Ich liebe einen Menschen dafür, dass er ist, dass es ihn gibt.nicht dafür, was er mirgibt.
So ist es ja auch.
Aber fürs Zusammenleben - das
dauerhafte Zusammenleben - reicht es halt nicht. Da muss neben der Liebe auch der Respekt vor dem anderen gegeben sein und bleiben. Und
das, diesen Respekt zu behalten, ist gar nicht so einfach.
Genau da liegt hier nämlich auch der Hase im Pfeffer: Wenn ER z.B. sich outet dass er eigentlich devot ist und die Unterwerfung gegenüber einer Frau benötigt, sie aber ehrlicherweise ihm sagt dass sie das niemals könne weil sie ihn gar nicht unterwerfen
will, aber vor allem sie bereits die
Vorstellung von ihm wie er vor jemandem kniet anekelt, genau in dem Augenblick kann es passieren (und das tut es leider auch oft) dass genau in diesem Augenblick ihr Respekt vor ihm baden geht, sie ihn nicht mehr als ganzen Kerl möglicherweise sieht, sie aber genau so einen ganzen Kerl benötigt, um ihn auch bedingungslos lieben und zu ihm stehen zu können.
Das lässt sich auch aufs Fremdgehen übertragen: Wenn ER nun mit einer zweiten Frau schläft und sie davon weiß, damit aber nicht klarkommt, dann kommt sie nicht etwa damit nicht klar weil sie ihn nicht mehr liebt - die Liebe wird es weiterhin geben und die ist in dem Augenblick wirklich so bedingungslos wie du es beschreibst - aber irgendetwas in ihr zerbricht. Und dieses "irgendwas" ist meist der Respekt vor ihm. Dieses "wie kann er mich lieben, wie kann ich mich ernstgenommen fühlen, wenn er ja doch eine andere braucht und ich ihr offensichtlich nicht ausreiche?" kommt durch, und
genau dort hörst du dann die Vase namens "Respekt" im Hintergrund klirren.
Die Achtung geht baden. Zwar unmerklich, und sicher auch nicht mit Absicht, aber letztlich geschieht es.
Ich rede im Übrigen nur von jenen die mit der Fremdgehsituation nicht klarkommen, die sie gefühlsmäßig unglaublich verletzt.
Das ist im Übrigen auch keine Sache die sich voraussagen lässt! Da kann jeder noch so sehr seine Moral im Kopf haben: Wenn es dann soweit kommt, reagiert jeder instinktiv darauf.
Da kann es dann kommen dass doch eine "offene Beziehung" entsteht weil der Respekt dennoch bestehen bleibt. Oder auch umgekehrt - dass in dem Augenblick, in dem eine "offene Beziehung" tatsächlich real wird, einer von beiden Partnern merkt dass es doch nicht geht, dass es zu sehr verletzt.
Ich halte jedenfalls nix davon, jemanden anzuklagen, der mit solch einer Situation nicht umgehen kann. (Nicht etwa nicht will, sondern ggf. nach einem Versuch es dann auch sicher weiß, dass er/sie es einfach nicht
kann).
Anklagenswert wird es erst dann wenn man dieses "Nicht-Damit-Umgehen-Können" auf dem Rücken des anderen austrägt und es ihm verbietet.
Verbieten kann man es dem Partner nicht.
Aber man kann gehen, um seiner selbst willen und um dessen willen, dass man den Respekt voreinander bewahrt.
Was er/sie dann auch tun sollte. Meine Meinung.