Dies ist ein Diskussionsforum, also fasse ich den Eingangsbeitrag auch so auf, dass man ihn kritisch betrachten kann, bzw. über die Tipps auch diskutieren kann. Das Gute daran ist dann ja, dass wir alle gemeinsam hier eine Art "Schwarmwissen" haben, als Summe unserer Erfahrungen, und damit jeder aus einer anderen Perspektive etwas Anfängern raten kann. Denn eigentlich sind wir alle Anfänger, für bestimmte Zimmer im großen "Haus BDSM".
Das nur mal vorweggeschickt.
Vieles aus dem Eingangsbeitrag unterschreibe ich auch so, ich gehe mal auf das ein, wo ich anders darüber denke:
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An die Submissiven Parts:
(...)Sagt dem Dominanten Part auch jedes mal entweder durch ein Safe Wort oder direkt dass man aufhören will weil es nicht das ist was man mag.
Ein Safewort sollte die "letzte Patrone" sein. Also nicht einmal mehr im Vergleich der Sicherheitsgurt im Auto, sondern der Airbag. Das, was verwendet wird, wenn auf gut Deutsch schon "die Kacke am Dampfen" ist. Es ist der ultimative Notausstieg.
"... weil es nicht das ist was man mag" klingt deswegen für ein Safewort reichlich harmlos: "Oje, das tut ja weh! Safewort!" Damit wird dieser Notausstieg aber entwertet, und es besteht die Gefahr, dass Top nicht sofort reagiert. Sollte er aber. Jedes Mal, wenn eines fällt, weil es extrem dringend sein kann. Stößt Top beispielsweise unabsichtlich auf eine Phobie von Sub (von der Sub vielleicht bislang nichts wusste), kann Panik entstehen, und echte Panikattacken können fatale Folgen haben. Bis hin zu im Extremfall Lebensgefahr, weil die Person keine Luft mehr kriegt in diesem Moment. Sofortiges Handeln ist da extrem wichtig.
"direkt dass man aufhören will" steht da zwar auch, trifft es aber auch nicht: Wenn etwas geschieht, das ich als Sub nicht mag, muss das ja noch lange nicht heißen, dass ich die Session insgesamt doof finde. Vielleicht habe ich nur etwas entdeckt bei mir, eine Praktik, die nicht geht, der Rest aber schon.
Beispielsweise das erste Mal Rohrstock erleben: Ist für viele aufgrund des spitzen Schmerzes gar nichts. Also sagt man eben "Oh nein, der bitte nicht, bringt mich vollkommen raus, sorry". Die Session kann aber weiter gehen, Top legt dann halt nur den Rohrstock beiseite und nimmt etwas anderes.
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An beide Parts:
Sprecht euch gemeinsam gut ab. Erstellt falls notwendig einen Sklavenvertrag (doofes wort aber so ist es nunmal)
Ein Sklavenvertrag ist eine gute Möglichkeit, sich darüber klar zu werden, was man miteinander will. Eine Art Spickzettel, den man, sobald er geschrieben ist, gar nicht mehr braucht.
Damit aber anzufangen finde ich zu früh. Er verführt zu sehr, diesen in Stein zu meißeln und Räume zu schließen, die man neu betreten möchte, weil es ja nun einmal all diese Regeln gibt und diese auch schnell viel Kreativität, viel Spontaneität ersticken kann.
Es geht viel einfacher! Beide nennen ihre Tabus (oder mutmaßlichen Tabus, ganz am Anfang weiß man das alles ja noch gar nicht so genau) und, fast noch wichtiger, das eigene Kopfkino, also die eigenen Vorlieben. Denn bei denen sollte es mindestens eine Überschneidung geben. Wenn die eine Seite auf stundenlanges Verschnüren ohne Action steht, die andere aber auf Spanking sofort ohne Fesseln, wird's schwierig, eine Session hinzubekommen, nach der beide mit einem Grinsen im Gesicht danach einschlafen werden.
Zur Erfahrungssache: Ich schreibe es hier oft, kann es wohl nicht oft genug schreiben, denn es ist nun einmal so:
"Wer mit seiner Erfahrung prahlt, werde wachsam, denn er hat sie nicht mit dir!"
Die gemeinsame Reise des BDSMs beginnt für beide Seiten jedes Mal von vorn.
Und das ist auch gut so.
Denn was für Person A zuvor das Geilste der Welt gewesen sein kann, kann Person B vollkommen abtörnen.
Darum sage ich hierzu: Lasst euch aufeinander ein! Lernt euch kennen (und zwar durchaus schon gut vor der ersten Session)! Seid und bleibt neugierig! Und, das Wichtigste: Passt auf euch auf. Auf euch selbst. Top wie Sub. Denn BDSM geht tief. Sehr tief. Das fordert psychisch wie körperlich.
Es lohnt sich, es lohnt sich wirklich immer, danach in sich gut hineinzuhören, ob alles gut war. Ob man mit einem guten Gefühl am Ende da rausgekommen ist.
Mittendrin kann es Blut, Schweiß, Tränen, "ich hasse dich!!" und was weiß ich noch alles passieren. Wenn am Ende, nach der Session, beide sich gut oder gar besser fühlen als vor der Session, dann haben sie alle beide alles richtig gemacht.