Spielen oder nicht spielen
Das Problem ist doch die Definition von "spielen"
Ich behaupte erstmal in unserer Szene gibt es zwei Typen von BDSMlern:
• Diejenigen, die diese Veranlagung seit frühster Kindheit in sich tragen und die garnicht anders können
und
• Jene, die BDSM als reizvoll für sich entdeckt haben und in ihre Sexualität mit eingebunden haben
Beides ist in meinen Augen vollkommen okay, zumal die Grenzen immer mehr verschwimmen, denn noch zu meiner Jugend gab es kein Internet und ohne die Neigung wäre man nie auf die SM-Szene gestossen, denn sie fand im Alltag und auch in den Medien nicht statt. Heute wo jeder Jugendliche mit dem Internet, dem schrillen Privatfernsehen und der übersexualisierten Gesellschaft groß wird, ist das nicht mehr so einfach zu bestimmen, woher eine Faszination kommt, aus dem innersten oder etwa durch äußere Reize.
Das einzige was ich immer wieder sehe und was mich und viele andere echt veranlagte SMler stört ist, dass diejenigen die SM für sich entdecken, oft päpstlicher als der Papst sind. Die lesen sich alles zum Thema an, rennen zu jedem Stammtisch und zu jeder Party und das was sie da sehen ist dann SM und genauso haben das andere dann bitte auch zu machen. Das SM-Handbuch wird zur Bibel und "Die Geschichte der O" oder "Gor" sind Dinge die man bis aufs kleinste nachahmt (naja eher ahmt man das nach was andere, gerade im Internet, aus diesen Geschichten abgeleitet haben und das hat dann garnicht mehr soviel damit zu tun).
Und während "echte" SMler (wie gesagt, die Grenzen verschwimmen eh und jeder soll seine Sexualität damit bereichern, was einen interessiert) sehr locker mit ihrer Sexualität und ihrem SM umgehen, sich Freiheiten nehmen, das nicht sonderlich verbissen sehen und anderen ihre Art von SM zugestehen, sehen diese "Hobby-SMler" oft alles sehr verkrampft. Und das ist das Problem auch in dem Fall des "Spiels".
SM ist für mich ein Spiel! Das liegt einfach daran, dass Sklaverei keine Realität ist. Das ist ein Rollenspiel das zwei Erwachsene miteinander spielen. Jeder wählt seine Rolle, nach eigener Neigung und Interesse und in dem Moment wo der eine nicht mehr will, ist auch Schluß. Wäre es anders wäre es eine Straftat, keiner gehört einem anderen Menschen und keiner kann gegen den eigenen Willen gezwungen werden. SM spielt mit dem Szenario, ohne es aber Wirklichkeit werden zu lassen. Die Amerikaner sprechen z.B. von "consensual non-consent". Das ist eine Art doppelte Verneinung. Dadurch dass die Selbstbestimmung selbstbestimmt aufgegeben wird, ist sie nach wie vor selbstbestimmt. Will der Sub oder die Sklavin nicht mehr, dann war es das, selbst bei 24/7 TPE. Darum ist es ein Spiel.
Ansonsten ist "spielen" nur ein eingebürgertes Wort, wie Sub, Vanilla, Stino usw. Die Szene nutzt das Wort schon seit anbeginn und Playroom usw. leitet sich auch daraus ab.
Das Wort sagt also nichts über die Qualität und Intensität einer Beziehung aus, nichts darüber welchen Stellenwert SM im eigenen Leben für einen hat. Man kann mit seiner Partnerin spielen und dennoch durch und durch echt veranlagter SMler sein.
Ich weiß, dass dies für manche schwer zu verstehen ist. Haben sie doch Jahre damit zugebracht die "Regeln" zu erlernen und sich in diese Szene einzuarbeiten und nun müssen sie erleben, dass es keine allgemeinverbindlichen Regeln und keine homogene Szene gibt. Erlaubt ist was beiden gefällt und jeder muß für sich einen Weg finden wie man gemeinsam am besten den SM für sich auslebt. Selbst 24/7 gibt es nur als Phantasie, diejenigen die diese Art von SM in ihr Leben integriert haben, spielen auch nur und auch sie haben sehr normale partnerschaftliche Elemente darin, die 24/7 als Konzept wiedersprechen würden. Daher leben diese Paare auch nur eine Abwandlung, halt eine solche die beiden gefällt, ihre Art von Spiel halt.