BDSM-- Religiösität

Die Verbindung sitzt sehr tief und ist doch oberflächlich: Ich schätze, es hat zunächst mit einer gemeinsamen Dramaturgie zu tun, derer sich die "Veranstalter" bedienen. Konkret: Dunkle Räume, spärliche Beleuchtung, chorale Musik - das erzeugt Spannung. Und das funzt bei BDSM-Parties, in Horrorfilmen, Opern und - Schwarzen oder Heiligen Messen.

Dazu kommt bei uns die kulturelle Erinnerung (über Bilder, Geschichtskenntnisse, Filme, Musik) an die Inquisition und überhaupt mittelalterliche Folterpraxis. Gewölbekeller, geschmiedete Gitter, Ketten, Andreaskreuz, Altar - da kommt das her.

So würde ich das grob erklären. Die Verbindung ist aber oberflächlich, weil die heutigen Sexpraktiken ja in der Regel keinen religiösen Hintergrund haben, sondern allenfalls spielerisch Symbole aus der Religion verwenden.

Mich würde aber durchaus interessieren, ob es hier und da auch Menschen gibt, die das tatsächlich mit ihrem Glauben in Verbindung bringen. Insofern: Sehr gute Frage! Ich warte auf spannende Antworten!

Es ist wirklich eine sehr interessante Frage!

Ich schließe mich suburb_lover an, zu einem großen Teil wird die Inquisition daran schuld haben. Hiermit wurde jahrhundertelang Folter begründet, sie ist eine wunderbare Ausrede gewesen, um Sadismus auszuleben.

Ich weiß nicht genau worauf du dich beziehst (also welche Filme und Bilder), vermute aber mal, dass es hauptsächlich um so eine Reihe geht, die diese Inquisition als Deckmäntelchen für wirklich finstere SM-Spiele nimmt, quasi als "Geschichtsaufarbeitung".
Mir haben da schon die Cover gereicht.
In jenem Fall denke ich, dass der ganze Religionskram nur Alibi ist, um möglichst schlimme (oder schlimm aussehende?) Spiele durchzuziehen.

Zum Zweiten gibt es da ja noch die Rollenspiele: Lehrer-Schüler, Arzt-Patientin und ... Spiele, bei denen Nonnen, Novizen etc. beteiligt sind.
Hier spielt m.E. eher eine Rolle, dass eine Nonne für die Unschuld steht, der Schlimmes widerfährt.
Woher das nun kommt, kann ich nicht sagen. Vielleicht mögen da die Katholiken unter uns etwas dazu sagen? Ist es eine Nachstellung der Beichte in Tatenform, ist es ein Sünden reinwaschen, ist es der Kontrast zwischen Gut (Nonne) und Böse (Kerkermeister)?
Dazu habe ich mir auch keine Meinung gebildet.

Moin,

das 'immer' sehe ich garnicht, ich sehe viele Bilder bei denen kein religiöser Aspekt enthalten ist. Und es gibt auch viele BDSM-Spielarten, bei denen das keine Rolle spielt. Das Thema taucht schon auf, aber meiner Meinung nach nicht so häufig.

Ich denke, dass hängt damit zusammen, daß es im Klosterleben gewisse Bereiche gibt, die Parallelen im BDSM haben. Komplette Unterwerfung unter den göttlichen Willen, Selbstkasteiung, Demut. Und was sich hinter Klostermauern abspielt, ist dem 'Normalbürger' vielfach unbekannt, das lässt natürlich viel Spielraum für Phantasien.

Ich denke dass Religion schon oft als Alibi für SM- Neigungen herhalten musste. Die Inquisition wurde ja schon erwähnt. Ich denke dabei auch an die Geißler (Flagellanten), also Leute die sich selbst auspeitschten um die Sünden der Menschheit zu büssen. u.v.m.

Da gehe ich mit Hanje absolut konform, dass die Nonne für absolute Reinheit steht, die nun auf wundervolle aber auch sadistische Art und Weise angekratzt werden soll. Zumal sich dieses Rollenspiel natürlich dazu sehr gut eignet.

