Kompliziertes Thema. Schwierig, da objektiv zu bleiben, ist auch oft emotional besetzt. Ich probiere es mal trotzdem.
Das Beispiel von
@*******teel finde ich gut gewählt. Gerade die scheinbar harmlosen, kleinen Dinge sind es, die viel schwieriger sind, als sie von außen aussehen. Da lohnt es sich schon mal als Top, es mal selbst auszuprobieren, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie anstrengend es sein kann.
Kann ich jedem Top empfehlen, auch selbst mal zu knien. Nicht in Anwesenheit Subs, sondern einfach für sich, alleine. Jeder, der das mal 5 Minuten macht, wird kaum mehr ein "Stell dich nicht so an" fertig bringen und öfter ein Kissen zur Entlastung der Knie vorbeibringen als vorher.
Es gibt wiederum andere Dinge, wo es keinen Sinn macht, die "andere Seite" zu erfahren.
Bei Schlagwerkzeugen beispielsweise.
Es ist sinnvoll, sie an sich selbst mal kurz zu testen (z.B. Oberschenkel), um die Intensität von Schlagwerkzeugen vergleichen zu können.
Das ist dann aber auch alles! Man kann schlicht nicht daraus ableiten, dass dies, das oder jenes nun bei Sub genau gleich funktioniert.
Ein Beispiel dazu: Mich bezeicnen einige als ziemlich maso, andere als sehr wenig maso.
Das kommt zum Teil dadurch, dass man als ersten "Test" ja gerne den, eigentlich eher unempflndlichen, Hintern nimmt.
Gerade der ist bei mir aber sehr empfindlich. Ich kriege 10x besser Schläge auf die Ober- und Unterschenkel weggeatmet als auf den Hintern. Weswegen ich auch sage "ich bin schon maso, aber mein Hintern nicht.
D/s andersrum "auszuprobieren" ergibt dann gar keinen Sinn mehr. Denn damit Submission funktioniert, muss man sie fühlen. Damit Dominanz funktioniert, muss man sie fühlen. Man kann dieses Gefühl nicht simulieren. Ein Dom wird nie dasselbe empfinden wie Sub. Er muss sich auf das verlassen, was Sub erzählt, wie es auf Sub wirkt, wenn z.B. eine bestimmte Aufgabe gestellt wird oder eine bestimmte Regel eingeführt wurde. Empathie hat Grenzen. Hier sind sie.
Ganz zuletzt: Lernen ist gut, aber gerade BDSM ist auch viel "Learning by doing", vor allem was die psychische Seite angeht. Man kann sich noch so sehr abgesprochen haben, noch so gut sich selbst kennen, noch so gut Tabus und Vorlieben geklärt haben: Letztlich muss man es
erleben. Miteinander.
Die gemeinsame Reflektion des Erlebten miteinander ist um einiges wertvoller als all die (teils notwendige, gerade was Sicherheit angeht) Theorie.
Mein abschließendes Beispiel dazu: Ich verband einer Dame einmal die Augen. Sie war leicht bekleidet (also nicht einmal nackt). Ich berührte sie.
Überall. Sanft. Sie ließ es geschehen. Und beschrieb als intensivsten Moment nicht etwa einen, als ich etwas bestimmtes bei ihr berührt hatte, sondern als ich auf einmal beide Hände von ihr weg nahm. Sie "alleine" ließ in diesem Moment.
Das ist eigentlich ein sehr schlimmer Moment. Ein intensiver Moment der Einsamkeit. ER (in dem Fall ich) ist nicht mehr da.
Sie aber empfand es als richtiggehend geil. Weil sie erst in diesem Moment, so beschrieb sie es mir, begriff,
wie intensiv all die Berührungen vorher waren und diese auf einen Schlag noch ein zweites Mal in diesem Augenblick durchlebte. Es lief ein Schauer durch ihren ganzen Körper.
Ich selbst hätte aber vorher nicht ahnen können, dass es dieses Gefühl auslösen würde. Weil ich anders empfinde! Bei mir ist es in derselben Situation der Moment danach, also nach diesem Einsamkeitsmoment. Wenn ich sie dann auf einmal wieder spüre, ist es förmlich ein Orkan. Da geht dann mir ein Schauer durch den Körper.
So ist eben jeder anders!
Weswegen ich kurz und knapp damit abschließe:
Üben macht den Meister? Ja! Beim BDSM aber am besten miteinander.
Miteinander lernt sich das alles am schnellsten.