Der Begriff "Wunschzettelsub" ist ja in der BDSM-Szene eindeutig negativ belegt. Definitionen für diesen Begriff gibt es genügend, eine davon habe ich auf submisson.de gefunden:
Zitat:
"Was bedeutet "Topping from the bottom", eine Formulierung der amerikanischen BDSM-Szene? Wörtlich übersetzt etwa "Beherrschen vom Boden aus", beschreibt die Redewendung das Verhalten der Menschen, die wir "Wunschzettelsub" nennen: Einen Sub, der den Ton angeben und seinem Dom sagen möchte, was dieser zu tun und zu lassen hat, der bestimmen möchte, wie der Sub "bespielt" wird.
Nun gibt es jene, die sagen, Sub bestimmt ohnehin den Rahmen des Spiels - durch seine Tabus setzt er den äußeren Rahmen, durch seine Grenzen den inneren. Zu beider Zufriedenheit hält Dom sich an diesen Rahmen - lässt dieser ihm im Allgemeinen genug "Spiel"-Raum.
Der Wunschzettelsub geht jedoch darüber hinaus. Er bestimmt nicht den Rahmen, sondern den Ablauf. Er macht Dom zum Erfüllungsgehilfen seiner Fantasien und Vorlieben. Dazu nutzt er vorzugsweise das Element der Strafe. Er bringt seinen Dom durch absichtliches Fehlverhalten dazu, ihn zu bestrafen - und ihn den Schmerz, die Demütigung zuzufügen, die er wünscht. Oftmals besteht das Fehlverhalten aus reiner Provokation: "Du musst mich bestrafen, wenn ich mich schlecht benehme. Sonst dominierst du mich nicht, und ich gehorche dir nicht." Sub ist frech, aufmüpfig, gibt Widerworte - wohl wissend, dass es dafür die erwartete Strafe gibt.
Der Wunschzettelsub ist nicht mit dem Herzen, der Seele bei der Sache. Er begreift nicht, dass Subsein daraus besteht, Macht und Kontrolle abzugeben - und nicht nur so zu tun, als gäbe man Macht ab, weil einem gerade danach ist, beherrscht zu werden. Sub kann darum bitten, erzogen, gezüchtigt zu werden - verlangen, erwarten kann er es nicht. Er hat es Dom zu überlassen, ob und wann dieser züchtigen oder erziehen möchte - Punktum.
Andererseits - mancher Dom betrachtet es bereits als "Topping from the bottom", wenn Sub das Ausmaß seiner Devotheit selbst auslegt (siehe "Devot - Ein Denkfehler?"). Er sieht sich schon als Wunscherfüller, wenn Sub sich nicht 24/7, voll und ganz unter seine Kontrolle begibt. Dabei möchte Sub durchaus Dom dienen und gehorchen, nur dabei sein eigenes Leben nicht völlig hintanstellen - zumal wenn Familie und Job vorhanden sind, die für Sub an erster Stelle kommen müssen. Ist es "Topping from the bottom", wenn Sub Ort und Zeitpunkt des Treffens bestimmt, weil er sich zuerst nach Kindern oder Arbeitgeber richten muss?
BDSM besteht aus Geben und Nehmen - Sub ist ungehorsam, damit Dom ihm zeigen kann, wo es lang geht. Sub möchte lernen, und Dom möchte lehren. Sub möchte Schmerz, und Dom möchte Schmerz zufügen. Ein Sub, der einen Dom als Erfüllungsgehilfen benutzt, zerstört dieses Gleichgewicht, ebenso wie ein Dom, der kein Verständnis für die Situation des Subs hat."
Zitat Ende.
Soviel dazu. Aber nochmal zurück zur Ausgangsfragestellung von Quiela. Da ging es m. E. weniger um die eigentliche "Wunschzettelsub", sondern darum, ob die Sub auch eigene Vorstellungen mit ins Spiel bringen kann.
Ich bin der Ansicht, sie kann und sie soll es auch. Für mich ist es immer wichtig gewesen, nach (manchmal auch während des Spieles) ein Feedback zu bekommen, wie die Sachen, die ich gemacht habe, bei ihr angekommen sind. Habe ich ihre Grenzen erreicht oder kann ich noch weiter gehen? Habe ich ungewollt ein Tabu überschritten, das vorher nicht besprochen gewesen ist? Haben sich im Spiel Dinge ergeben, die nicht nur mir, sondern auch ihr gut gefallen haben und die weiter ausgebaut werden können?
Das sind für mich Fragen und Antworten, die wichtig sind. Hier geht es nicht darum, dass Sub das Spiel gestalten will, wie sie es für richtig erachtet. Sondern darum, den Rahmen für das Spiel abzustecken. Darum sollte sie auch immer Anregungen und Ideen mit ins Spiel einbringen können. Ob und vor allem wie sie dann umgesetzt werden, das bleibt dann aber alleine IHM überlassen. Das macht ja auch ein wenig den Reiz dieser Variante aus. SIE gibt mir ein Stichwort und ICH überlege, was ich daraus machen kann. Oft wird daraus dann was anderes entstehen, als sie es sich vielleicht vorgestellt hat. Aber gerade das ist ja das reizvolle daran.