Um mal wieder zum Ursprungstext zurückzukehren:
Nehmen wir mal an, ich hätte eine "Beratungsstelle für SMler - und solche, die es werden wollen".
Bei solch einer kommt dann jemand bei mir an und sagt "ich habe in letzter Zeit immer häufiger Fantasien, Frauen unterwerfen und dominieren zu wollen. Nur möchte ich aber auch ein guter Dom sein und wissen, was einen guten Dom ausmacht. Können Sie mir da helfen?"
Nun habe ich zwei Möglichkeiten.
Entweder ich erschlage ihn mit einem ganzen Arsenal an Dingen, die "der perfekte Dom" haben sollte. Siehe Eingangsposting, alleine die fettgedruckten Punkte die ein Dom haben sollte haben schon eine stolze Anzahl von 18 Stück!
Dies wäre nicht das Mittel meiner Wahl in solch einem Fall. Ich wähle das Oder:
Oder ich gebe ihm einige wenige Orientierungshilfen, anhand derer er erkennt, worauf es ankommt.
Da komme ich spontan grade mal auf fünf:
Ein guter Dom sollte ...
... ein gesundes Selbstbewusstsein haben
... sich bei dem, was er Sub "antun" möchte, vorher informieren wo Gefahren lauern können und diese dann beachten
... nie vergessen dass hinter der Sub auch eine Frau steht, die Respekt verdient hat
... die Tabus seiner Sub niemals auch nur ankratzen oder in Frage stellen
... genug Empathie besitzen, um bei einer, seiner Sub auch zu bemerken, wenn sie etwas überfordert.
Man könnte dann noch mit dem ganzen Wust von wegen Durchsetzungsvermögen, Konsequenz, Phantasie und was weiß ich allem noch ankommen. Aber das ist letztlich gar nicht wichtig, weil es eh immer nur darauf ankommt, ob es mit
einer bestimmten Person rutscht - oder eben nicht.
Wenn derjenige mir dann die Frage stellen würde wie er denn überhaupt eine Sub finden würde, wie er dafür sorgen kann dass Frau in ihm auch einen
guten Dom sieht bzw. erkennt, dann fielen mir lediglich noch zwei Punkte ein, die dafür notwendig sind:
Er sollte sich zwei Eigenschaften verinnerlichen,
• Ehrlichkeit und
• Geduld.
Auch ein ungeduldiger Dom kann ein guter Dom sein. Allerdings zeigt die Praxis doch außerordentlich gut, dass die schlechten Doms - jene, die rücksichtslos, egoistisch und fernab jeglicher Empathie agieren - fast ausnahmslos keine Geduld haben. Jene wollen alles, am besten sofort.
Da punktet man mit Geduld dann schon fast automatisch. Ein Dom der erst mal zuhört und nicht gleich befiehlt wirkt mitunter sehr viel mehr sexy als umgekehrt - nicht zuletzt, weil es auch Souveränität ausstrahlt.
Ehrlichkeit ist wichtig, weil so das Vertrauen wächst: Sagt ein Dom einer Anfängersub beispielsweise, was er bei der allerersten Session tun wird und tut er dann auch genau das was er angekündigt hat, dann schafft das Vertrauen. Ebenso wie es welches schafft wenn alles was Dom erzählt, wahr ist und nicht geflunkert.
Klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es nicht. Viele sogenannte Doms glauben, "auf die Kacke hauen" zu müssen und mit 20 Jahren Dom-Erfahrung zu prahlen zu haben, obwohl sie vielleicht noch nie jemanden dominiert haben zuvor.
Dass das ordentlich in die Hose gehen kann, wird sich jeder wohl denken können. Lügen haben kurze Beine - und manche auch keine.
Jemand der so aufgeklärt worden ist würde jedenfalls nicht total erschlagen aus der Beratungsstelle gehen sondern mit der Gewissheit, dass das alles ja doch gar nicht so schwer ist, dass er dafür keine BDSM-Bibel braucht, dass er einfach nur eins sein und bleiben muss:
Er selbst.