Unklare Begrifflichkeiten
Grundsätzlich ist die Frage des TE doch sehr freundlich und zeigt eine gewisse Bereitschaft zur Reflektion.
Und zum Glück ist BDSM ja so vielfältig wie die Menschen, die ihn ausüben.
Ich bin immer wieder amüsiert, wenn manche meinen, sie wüssten genau, das Lustschmerz nicht antrainiert werden kann und dann "wissenschaftlich" mit Lustzentrum und anderen in der Nähe liegenden Zentren argumentieren.
Wie auch immer, mich interessiert, warum der TE seiner sub den Lustschmerz antrainieren möchte?
Und ist er wirklich ein Sadist, wenn er will, dass sie es "genießt", geschlagen zu werden?
Hier kommt einfach wieder das Problem, dass gleiche Begriffe für verschiedene Menschen verschiedene Inhalte haben. Da wird Sadismus/Masochismus ebenso unterschiedlich interpretiert wie Dominanz und Submission.
Für mich ist es so, dass man jeden Menschen mit Schmerzen "konditionieren" kann. Das ist ein archaisches Prinzip, das seit Jahrtausenden "erfolgreich praktiziert" wird, aber im humanistischen Alltag heute sicher nicht mehr wirklich zeitgemäß ist.
Im BDSM aber schon.
Und auch eine reine Devote kann es "geil" finden, wenn ihr Herr sie schlägt, auch wenn sie nicht auf Schmerzen steht, aber dafür darauf, wie geil es ihn macht und das dann eben ihre devote Seite voll berührt.
Das ist eben Devotion und die hat nicht direkt mit Masochismus zu tun. Es gibt aber auch Devote, die Schmerz erotisieren können. Dann haben sie nicht nur den devoten Kopffick beim Geschlagen werden, sondern finden auch den Schmerz erregend. Ist doch schön. Win win.
Und wenn der Dom es seiner sub immer "recht" machen will, ist das die Grundlage für eine erfüllende SM Beziehung - auch wenn dann trotzdem die Frage im Raum wabert, ob er dann wirklich ein Dom ist, so wie der Sadist, der möchte, dass sein Opfer seine Schläge genießt?
Man sieht, die Kiste ist schwierig und muss jeden Tag aufs neue verhandelt werden.
Ich persönlich möchte z. B. beim "Dominieren" gerade NICHT, dass sub das immer toll findet, was ich mit ihr mache. Sonst ist das nämlich (Achtung!) "für mich" kein Dominieren. 😇
Und so wie es devote gibt, die (in den Grenzen des berühmt-berüchtigten Metakonsens) nicht "gefragt" werden wollen, ob es ihnen gefällt, weil sie dann nicht devot sein dürfen, sondern selbst entscheiden sollen (was ihre Devotheit beleidigt), möchte ich manchmal ( in den Grenzen jenes Metakonsens) nicht, dass ihr das gefällt, was ich mit ihr anstelle. Genauso ein Win win!
Warum soll sub also z. B. den Schmerz genießen, wenn ich es mag, dass sie den in dem Fall eben einfach nur "aushält" und sie das aber genauso kickt?
Dabei darf sie sich anschließend sehr gerne stolz den schmerzenden Hintern reiben und sich von mir zufrieden über den Kopf streicheln lassen.
Meine Gedanken zur Frage des TE sind, dass er, wenn er aufs Schlagen steht, sich lieber jemand anderen suchen sollte, die da zu ihm passt.
Und wenn er dominant sein will, trägt er mit Fassung die Verantwortung dafür, dass er seiner sub den Po verstriemt, ohne dass sie das in dem Moment mag.
Wenn sie aber eine devote Seite hat, wird sie ihm trotzdem dankbar sein, dass er diese wirklich berührt hat und dominant war. Und nicht ein Wunschzettelerfüller...
Und dann haben beide was davon, auch ohne dass sie "trainiert" wurde.
Das gehört dann ja auch mehr ins Petplay