Ich habe den anderen Thread nicht gelesen, daher weiß ich nicht, was dort jeweils angesprochen wurde. Aber da es hier ja auch um den "Top-Drop" (wobei das analog zu Subdrop vermutlich eher Domdrop heißen sollte ^^) gehen soll, möchte ich dazu etwas beitragen.
Ich als Sadist und Dom (in dieser Reihenfolge, definitiv) kenne das. Also, einen Drop nach einem Hormonhoch nach intensiven Sessions. Es ist exakt analog zu einem Drop auf Seiten von Sub: das Hormonlevel (überwiegend Dopamin, würde ich mal vermuten, dazu später) sinkt, und man hat regelrechte Entzugserscheinungen. Man kann das nicht wirklich verhindern, aber man kann damit umgehen lernen (dazu auch gleich noch mehr). "Passiert halt", gehört dazu.
Das das auch Top passieren kann bestätigt nochmal die These von
@******und, dass hier nicht nur das Adrenalin durch Schmerz von Belang ist - denn woher sollte das bei Top kommen?
--
Nun zur Frage, welche Hormone das wohl sind (
@****ima). Ich muss zugeben - ich habe hier wenig Recherche betrieben bisher, obwohl mich sowas immer interessiert. Aber von meinem laienhaften Wissen und vor allem aus meinem Persönlichen Erleben heraus (bitte, liebe Neurologen und Humanbiologen, korrigiert mich mit Fachwissen wenn ich total daneben greife!) sollten folgende Hormone überwiegend relevant sein:
• Dopamin wird durch das Ausleben von Sexualität ausgeschüttet (auch bei Sex, nur dauert der meistens kürzer als eine BDSM Session). Dopamin macht high, und ist auch genau dafür da - wir lernen, wann der Körper Dopamin ausschüttet, und sind deshalb motiviert, diese Tätigkeiten auszuführen um das High zu bekommen. Dazu gehört Essen, Bewegung ("Runners high" ist überwiegend Dopamin), aber eben auch Sex. Ein Großteil aller Drogen wirken, in dem sie die Dopamin-Ausschüttung begünstigen, und viele Entzugserscheinungen (gerade die psychischen) basieren dann auf einem Dopamintief danach. Das führt also definitiv zu einem Drop.
• Endorphin wirkt ähnliche wie Dopamin und macht gute Laune - anders als Dopamin aber treibt es nicht an, sondern hemmt unseren Antrieb. Es wird NACH Aktivitäten ausgeschüttet, die Dopamin produzieren, um dem Drang nach noch mehr Dopamin etwas entgegen zu wirken. Es macht happy, auch ohne mehr Dopamin, und es macht träge und unmotiviert. Ausgeschüttet wird es daher auch beim Orgasmus (und ist der Grund, warum wir danach grinsen wie Bolle aber auch soooo träge sind).
Außerdem macht es unempfindlich gegen Schmerz und wird auch dafür vom Körper ausgeschüttet - es ist der Grund, warm Masochisten durch Schmerz glücklich werden (ich würde vermuten, dass bei Menschen, die nicht masochistisch sind, durch Schmerz einfach weniger Endorphine ausgeschüttet werden als bei Menschen, die es sind). Es ist also gerade bei SM sicher beteiligt.
• Oxytocin ist dafür da, uns kuschelig zu machen und emotionale Bindungen zu Menschen aufzubauen und wird daher bei Körperkontakt, beim Orgasmus und beim Lachen ausgeschüttet. Bei einer Session würde ich vermutet sieht man davon beim Vorspiel viel (wenn man sowas hat), und dann aber vor allem am Ende bei der Aftercare. Bei Bondage würde ich vermuten, dass sogar die ganze Zeit was ausgeschüttet wird - "Bunnyspace" ist ja oft sehr ruhig und man fühlt sich um sorgt und geborgen, das würde passen.
Endorphin und Dopamin werden außerdem in Gesellschaft ausgeschüttet, weswegen man da bei Spielparties mit vielen Menschen, Unterhaltungen und guter Stimmung schon gleich nochmal mehr von hat (dafür weniger Oxytocin, das macht überwiegend Paarbindung und ungesellig).
Für eher nicht am Drop beteiligte halte ich hingegen, obwohl sie oft genannt werden, die beiden übrigen "big Player Hormone" Adrenalin und Serotonin.
• Adrenalin wird durch die Aufregung (und bei Bottom auch durch den Schmerz u.U.) sicher ausgeschüttet. Adrenalin wirkt aber extrem kurzfristig und wird schnell wieder abgebaut - es ist für das Zittern direkt nach der Session verantwortlich, aber eher nicht für einen Drop der Stunden bis Tage später kommt.
• Serotonin ist nicht kurzfristig wirksam und kann so ein High nicht erklären, fällt also auch eher raus.
Dass Adrenalin gar keine so große Rolle spielen dürfte, erklärt dann auch, wieso der Effekt eben nicht nur durch das Erleiden von Schmerzen auftritt.
--
Je nach dem, welche Hormone beteiligt sind, fühlt sich der Subspace / Domspace unterschiedlich an - und der Drop auch. Das ist sicher je nach Tätigkeiten in der Session, je nach Umgebung und je nach Mensch total individuell.
Aber der Entzug tut im Prinzip immer das Gegenteil von der Wirkung - Rückgang von Dopamin macht miese Stimmung, aggressiv (es macht andersrum auch empathisch, hab ich nur oben nicht genannt weil im dem Zuge eher irrelevant) und unmotiviert. Rückgang von Endorphin macht traurig und eigenbrötlerisch (so richtige "forever alone"-Stimmung). Rückgang von Oxytocin macht einsam.
Daraus lässt sich auch schließen, wie man am besten damit umgeht: eine moderate Dosis Mensch (am besten ein Partner, für das Oxytocin), Essen (Süßigkeiten! Kohlehydrate!), Sport, und "Partystimmung". Genug um den Mangel auszugleichen, aber nicht so viel, um gleich wieder ein Hoch zu produzieren.
--
Für mich persönlich habe ich im Übrigen festgestellt: ich habe Drops auch nach Parties. Nicht vom Alkohol (ich trinke meist nichts mehr), nicht von der Übermüdung, sondern wirklich einen Hormondrop. Fühlt sich sehr ähnlich an wie ein Top-Drop nach Sessions. Würde passen - ich bin entsprechend extrovertiert, dass mein Körper also Geselligkeit mit entsprechend Dopamin belohnt erscheint mir logisch.