sicherheitskonzepte: ssc und rack
es gibt im bdsm zwei bekannte sicherheitskonzepte:• ssc - safe, sane, consensual (sicher, einvernehmlich, mit gesundem menschenverstand)
• rack - risk-aware consensual kink (risikobewusstes, einvernehmliches (praktizieren) von BDSM)
ich möchte hier zum einen darüber diskutieren, worin ihr die vorteile von dem einen oder dem anderen konzept seht (für euch, aber auch allgemein), und zum anderen würden mich beispiele interessieren, was ihr wohinein einsortieren würdet.
ich selbst vermute mal, es ist eine kombination aus beidem die ich bervorzuge: auf der einen seite z.b. das abklären von tabus (was ja relativ klar auch greifbar ist), auf der anderen seite mein anspruch an ihr vertrauen: ich kann ihr schließlich nicht vorher alles erklären, damit würde ich vielen dingen ja auch den reiz nehmen! also kann ich da nur sagen "vertrau mir, du bist bei mir gut aufgehoben! ich werde auf dich aufpassen und fordern, aber nicht überfordern!"
ich fand diesen satz eigentlich den, der meine einstellung am besten beschreibt:
"so sicher, vernünftig und einvernehmlich wie von den Beteiligten gewollt"
mir gehts jedenfalls weniger um die begrifflichkeiten an sich oder mich da einzusortieren, mehr geht es mir um die hintergünde: warum findet man das eine oder das andere besser? wo seht ihr vorteile oder nachteile, oder ist das alles blödsinn und jeder sollte sich einfach selbst gedanken machen? (dann natürlich auch mit allen risiken und nebenwirkungen durch fehlversuche etc...)
um eine gute informationsgrundlage zu haben kopiere ich hier mal die beschreibungen aus smiki.org rein:
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ssc:
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Safe, Sane, Consensual
SSC ist eine englische Abkürzung für safe (sicher), sane (mit gesundem Menschenverstand) und consensual (einvernehmlich).
SSC ist das bekannteste Modell für die Abgrenzung zwischen sadomasochistischen Praktiken und strafrechtlich relevanter Gewalt. Gelegentlich wird auch SSCF geschrieben, mit F für „Fun“, um zu dokumentieren, daß neben den drei anderen Aspekten auch der Spaß nicht zu kurz kommen sollte.
Der Begriff entstand als Abgrenzung zu Missbrauch und Realsadismus. In jüngerer Zeit äußert sich Kritik an SSC, weil besonders safe und sane schwammige Begriffe sind, die Interpretationssache sind und es durchaus als Waffe in Diskussionen verwandt wird („Das ist aber unsafe!“). Dies beruht auf dem häufigen Missverständnis, dass die drei Elemente objektiv und für Aussenstehenden bewertbar seien. Die ursprüngliche Bedeutung ist jedoch "so sicher, vernünftig und einvernehmlich wie die Beteiligten es für sich wollen".
Als Alternative wird deshalb seit einiger Zeit RACK (Risk Aware Consensual Kink) vorgeschlagen, weil es neben der Einvernehmlichkeit die persönliche Risikoabschätzung betont.
das Motto "SSC" wurde 1983 von der schwulen New Yorker Gruppe GMSMA eingeführt.
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rack:
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Risk-aware consensual kink
RACK ist
• die Abkürzung für englisch Risk-Aware Consensual Kink (risikobewusstes, einvernehmliches (praktizieren) von Kinks).
• das englische Wort für Folter- oder Streckbank.
Im folgenden wird die Bedeutung risk-aware consensual kink beschrieben.
Der Begriff kink ist dabei schwierig übersetzbar. Für das Verständnis von RACK kann kink gleich BDSM gelesen werden. RACK bedeutet also in etwa "risikobewusster, einvernehmlicher BDSM".
Zusammengefasst ist RACK ein Modell für Handlungen und Spiele im BDSM-Kontext, das im Unterschied zu SSC weniger auf schlecht greif- und meßbare und individuell variable Kriterien wie „Vernünftigkeit“ und „Sicherheit“ aufsetzt, sondern stattdessen die Einvernehmlichkeit der Handelnden und ihre individuelle Risikobereitschaft in den Vordergrund stellt. Der Schwerpunkt liegt also deutlich auf der Eigenverantwortung ausschließlich der Beteiligten und nicht auf einer von außen vorgenommenen „gut/schlecht“-Beurteilung von Kriterien, die schlecht objektiv vergleichbar sind.
Grundlagen von RACK
Das bekannteste Modell für die Abgrenzung zwischen BDSM-Praktiken und strafrechtlich relevanter Gewalt ist SSC. Durch das weitverbreitete Missverständnis, dass safe und sane objektive, für Aussenstehende bewertbare Kriterien seien, was so eigentlich nicht gemeint war, wurden folgende Widersprüche aufgeworfen:
• Warum sollte etwas verwerflich sein, was einem Anspruch an Sicherheit zwar nicht genügt, sich die Spielpartner aber einig sind und sich darauf freuen, es trotzdem zu praktizieren?
• Warum sollte etwas verwerflich sein, was einem Anspruch an Vernunft zwar nicht genügt, wenn sich die Spielpartner aber einig sind und sich darauf freuen, es trotzdem zu praktizieren?
• Wenn von solchen Ansprüchen an Sicherheit und Vernunft ausgegangen werden soll, wer definiert diese, wo doch die Beurteilung dieser Kriterien in erheblichem Maße subjektiv ist?
Da die entstandene Objektivitäts-Interpretation von SSC wohl nicht mehr revidiert werden kann, wurde RACK als neues Modell vorgeschlagen, mit der eigentlich mal gemeinten Bedeutung von SSC ("so sicher, vernünftig und einvernehmlich wie von den Beteiligten gewollt").
Statt drei gleichberechtigter Kriterien steht die Einvernehmlichkeit als oberstes und ausreichendes im Vordergrund. Die schwammigen Definitionen safe (sicher) und sane (vernünftig) werden diesem Prinzip untergeordnet. Hieraus folgt, daß RACK-Spiele zunächst also weniger vernünftig und gefährlicher zu sein scheinen. Dies ist nur scheinbar so, weil das persönliche Bedürfnis nach Sicherheit und verantwortlichem Umgang miteinander Teil der Einwilligung sind. Die Konsensfähigkeit ist auch bei RACK ein notwendiges - und wie gehabt persönliches Kriterium.
Wichtig ist die Erkenntnis, daß jede Praktik, jedes Spiel Risiken beinhaltet, physische und psychische. Die Risiken sind von jedem einzelnen der am Spiel beteiligten, von den eingesetzten Praktiken und vom Spielkontext selber, von äußeren Einflüssen und zahlreichen weiteren Faktoren abhängig, die unmöglich immer berücksichtigt, bedacht und abgesichert werden können - auch „SSC-Spiele“ können einen unerwarteten Verlauf nehmen, vor dem man sich nicht schützen kann, der nicht absehbar ist. Es gibt immer zuviele Faktoren, die ein Spiel in eine riskante Richtung beeinflussen oder kippen lassen können. Alle Faktoren dieser Art sind nicht ausschließbar mit der Folge: Risiko besteht immer!
Darauf basiert die Weiterentwicklung zu RACK: Das Bewußtsein um unwägbare oder auch konkrete Risiken ist vorhanden, und die Beteiligten gehen diese Risiken bewußt und einvernehmlich ein.