Guter Dom, schlechter Dom
Hallo lieber Einsteiger und liebe Anfängerin,bitte verzeih mir das fehlende Gendern. Natürlich ist jedweder Charakter, jedes Geschlecht hier herzlich Willkommen und niemand soll ausgeschlossen werden! Ich möchte es mir nur etwas einfacher machen.
Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wieso viele Anfänger im Bereich BDSM auf falsche Menschen hereinfallen, ausgenutzt werden, psychisch und vielleicht auch physisch misshandelt und dann fallen gelassen werden. Gerade, wenn man sich als Anfänger einem vermeintlich erfahrenen dominanten Menschen anvertraut, ist die Gefahr, dass das ausgenutzt wird, groß. Man selbst ist aufgeregt, voller noch fremder Gefühle und Erwartungen, und kennt sich selbst gar nicht aus - weder mit dem Thema BDSM noch mit sich selbst in einer solchen Situation. Das kann dafür sorgen, dass Warnsignale falsch oder gar nicht registriert werden und man in eine unschöne, eigentlich ungewollte Situation gerät, in eine Abhängigkeit, die man nicht erleben wollte.
So kam ich darauf, in einigen kurzen Worten auszuführen, welche Warnsignale es gibt und worin sich ein guter Dom (also ein Dom, der dir vermutlich gut tun wird) von einem schlechten Dom (also einem Dom, der dich schlecht behandeln wird) unterscheidet, und wie du diese Unterscheidung treffen kannst. Das, was ich beschreibe, fußt auf eigenen Erfahrungen, auf Berichten anderer, auf aufmerksamem Lesen meinerseits und dem Zuhören. Es muss nicht hundertprozentig stimmen, nicht für jede Situation und für jede denkbare zwischenmenschliche Konstellation, aber es würde mich freuen, wenn es den einen oder anderen von euch zum Nachdenken anregt, zum Reflektieren - gerade, wenn du dich mit einem Dom irgendwie unwohl fühlst, aber das nicht richtig greifen kannst.
Und noch ein ganz wichtiger Punkt: Hab keine Angst, Fragen zu stellen und über deine Gedanken und Sorgen zu sprechen! Kein guter Dom wird darüber enttäuscht sein oder gar wütend. Ein guter Dom schätzt das Miteinander, den Austausch, und wird versuchen, dich lesen zu lernen, um mit dir spielen zu können.
Was zeichnet einen guten Dom aus?
Ein guter Dom macht kein Geheimnis aus sich. Er hat ein ausgefülltes Profil, beschreibt darin seinen Charakter, seine Einstellung zu verschiedenen Themen und weiß genau, was er möchte und sucht und ist in der Lage, das auch zu kommunizieren. Ein guter Dom versteckt sich nicht hinter Ausreden, er steht zu sich selbst und seiner Dominanz.
Ein guter Dom schätzt Kommunikation. Er beantwortet deine Fragen und weicht ihnen nicht aus. Er spricht mit dir darüber, was er mit dir vor hat, was das vermutlich mit dir machen wird und was er dafür tun wird, dass du dich sicher und wohl mit ihm fühlst. Er hört dir zu und achtet auf deine Reaktionen. Für ihn ist ein Nein immer auch ein Nein, er setzt sich nicht darüber hinweg.
Ein guter Dom weiß, dass dein Vertrauen in ihn Zeit benötigt und wird dich nicht bedrängen. Er wird sich dein Vertrauen mit Offenheit, Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit seiner Aussagen erarbeiten. Er wird dir den Kontakt mit anderen Menschen für einen Austausch zum Thema BDSM nicht verbieten, denn er möchte, dass du lernst und dich weiterbildest.
Ein guter Dom sucht sich nicht gezielt Anfängerinnen, weil diese für ihn vielleicht leichter zu beeinflussen sind. Er entscheidet nach Charakter, (Mit-)Gefühl und Zuneigung, wem er seine Zeit schenkt und wird dich weder belügen noch ständig demütigen oder beleidigen. Auch wenn das ein Kink sein kann, also eine sexuelle Vorliebe, welche erregt, wird ein guter Dom dich immer auffangen, für dich da sein, dich wertschätzen und achten und du wirst niemals ein Stück Dreck für ihn sein.
Ein guter Dom wird niemals Nacktfotos oder -videos von dir verlangen. Bestehe auf deine Privatsphäre, er wird sie respektieren. Schicke ihm auch kein normales Foto, wenn er das selbst für sich ablehnt und dir keines schicken möchte. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Achte generell darauf, welche privaten Details du auf welchem Wege mit ihm teilst. Manches braucht Zeit und ein guter Dom wird dich nicht zu Etwas überreden, zu dem du noch nicht bereit bist.
Ein guter Dom achtet auf deine Bedürfnisse. Er geht auch auf deine Wünsche ein und bremst dich auch mal aus, wenn du zu viel auf einmal möchtest. Vertraue auf seine Erfahrung. Er achtet während einer Session auf dich und ermöglicht es dir, ihm deinen Zustand mitzuteilen, da gibt es verschiedene Möglichkeiten, ihr solltet gemeinsam darüber sprechen. Ein guter Dom fängt dich nach einer Session auf und betreibt "after care", sorgt also dafür, dass du dich sicher bei ihm fühlst und dich erholen kannst. Er wird deine Grenzen respektieren und sich nicht über sie hinwegsetzen.
Wie erkenne ich einen schlechten Dom?
Einige Warnsignale sprechen dafür, dass ein Dom nicht geeignet für dich ist oder dir sogar nicht gut tut.
Ein schlechter Dom sucht sich naive Anfänger, weil er sie oft leichter davon überzeugen kann, dass sein BDSM das einzig wahre und richtige BDSM ist. Er duldet keinen Widerspruch und setzt seinen Willen durch. Er verbietet dir oftmals den Austausch mit anderen Subs oder Doms, um zu verhindern, dass du sein Spiel durchschaust.
Ein schlechter Dom hat Geheimnisse. Eine Ehefrau zuhause, die von seinem Tun nichts weiß, oder extreme Vorlieben, die für dich gefährlich werden können. Wenn er sich in Widersprüche verstrickt, deinen Fragen ausweicht oder dich gar offensichtlich belügt, sind das Warnzeichen.
Ein schlechter Dom vermeidet eine vorhergehende langwierige Kommunikation, da sie ihn nicht schnell genug zum Ziel führt. Er besteht darauf, dass du vorschnell seine Aufgaben befolgst oder für Treffen zur Verfügung stehst. Oft verlangt er auch frühzeitig Nacktfotos, angeblich um deine Eignung beurteilen zu können. Ihm geht es dabei nur um seine schnelle Befriedigung, der Aufbau von Vertrauen ist für ihn unwichtig.
Ein schlechter Dom setzt oft gnadenlos seinen Willen durch und missachtet deine Wünsche und oft auch deine Grenzen. Letztendlich geht es ihm nur um seine sexuelle Befriedigung, oft findet auch kein "after care" statt und er lässt dich mit deinen Fragen und Gefühlen alleine.
Und sicher gibt es noch viele weitere Warnhinweise, die auf einen für dich schlechten Dom hindeuten können.
Ich hoffe, ich konnte mit meinen Gedanken einen Denkanstoss bieten. Ich wünsche mir, dass devote Menschen ihr dominantes Gegenüber hinterfragen, sein Verhalten respektieren, um am Ende einfach gut behandelt zu werden. Menschlich.
Ich danke dir und würde mich über eine respektvolle Diskussion über dieses Thema freuen. Lass uns devoten Anfängern Mut machen, auch mal Nein zu sagen!