Eine recht schwere Geburt ...
Mein (es schreibt er von girasoli) erstes reales BDSM-Erlebnis hat im Rückblick recht lang auf sich warten lassen.
Nach einer ca. 15jährigen Ehe mit beidseitig immer schläfrigerem Sex hat zuerst meine damalige Partnerin die Flucht ergriffen und sich zunächst bisexuell und dann lesbisch orientiert. Über ihre neuen Freunde und Kontakte etwa beim CSD habe ich dann erstmals Meschen gesehen und getroffen, die sich offen zu BDSM bekannten und bei bestimmten Events auch entsprechend bekleidet rumliefen.
Da ich von einigen Bildern, die mir da im Kopfe hängen blieben, intensiv angemacht wurde, begann es in mir zu gären und ich fing an, bestimmte Szenen in meine Masturbationsfantasien einzubauen, die mal dominante und mal devote Parts für mich vorsahen (mit meiner Partnerin switche ich inzwischen nach Herzenslust).
Für die Umsetzung in die Tat brauchte es aber noch einige Zeit. Trotz mehrerer sexuell erfüllter und auch experimentierfreudiger Partnerinnen nach meiner ersten Frau gelang es mir nicht, meine Sehnsüchte bzgl. BDSM zuzugeben.
Als ich schließlich vor etwas mehr als einem Jahr die Sonnenblume (=girasole) in unserem Gespann traf, machte sie den ersten Schritt und offenbarte ihren Hang zum Devotismus.
Anfangs war ich eher unbeholfen und habe mehr machoartige Szenen durchgespielt mit Anweisungen, wie sie mich zu Hause erwarten solle und in welcher Position usw. Das Ganze wurde aber recht schnell fad, weil es den Haken hatte, dass ich zum einen nicht wirklich wusste, wie ich meinen dominanten Teil tatsächlich auslebe und weil meine devote Ader völlig unterdrückt wurde.
Und wie das im Leben so ist, Reden hilft.
In einem fast schon verzweifelten mehrstündigen und nächtlichen Gespräch habe ich schließlich zugebeben, dass ich ein sehr starkes Bedürfnis hätte, mich auch zu unterwerfen und dass die Spielereien mit Dominanz auf meiner Seite dieses Bedürfnis nur noch intensiver zu Tage treten ließen.
Das Ganze war ein (damals) fürchterlicher Seelenstrip, der mich sehr viel Überwindung gekostet hat. Seither allerdings haben wir uns Stück für Stück in unsere Nische der unendlichen Weiten des BDSM vorgetastet, uns Speilzeuge aller Art zugelegt und entwickeln stetig neue Formen des lustvollen "Quälens".
Für mich am überraschendsten waren dabei zwei Aspekte:
Ich habe gemerkt, dass manche Unterwerfungsfantasie, wie etwa das Vorgeführt und vor anderen zur Masturbation gezwungen oder in Demutshaltungen gemolken werden, schon in Teenytagen gelegentlich in meine Träume eingeflossen waren, nur dass ich sie eben verdrängt hatte.
Außerdem, und das hat mich fast noch mehr überrrascht, glaube ich sagen zu können, dass meine Dom-Qualitäten sich extrem verfeinert haben, seit ich mich ebenso lüstern fallen und beherrschen lassen kann. Das würde ich als den Schritt weg von der Macho-Fantasie hin zu echter gelebter und die Sub in ihrer Unterwerfung dennoch respektierender Dominanz beschreiben.
Die Weite der möglichen Spielereien ist dabei eine Art sexuelles Schlaraffenland, das immer neue und verruchtere Möglichkeiten bereit hält, sich gegenseitig bis zum Wahnsinn zu erregen.
Ich hätte zum Besipiel nie gedacht, dass ich eine Woche Keuschheit mit andauernden provozierenden Anrufen und Sms meiner in diesem Fall als unnachgiebiger Herrin fungierenden Sonnenblume ertragen könnte, bis hin zu Anwichsen auf Kommando, selbstredend ohne Recht auf einen Orgasmus. Unnötig zu sagen, dass es einer der intensivsten Momente meines Sexlebens war, als sie mich befreite. Ebenso unnötig aber auch, anzumerken, dass ich sie danach herrlich für die einwöchige Herrschaft bestraft habe ...
Alte Hasen unter den BDSMlern werden sicher sagen, dass sei ja noch gar nichts, mag sein, aber für mich - und ich glaube das auch für meine sie sagen zu dürfen - war das Eingeständnis der Neigung eine sexuelle Befreiung und der seither eingeschlagene Weg ist einfach nur geil!
girasoli (Er)