Was ich noch anmerken wollte. Ich selber an sich bin dem evangelischem Glauben zugetan (obwohl ich nicht getauft bin) und gehe sonntags in die Kirche.
Meine sadistischen Neigungen kann ich aber trotzdem sehr gut damit verbinden und sehe darin auch keinen Widerspruch oder ähnliches.

ich gehe einfach davon aus das es menschen gibt die damit auf ihre art demonstrieren wollen...warum? keine ahnung...vielleicht weil es im gegensatz steht...sex und kirche...aber vielleicht gerade weil es einige gemeinsamkeiten gibt u.a. worte wie Herr, dienen, demut, hingabe, glaube an das was ich lebe, usw.
Was nicht zwangsläufig bedeutet das ein mensch der bdsm lebt keinen glauben hat bzw. nicht einer religion anhängt.

Vielleicht ht es auch eher etwas mit Gothic zu tun als mehr mit bdsm

Ein wirklich interessantes Thema, für mich aber mit den Äußerlichkeiten weniger zu vereinbaren....

Die Gemeinsamkeiten sind für mich offensichtlich weit mehr in der Tiefe zu suchen.

Devotion hat in der katholischen Kirche eine lange Tradition. Besonders in der Mystik ging es bei Teresa von Jesu, Johannes vom Kreuz oder Hildegard von Bingen um die tiefe Vereinigung in Hingabe an das Göttliche. Alles andere wurde um dieser Erfahrung willen ertragen. Es war egal, was die Obrigkeit anordnete, ob man inhaftiert wurde, Ungerechtigkeit ertragen musste. Es war nur eines wichtig: Die vollständige Vereinigung, die tiefste Liebe und Nähe, Innigkeit in der Hingabe an Gott. Hier wurde jede Erfüllung erfahren, die zu erfahren war, alle Begehrlichkeiten fielen in den Hintergrund. Nichts und niemand konnte dies antasten, allen Anfeindungen zum Trotz. Diese Haltung war für die Kirche sehr schwer zu ertragen, denn diese Menschen liessen sich nicht instrumentalisieren und die Ausstrahlung, die von ihnen ausging, zog viele andere an und machte sie gefährlich.

Liest man in den Schriften dieser Heiligen, könnte man an ein inniges Liebesverhältnis von sich liebenden Menschen denken, es hatte auch eine tiefe Sinnlichkeit. Dabei blieben diese Menschen aber völlig rein in ihrer Seele, egal, was mit ihrem Körper angestellt wurde oder worden wäre.

Es soll Menschen in BDSM-Beziehungen geben, die ganz ähnliches suchen. Tiefe Hingabe (nicht Unterwerfung) kann eine spirituelle Form des religiösen Lebens sein. Die Äußerlichkeiten und Rituale sind dann eine exoterische Unterstützung dieser Haltung

sus/sie

.. die absolute Unterwerfung und Hingabe an den Willen eines imaginären Wesens.
Die Verleugnung des eigenen Leibes um sich SEINER Gunst sicher sein zu können. Die Verleugnung des eigenen Lebens um in der Schar der Auserwählten an SEINER Seite aufgenommen zu werden. ...

Diese "erlaubte SM Beziehung" zu einem allmächtigen und einzigen Gott spiegelt sich auch in vielen Ordensregeln wieder: "Wir sollen uns dessen bewusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels des Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper, der sich wohin auch immer bringen und auf welche Weise auch immer behandeln lässt, oder wie ein Stab eines alten Mannes, der dient, wo und wozu auch immer ihn der benutzen will." (Ignatius von Loyola , Gründer des Jesuitenordens)

Für mich keine Frage warum SM optisch im religösen Umfeld gut darstellbar ist, wenn es in verdeckter und pervertierter Form von den verschiedensten Religionen, und hier ganz besonders von ihren Fundamentalistischen Vertretern, tagtäglich praktiziert wird. Für mich besonders Auffällig, dass sich hierbei gerade jene monotheistischen Glaubensrichtungen, besonders hervortun, die sich alle auf den gemeinsamen Stammvater Abraham berufen und jede für sich, sich als die alleinig Richtige und einzig Wahre darzustellen versucht!

...es geht da vielmehr um den Ritualcharakter der ja meist in der Religion bzw. in ihrem Gegenteil sehr zu Ausdruck gebracht wird.

So wie z.B. eine Messe zelebriert wird - kann ich mir vorstellen - ist es auch möglich eine "Session" zu zelebrieren.
Was mir in diesem Zusammenhang ebenfalls in den Sinn kommt ist: Der Beginn einer Session kommt ja ebenfalls oft einem Ritual gleich weil diese immer auf dieselbe Art und Weise eingeleitet wird - so dies von Dom und Sub gewünscht ist - und somit auch wiederum zu einer "sakralen" Handlung werden kann.

