Wer ich bin. Eine Geschichte über Facetten im Miteinander.
Wer ich bin, möchtest du wissen.Wer bin ich, um darauf nur eine einzige Antwort zu haben?
Im stürmisch-vollen Herbstwind bin ich das Blatt, welches kraftvoll über die Felder an den Wipfeln entlang gepustet wird.
In der brennenden Hitze eine Sonnenblume. Fest verwurzelt und groß, die sich den einzelnen Strahlen entgegen reckt.
Im zarten Frühling bin ich ein Tautropfen. Leicht und anschmiegsam gleite ich an den Gräsern entlang, umsichtig, nichts zu knicken.
Und im Winter, in der klirrenden Kälte, bin ich eine Hütte. Eine, aus der warmer Rauch aufsteigt. Eine aus Lärchenholz. Robust und überdauernd, atmend und einladend.
Wer ich bin, möchtest du wissen.
Wer ich bin, kann so viele Antworten haben wie die Härchen, die sich auf deinem Arm aufstellen, wenn ich mit dem Finger darüberfahre.
Wenn du mich berührst, und die Zeit stillsteht: Bin ich aufnehmend, hypnotisiert. Ein Reh im Scheinwerferlicht.
Wenn du mich berührst, und die Luft elektrisiert: Bin ich aufmerksam und flink. Äsend im morgendlichen Raureif.
Wenn du mich berührst, mich betrachtest: Neige ich mich zu dir, aufgehend in deiner Zuwendung. Ein Kitz, flauschig, mit großen Augen und ungläubigem Glück.
Wer ich bin, was ich bin, zeigt sich im Miteinander.
Ich zeige dir, was ich für dich bin, wenn ich sehe, was du in mir auslöst.
Wenn du fern bist, und ich dich näher brauche: Nähere ich mich auf samtigen Tatzen. Ein geduldiger Jäger, prüfend, schleichend, denn du bist scheu.
Wenn du mir nah bist, ich dich fast spüren kann: Nehme ich Witterung auf, betrete den gemeinsamen Tunnel. Ein Raubtier mit Fokus auf deinen pulsierenden Herzschlag.
Wenn deine weiche Haut an mir entlang gleitet, das Verlangen entfesselt: Deine ungeschützte Kehle unter meiner Pranke sichere ich meine Beute, bereit für den finalen Biss.
Berühr mich. Lass mich dich berühren. Ich bin sanft und weich wie ein Reh. Ich bin der lauernde Panther in der düsteren Nacht. Und manchmal bin ich noch viel mehr.