Nachdem ich mich jahrelang mit meinen Gedanken, Gefühlen und meiner Andersartigkeit beschäftigt habe, mich gefragt habe:Wer bin ich eigentlich? Warum bin ich so, wie ich bin? Was war Erziehung und Umwelt, was war Vererbung?
Kann ich für mich behaupten, mich mir selbst erst mit den Erfahrungen, mit dem Sprung ins kalte Wasser,
angenähert zu haben.
Alle kindheitsbedingten Erfahrungen verstandesmässig immer wieder abzuspulen, hat mich dabei nicht wirklich weiter gebracht, mir keine Antworten geben können.
Erst das Erleben selbst in den jeweiligen Situationen brachte für mich Erkenntnisse, rief Gefühle wach, die ganz tief verborgen schon in Vergessenheit geraten waren und mir vieles klarer machten. Aber nicht wirklich die Erkenntnis, ob es bei mir anerzogen oder angeboren ist.
Da ich mich auch kaum an meine Säuglingsjahre erinnere, kann ich demzufolge ebenfalls nichts wirklich genaueres sagen.
Was ich aber sagen kann ist, das sich einzelne Situationen in meiner Kindheit und Jugend durch das erneute Erleben und Erfahren in Gedanken und Gefühlen, meinem inneren Kern und meiner Erfüllung näher brachten.
Ich rede nicht von den beliebten Indianerspielen, die wohl die meisten Kinder gern gespielt haben oder beim Nachlaufen einen erregenden Schauer zu erfahren, wenn man zu Boden gerungen wurde
Bei mir waren es die Situationen, in denen ich trotz einer unglaublichen Scham nicht die Finger von dem lassen konnte, was ich für mich insgeheim in einer Ecke meines Schädels und trotz dieser Gier danach, als krank und pervers einstufte.
Diese Schauer, sich bewusst ausserhalb der Norm zu befinden, und sich dennoch nicht gegen diese Gefühle wehren zu können. Keinen Grund weit und breit zu sehen, der all diese Gefühle rechtfertigte. Und dennoch waren sie trotz aller ehrlichen Versuche, die auferlegte und anerzogene Moral meiner Familie aufrecht zu halten, da.Tauchten immer wieder und in den unmöglichsten Situationen auf und ich gab dem nach.
Ich weiß, das ich mich mit etwa 11 oder 12 Jahren immer wieder auf dem Boden auf allen vieren befand, mir vorstellte das ein unbekannter Schatten mich dabei beobachtete.
Im gleichen Alter die Phantasie, das ich an einer Art Leine in einem Kreis herumgeführt und angefasst wurde.
Ich weiß, das ich dann immer "Dinge" dabei tat, die sich durch nichts in meiner Erziehung erklären liessen.Die Scham kam meist hinterher und der unbedingte Wille, das es das letztemal gewesen ist, das ich dem nachgegeben habe.
Es gab viele letzte Male damals und sehr viel Scham allein mit meinem Anderssein zu stehen, krank zu sein..
Was ist es also? Genbedingte Veranlagung oder erziehungs- und umweltgeprägte Neigung? Ehrlich gesagt, weiß ich das aber trotz aller Selbstreflektion bis heute nicht wirklich.Meine Mutter war auf eine unübliche Art sehr dominant. Mein Vater aber in meinen Augen weder schwach noch verweichlicht, sondern ein Mensch, den ich aufgrund seiner Integrität sehr bewunderte, sehr liebte.
Heute ist auch die Frage nach "Geboren oder Geworden" nicht mehr wirklich wichtig für mich, weil ich mich angenommen habe mit all diesen verqueren Gefühlen und Gedanken.
Dennoch...sollte mir irgendwann mal die 100% Erleuchtung in den Schoss fallen, wäre es wohl trotzdem spannend zu erfahren, was von alldem es war oder ob alles zusammen eine Rolle spielte. Nicht mehr und nicht weniger, aber für meine Neigung und die Annahme derselben nun nicht mehr erforderlich.
Es ist, wie es ist und es ist gut so.
VG Zoie