Das hat selbstverständlich nichts mit dem zu tun was wir unter Religion verstehen. Der Begriff Religion bedeutet allerdings nur Rückbindung.

Und ich darf daran erinnern, dass wir den Begriff Ritual wohl am besten aus der Magie kennen - wobei diese ja auch in den SM Bereich einfließen kann.

Lächel, nein, der Partner auch in einer BDSM-Beziehung ist nicht Gott. Das möchte ich vorsichtshalber nochmal klarstellen.

Aber in manchen esoterischen Kreisen sagt man: Egal, wo man wirkliche Hingabe lebt, wenn man das Wesen der Hingabe erforscht und sich einer Sache mit allem Wollen hingibt, da kommt man dem Göttlichen näher. Es ist im Grunde einerlei, ob dies einer im Beruf tut, damit ein ausgezeichneter Meister in seinem Fach wird oder vielleicht auch im BDSM. Nur ist es hier bereits offensichtliches Thema. Eine bewusste Beschäftigung auch geistig, kann damit auf dem Plan stehen. Auch das Wesen des Opfers kann hier aktiv erforscht und gelebt werden....

Ob das jemand tut oder es mit diesen religiösen Gedanken verbinden will, ist natürlich jedem freigestellt. Alles was man tut, muss nicht zwingend Tiefe, Nähe haben, manche würden es auch gar nicht ertragen und das hat sowohl seinen Sinn wie auch seinen Grund.

sus/sie

Glaube und KIrche sind zweierlei

ich glaube einfach an das Carma und das nichts mit meiner switch Neigung zu tun.

Das Leben formt ein und seine Erfahrung

das mag dahin gestellt sein ob das zweierlei dinge sind...allerdings geht es hier um bilder und darstellungen

Die Sub, die in Demut vor ihrem Herrn kniet - es gibt Rituale, Gebote, Verbote - es gibt sogar "Ordenskleidung".

Natürlich gibt es Menschen, die Religion und BDSM nicht miteinander vereinbar halten.

Vielleicht stillen beide - Religion und BDSM ein jeweiliges Bedürfnis in den Menschen, die es praktizieren (obwohl ich beides nicht unbedingt in den gleichen Topf werfen will).

Warum knie ich vor einem Menschen und akzeptiere ihn als höhere Instanz? Warum knie ich vor Gott?

Sich weiter mit dem Gedanken beschäftigend - Angelika

nur an mich
meiner Hoffnung
meiner Erfahrung
meines Leitsatzes: Gebrauche die KUnst des Lebens als Waiser und nicht als Gemeiner.

wenn ich mehr wüßte würde ich anders handeln
Fazit : GLAUBE IST NICHT WISSEN !!!!!

sorry aber noch mal meine frage...was hat das mit dem thema zu tun?

hoffe du wirst antworten finden die dir reichen

Quelle: Wikipedia

Ich habe die Frage der TE so verstanden, dass man in BDSM-Kontexten häufig Symbole und Handlungen findet, die an religiöse Symbole und Handlungen erinnern bzw. sogar solche übernehmen (das Kreuz, in Rollenspielen u.s.w.).

Dein Einwand betont Deine individuelle, religiöse bzw. spirituelle Einstellung, @*******ech. Vielleicht kannst Du noch die Karmaphilosophie in Bezug zu BDSM setzen, damit wir Dich besser verstehen? Danke.

Angelika

dachte geht um KIrche ,Glaube und BDSM.

na ja war wohl ein mißverständnis !

Die Darstellung von Religiosen Symbolen und Ritualen in der Kunst und in den Medien ist doch schon Jahrhunderte alt . Das hat sicher weniger was mit BDSM als solchen zutun sondern eher das da halt was mystisches unerklärliches von ausgeht . Wer will schon sehen wie ein Finanzbeamter sich zu einem Ritualmörder entwickelt ^^ Das lässt es sich doch besser verkaufen wenn da eine halbnackte Nonne ans Kreuz gefesselt und gefoltert wird .

Ich seh es so: Sex vorallem dunkel verpackt verkauft ein noch so schlechtes Skript besser

aber im Film .
und im realen Leben ?