Hmm - für mich trifft hier keine der genannten Definitionen für beides zu. Denn die Abgrenzung zwischen beidem ist für mich die Haltung dazu.
SSC bedeutet für mich, dass beide miteinander vereinbart haben, möglichst kein Risiko einzugehen bei ihren Praktiken und
so sicher wie möglich miteinander zu spielen. Es also hier um maximale Risikominimierung geht.
Das bedeutet aber nicht, dass es hier um null Risiko geht!
Man möchte lediglich das Risiko auf ein maximal mögliches Minimum herunterfahren.
RACK wiederum bedeutet für mich, dass man sich nicht nur Risiken bewusst ist, sondern sie auch ganz bewusst in Kauf nimmt. Und, das ist die eigentliche Abgrenzung, mit diesem Risiko auch bewusst gespielt wird. Also man auch bereit ist, um nicht zu sagen dass es gewünscht ist, dass es an die Grenzen gehen kann und dann gerne auch tut.
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Ich mag mal ein Beispiel nennen bei exakt dem gleichen Setting, aber diesen unterschiedlichen Haltungen dazu.
Sie mag es, den Schmerz zu spüren, geschlagen zu werden. Er schlägt gerne. Sie machen eine Session, bei der er sie schlägt. Sie lehnt sich über das Sofa, er schlägt zu.
Soweit identisch bei beiden.
Bei jenen, die SSC leben, ist er sehr vorsichtig, und sobald sie das Gefühl hat, dass es doch dolle weh tut, beendet er das Spiel. Sie spielen so, dass die Spuren von ihr z.B. bis zum nächsten Morgen weg sind. Nimmt beispielsweise Schlagwerkzeuge, die möglichst keine Spuren machen, bzw. welche, die schnell wieder weg gehen
Bei jenen, die RACK leben, mag er auch sehr vorsichtig sein. Die zwei hören aber nicht gleich auf, wenn es doch dolle weh tut oder zu erwarten ist, dass die Spuren länger halten können. Sie nehmen das Risiko, dass die auch mal länger halten können, bewusst in Kauf: Sie sind sich dieses Risikos bewusst. Und machen weiter. Dort, wo das SSC-Paar aufhört.
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Anderes Beispiel: Sie ist erkältet. Also ist es nicht "sane" = gesund. Sie lassen deswegen die Session ausfallen, das SSC-Paar.
Das RACK-Paar sagt sich "gut, du bist nicht so fit wie sonst, also wird es heute nicht so heftig wie sonst." Da wird, weil jemand nicht 100% fit ist, nicht gleich die Reißleine gezogen.
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Brisantes, auch viel diskutiertes
Beispiel: Beide trinken vorher ein Glas Wein. Der sie nicht beschwipst, aber etwas "offener" macht. Sie beschließen miteinander zu spielen. Wissend, dass die Wahrnehmung aber gestört sein kann, spielen sie dann auf einmal so, wie in Beispiel 1 das SSC-Paar, obwohl sie doch RACK sind: Weil sie wissen, das Risiko ist unter Alkohol höher, also passen sie ihre Spielweise diesem Risiko an.
Das SSC-Paar steigt mit Alkohol im Blut gar nicht erst ein. Es ist schließlich nicht "sane" und auch nicht wirklich "safe". Begründung: Eine Risikominimierung ist hier nicht mehr möglich unter Alkohol.
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Kurz gesagt: Ich bin sehr wohl der Ansicht, dass SSC existiert. Vor allem bei Anfängern sehe ich das so, dass sie mehrheitlich mit SSC beginnen.
Das finde ich nicht verkehrt, es sorgt dafür, dass man sich selbst nicht überschätzt. Was beim BDSM leicht passieren kann.
Persönlich glaube ich aber, dass im Lauf der Zeit, wenn ein Paar sich länger und besser kennt, unbewusst doch eher in den RACK-Zustand gerät. Also das Risiko automatisch höher schraubt, weil der Reiz, miteinander doch sich an die Grenze von Sub zu pirschen, im Lauf der Zeit da sein wird. Und sie dann schon längst RACK sind, ohne es selbst gemerkt zu haben.