Na gucke, ich habe hier mal wieder gelernt, wie wichtig es ist, die äußeren Begleitumstände zu erfragen. Ich ging nämlich stillschweigend davon aus, dass sie schon einige Erfahrung hat und quasi aus Erfahrung sagt, dass sie kein Safewort verwenden würde. Falsch gedacht ...
Dann sieht es nun anders für mich aus!
Nämlich so, dass sie da etwas verdammt richtig sagt, nämlich indem sie dir
vorher sagt, dass sie glaubt, dass sie im Ernstfall das Safewort nicht benutzen würde. Das ist eine sehr wichtige Information!
Du sagst, dass sie noch sehr wenig Erfahrung hat. Insofern wird sie auch schlecht bis gar nicht wissen, in welche Grenzbereiche BDSM abdriften kann, und wie heftig es werden kann. Sprich: Sie wird im Zweifel noch gar nicht wissen, dass sie sich hier und da ein Safewort wünschen würde ...
Jetzt sehe ich zwei Möglichkeiten:
Die eine wäre Oyos
(und hey Oyo, du setzt auch immer tolle Beiträge ab, auch wenn ich nicht jeden verstehe ... und keine Sorge, du wirst auch immer mal wieder früher dran sein als ich ).
Kitzeln, am besten gefesselt, ist eine körperlich sehr harmlose Version des BDSM, aber eine der gemeinsten. Es würde mich seeehr wundern, wenn sie nicht irgendwann doch das Safewort herausrückt, wenn sie weiß, dass nur das ihr "Leiden" beenden würde ... also, wenn sie
wirklich kitzlig ist, dann würde ich das auf jeden Fall mal antesten!
Die zweite Möglichkeit wäre, ihr zu sagen "ok, dann spielen wir OHNE Safewort. Dann kann nur ich das Spiel abbrechen und nicht mehr du, ist in Ordnung."
Sobald sie sich dessen nämlich bewusst ist, dass sie dir wirklich auf Wohl und Wehe ausgeliefert ist, wird -das ist sicher wie das Amen in der Kirche- nämlich ihr Kopfkino losgehen. "O Gott, und was passiert, wenn er wirklich zu heftig wird ...?"
Tja, und dann ziehe mal wirklich eine härtere Session durch.
Keine, bei der du über ihre Grenzen gehst. Beobachte weiterhin genau, wie sie reagiert, wie sie es aufnimmt. Das ist anstrengend, das kann ich dir sagen, es erfordert eine hohe Konzentration
, aber es lohnt sich!
Denn entweder, sie sagt das Safewort dann
tatsächlich - aus lauter Angst, du würdest ihre Grenze doch nicht kennen - oder aber, im Nachgespräch kämt ihr dann doch wieder auf das Safewort, und sie könnte zugeben, dass sie es ja doch irgendwann benutzen könnte ...
Ihr ist, denke ich, nicht wirklich klar, dass das Safewort nicht zum normalen Spiel gehört, sondern
nur für den
Notfall gedacht ist.
Das beste Beispiel dafür ist eine zu heiße Kerze bei Wachsspielen: Es hat sich mir ein Beitrag sehr ins Gedächtnis eingebrannt, das jemand mal in einem anderen Forum nannte: Ein Spiel hatte der Dame zwei Verbrennungen dritten Grades eingehandelt: Nach dem ersten Tropfen schrie sie sofort das Safewort, aber da war der zweite schon unterwegs ...
Ohne dieses Safewort hätte sie deutlich mehr Schäden davongetragen.
Zu deiner Frage "zu stolz": Ich bin so einer, der sagt "was ich mir eingebrockt habe, das löffle ich auch aus" und zudem jemand, der so verdammt neugierig ist, dass ich auch mal was weiterlaufen lasse (passiv), das für mich
echt heftig ist.
Vermutlich wird sie solche Situationen meinen ...
Nun, da bedarf es auch noch keines Safewortes!
Nämlich erst dann, wenn es wirklich wichtig ist und gar nicht mehr geht.
Etwa, wenn sich bei einer Fesselung ein stechender Schmerz zeigt.
Wenn in der Folienbondage etwas plötzlich taub wird.
Besagter zu heißer Tropfen bei Kerzen.
Wenn ich geknebelt plötzlich keine Luft mehr bekomme (da wäre es dann ein Safezeichen).
Wenn ich eine Panikattacke im Fesselsack bekomme.
Eben überall dann, wenn Leib und Leben unmittelbar bedroht ist.
Entweder sie weiß das noch nicht (dann kannst du es ihr so sagen wie ich es hier schrieb), oder sie weiß es, glaubt von sich aber, dass sie es trotzdem nicht sagen kann oder wird.
Nun, wenn Letzteres der Fall ist, dann wird sie halt auf Grenzerfahrungen verzichten müssen.
Genau das ist aber, das die meisten Menschen früher oder später im Bereich BDSM ja doch mal erleben möchten.
Wer weiß, vielleicht sie dann auch? - Spätestens dann kannst du sie an die Safewortproblematik wieder erinnern.