird. Und nun stellt Euch vor über Sex würde inderselben Weise wie über SM geredet. Da wären Leute die tagelang durchvögeln, wahre Sexgötter sind, Schwänze bis in den Himmel haben und jede Frau spritzt riesige Mengen ab, ist fistbar und nimmersatt, usw. Würdet Ihr das mit eurem Wissen heute glauben? Nein und das tun alle die SM schon länger leben auch nicht. Das Selbstbild jedes Menschen ist einem belassen und wer sich als Sexgott sieht bzw. meint er wäre der perfekte Dom, der ist das für sich auch, aber sicher kein Grund das andere da neidisch drauf schauen und sich einschüchtern lassen.
BDSM ist Eure Sexualität! Es sind Eure Wünsche und Phantasien!
Und das Geheimniss? Der Spaß? Das ist die Entdeckungsphase! Würdet Ihr Euren ersten Sex durch das Studium des Kamasutra und vieler Bücher akribisch vorbereiten? Wäre das Erstemal dann so spannend und neu oder würde da nicht schon Lust auf der Strecke bleiben? Praktiziert ihr mit dem Partner dann gleich beim ersten Mal alle Stellungen und kostet in den ersten Wochen alles aus was es gibt? Nein, der Reiz ist halt das entdecken mit dem Partner zusammen.
Daher mein Rat: Schreibt Euer eigenes Buch im Kopf. Holt Euch gerne Inspirationen was es so alles in der Welt des BDSM gibt, aber puzzelt das für Euch selber zusammen. So das es Euren Phantasien entspricht.
Du möchtest ein guter männlicher Diener sein? Wie wäre es sich an den alten Rittern zu orientieren? Die waren stolz, edel, aufrichtig und doch lagen sie einer Frau zu Füßen, beteten sie an, taten alles für sie und waren sogar bereit für sie in den Tod zu gehen.
Oder drehen sich die Phantasien doch eher um Auslieferungen und Demütigungen? Das ist schwerer, denn ein Teil der Phantasie lebt ja davon das es mit einem gemacht wird, das heißt es muß von der Frau ausgehen. Sich nackt ausziehen, mit Halsband in den Keller ketten und so warten bis sie kommt ist etwas anderes, als wenn sie einen dazu bringt/zwingt, einen runterschleift und festmacht.
Aber so oder so, es ist Euer Kopfkino und zuviel BDSM-Seiten sind evtl. nicht immer gut. Nicht nur wegen der Verunsicherung, sondern auch nach meiner eigenen Erfahrung. Als Kind hatte ich diese intensiven Phantasien und sehnte mich nach sovielen, ich malte und schrieb in ein kleines Heft um diese Phantasien etwas greifbarer zu machen und all das zu einer Zeit bevor es das Internet gab und als Kind in einem Dorf in den 80ern hatte ich auch keinen Zugang zu Pornographie und eine öffentliche Szene gab es auch nicht. Das kam alles aus mir heraus. Nun lebe ich BDSM seit ich 18 bin real aus und bin seit über 10 Jahren aktiv in der Szene involviert und gestalte diese in Teilen mit, aber je mehr BDSM ein Teil vom Leben wurde (Freunde, abonierte Zeitschriften, Beruf, Filme, Foren, etc.) je weniger wurden die Phantasien. Wer rund um die Uhr alles vor den Augen hat, konsumiert nur und für den ist alles gleich. Aber wenn ich dann mal 3 Wochen in der Wildniss im Urlaub bin, ohne Internet, ohne BDSM Literatur... was soll ich sagen, die Phantasien und das Kopfkino sind wieder da. Damit möchte ich nur ausdrücken, dass es wirklich in Euch ist. Ratgeber hin oder her, die meisten sind nur dahingeschriebene Worte, die mal zum einen oder anderen (in Teilen) passen können, aber wer sich nach denen richtet, der vergisst leider zu oft seine eigenen Wünsche zu erforschen.
Und solltet Ihr dann Fragen oder Probleme haben, dann gibt es Foren Stammtische und Chats und sicher SMler die Euch Antworten, neue Inspirationen oder Lösungsansätze liefern können.