ich finde mich (bzw meine meinung) in ganz vielen punkten wieder, die ich hier gelesen habe. aber mir stellt sich die frage eigentlich andersrum:
Die Definition von Begriffen ermöglicht es weiter zu gehen in der Diskussion.
ist das wirklich so? ich empfinde es eher als einschränkend mich an genauen definitionen festhalten zu müssen. ich kenne viele tops, bottoms, doms, subs, ein paar wenige sklavinnen, aber jede(r) von ihnen ist so grundverschieden in seiner ganz eigenen interpretation von bdsm dass jedes streng definierte wort wie ein zu eng geschnürtes korsett wirken würde: es würde die luft und den raum nehmen frei atmen zu können, sich selbst zu entfalten und zu entdecken, zu entwickeln...
Das komplizierteste an Sprache ist ihre Mehrdeutigkeit. Begriffe geben meiner Meinung immer nur den groben Rahmen vor. Ich finde es immer wichtig zu hinterfragen, was der Einzelne unter einem bestimmten Begriff versteht. Den jeder hat seine eigene Defintion.
das sehe ich ganz genauso! und weil ich das generelle problem dahinter eben durchaus auch sehe habe ich schon seit langem immer wieder darauf hingewiesen, dass ich versuche die "klassischen" begriffe losgelöst von standard-erwartungen zu gebrauchen und sie einfach sehr wörtlich verstanden wissen möchte. und im zweifelsfall ist eben dann genau eine diskussion darum, was nun eigentlich gemeint ist, auch angebracht, denn was hilft alle definition wenn sie doch unterschiedlich verstanden oder ausgelegt werden?
oder um mal das beispiel der definition des sadisten aufzugreifen: wenn du von dir behauptest du wärst sadist, sagst du denn dann auch dazu in welchem kontext du das meinst: im medizinisch-diagnostischen, im bdsm-typischen kontext, oder vielleicht doch mehr im psychisch-konditionierten...?
Erst wenn die Begriffe klar sind, kann man diese in eine Ordnung bringen und mit dieser Ordnung dann weiter gehen,
das sehe ich genau andersrum: ich empfinde eine zu enge definition immer eher als eine art notanker sich an worten festzuklammern, weil es das "einfacher" macht. ich bin aber nicht einfach, und ich möchte auch niemand einfachen! ich möchte jemand komplexen, vielschichtigen, und ebenso möchte ich diese worte vielschichtig verstanden wissen.
erst mit der freiheit, darüber zu diskutieren, entsteht doch die vielschichtigkeit dessen, was ich da draussen sehe. das ist für mich genau ein teil des "weitergehens", des entwicklungsprozesses. und dazu genügt es auch nicht sich selbst diese definitionen (für sich selbst) einmal zurechtzulegen, sondern vielmehr muss ich mich selbst und meine ansichten auch immer wieder hinterfragen.
es wurden viele wahre sätze geschrieben über mir, hier einige bei denen ich sofort mit dem kopf nicken musste:
Sprache ist nun einmal nicht tot, sondern lebt von der Fantasie, den Vorstellungen, dem Denken und Willen der sie benutzenden. Es kommt darauf an, was jeder daraus macht....so, wie mit dem Weg des BDSM und denen, die je nach ihrer Persönlichkeit etwas für sie Gültiges daraus machen.
Würde man alles genauestens festlegen, würde man sich eines Schatzes berauben, der die Vielfältigkeit dieser bunten Blumenwiese ersterben lässt. Dann hätten wir den gepflegten Einheitsrasen, der nicht einmal einen Löwenzahn zulässt.....
Ich bin sowieso der Meinung, dass es nicht auf das "was bist du?" ankommt, sondern vielmehr auf das "was magst du?".
Ist es überhaupt wichtig zu einscheiden, ob die Straße des 17. Juni nicht eigendlich eine Allee sei ... ?
Wenn ich jetzt sage: "Ich bin ein Sadist" und mein Gegenüber kennt die o . g. Definition, hilft ihm das wirklich weiter in der Einschätzung meiner Person? Ich glaube nicht.
Ich denke, dass sich zu wenige wirklich mit dem auseinandersetzen, was sie sind oder sein wollen
diesen letzten satz möchte ich ein wenig abändern: ich denke, dass genau diese unscharfen definitionen, wie wir sie hier erleben, vielen dabei helfen, sich selbst mit sich auseinanderzusetzen. eben genau weil es keine scharfe definition gibt, zu der sie sich einfach mal in die schublade legen können, sondern weil sie ihre eigene schublade erst noch bauen müssen. und auch immer wieder anpassen müssen: mal ein wenig leim, dann an einer ecke ein loch machen, das loch viell auch wieder zukitten, eine seitenwand erhöhen, eine andere erniedrigen...
das einzig beständige ist der wandel! (hat mal irgendein schlauer mensch gesagt...)