Wenn der einzige zwischenmenschliche Kontakt den er hat, in der Rolle als "Putzsklavensau" ist, kann das jedoch trotzem für ihn mehr sein, als gar nichts. Wenn jemand verhungert, ist ein Klumpen altes Brötchen besser als nichts. Aber wieso sollte man sich nicht dem gedeckten Tisch zuwenden und sich erstmal sättigen, bevor man dann in den Keller der dunklen Gelüste absteigt?
Das ist ein sehr schönes Bild.
Auch wenn du in meinen Augen ein bisschen sehr pessimistisch über Therapeuten redest - ich kenne Gegenbeispiele, eines aus erster Hand
- hast du natürlich recht, dass das Wichtigste, was ihm fehlt, soziale Kontakte sind.
Die aber werden nicht mal eben so aus dem Hut gezaubert. Wenn das Selbstbewusstsein am Boden ist, kann auch ein scheinbar harmlos wirkender Besuch bei einem Stammtisch schon eine unüberwindbare Hürde darstellen.
Man weiß ja auch überhaupt nicht, wie er dort aufgenommen wird. Es gibt auch Stammtische auf denen man sich als Neuer grandios ausgegrenzt fühlt, weil die Leute die dort rumsitzen sich schon seit 10 Jahren kennen und die neue Person erstmal gnadenlos links liegen lassen. (Bevor hier Geschimpfe losgeht: Es ist sicher nicht die Regel, aber die Ausnahmen sind halt dennoch nicht wegkehrbar.)
Darum regte ich eine Gruppentherapie an, weil dort zumindest
eine Person - der Gruppenleiter, idealerweise ein guter, erfahrener Therapeut - anwesend ist, der ihn weich fallen lässt, falls es daneben geht.
Es gibt Gruppen die die Dinge eher verschlimmern können. So weiß ich von Gruppentherapien von Leuten die wegen SVV da sind oder -schlimmer- magersüchtig sind, wo sie die gesamte Gruppe eher runterzog als irgendwas anderes.
Aber solche, wo es um soziale Isolation geht, können wirklich helfen: Da geht es um lange vergrabene Geschichten die erzählt werden sollten, was wiederum Gold wert sein kann. Zu erfahren dass man
nicht ausgelacht wird für das was man erzählt, dass man
nicht für verrückt erklärt wird und -vor allem- dass man ernstgenommen wird, kann etwas völlig Neues sein für diesen Menschen - und vielleicht überhaupt einmal im sozialen Miteinander die allererste positive Erfahrung.
Es klingt jetzt etwas pathetisch und auch recht extrem, so schlimm mag es dort vielleicht gar nicht sein. Dennoch halte ich für einen Einstieg in einem geschützten Rahmen als "Erstkontakt" mit dieser Welt da draußen (die auch verdammt scharfe Zähne haben kann) für absolut sinnvoll.