Eingangsthema
Dabei scheint eine Abhaengigkeit von einer Person zu bestehen (und gewollt zu sein), auf physische wie auf emotionaler Ebene, ein Ausgeliefert sein in einer Form, dass – sehr polarisierend ausgedrueckt – der dominante Part ueber das Wohlergehen des devoten (und wohl auch massochistischen) Parts voll und ganz nach eigener Laune bestimmen kann. Dabei kann eine Bestrafung extreme Formen annehmen, die nach meinem Verstaendnis nichts mehr mit einer harmonierenden Bezieung zweier Personen zu tun hat. Im Gegenteil: diese Art der Beziehung erinnert mich mehr an Sklavenhaltung, wie zum Beispiel in den USA, welche aus gutem Grund abgeschafft wurde.
Bitte versteht mich nicht falsch – jeder kann nach seiner Facon. Meine Welt ist dies nicht. Ich moechte es jedoch verstehen koennen.
Im Grunde läuft es doch darauf hinaus, das jeder Mensch ein Problem damit hat, etwas nachzuvollziehen, wenn es von der eigenen Gefühlswelt abweicht und nicht selbst erlebt wurde.
Gerade hier im JC fällt mir das immer wieder auf, auch bei mir und sogar bei denjenigen, die sich für tolerant und offen halten..
Sei es in Diskussionen, in denen die eine Seite die andere davon überzeugen möchte, das nur mit Safewort sicherer sm gewährleistet ist oder sei es der reine Masochist, der mit Ds so gar nichts anfangen kann und alles, was damit zusammenhängt nur als Lightversion des eigenen Erlebens ansieht.
Ich kann z.B. das Interesse an öffentlichen Sessions nicht wirklich nachvollziehen, weil ich mich unter vielen Menschen nicht fallenlassen könnte.
Anderen gelingt das aber.Sie können das Publikum ausblenden und erreichen Tiefe auch auf solchen Veranstaltungen.Das kann ich versuchen nachzuvollziehen, aber wirklich verstehen, wie es ihnen gelingt das Drumherum auszublenden, kann ich eben nicht.
Du, Te versuchst wohl zu verstehen, warum jemand seine Neigung auf eine Art leben will, die dir fremd ist und auf Abhängigkeit oder Hörigkeit basiert Du versuchst zu verstehen, welche Gefühle hinter dieser Sehnsucht stehen.
Ich glaube, wenn man nicht selbst so fühlt, wird es mit noch so guten Argumenten nicht möglich sein, zu erklären woher die Intension für diese Art der Kontrollabgabe kommt.
Im Grunde sind solche Themen zum Scheitern verurteilt, weil es um das Intimste geht, was wir haben. Unsere Gefühle. Und die sind verletztlich.
Wie will man ein Gefühl, eine intensive Sehnsucht sinnvoll mit Worten füllen, mit Worten, die einem gänzlich fremden Menschen das erklären, was sich meist (zumindest kenne ich es so) in sehr vielen Jahren entwickelt hat?
Kontrollabgabe und dann noch komplett an einen anderen Menschen ist verpönt, wird oft als Schwäche und mangelndes Selbstwertgefühl angesehen.Es werden psychische Störungen in den virtuellen Raum geschmissen, wenn ein Mensch solch einen Wunsch hegt oder ihn gar auslebt und das auch noch äussert. Aufgrund dieser bei manchen doch sehr feststehenden Ansichten haben sich leider schon wirklich gute, sinnvolle Diskussionen erledigt.
Du möchtest Gründe erfahren, die zu diesem Verlangen führen. Ich denke, viele der Menschen, die diesen Wunsch hegen, könnten dir evtl. sogar einige sehr verständliche benennen. Warum sie das nicht tun, ist offensichtlich. Weil Schwäche verurteilt wird und wenn man sich hier öffnet, dann offenbart man automatisch natürlich auch diese.Man öffnet einen Teil seines Lebens, Denkens und Fühlens.Ein Stück Herzblut, so kitschig das auch klingen mag.
Eigene neigungsrelevante Gefühle fremden Menschen zu erklären ist mit das Schwerste, was es für mich gibt.
Für mich ist meine Art des Auslebens sehr wichtig.Sie ist nicht allein eine lustvolle Variante meiner Sexualität, sondern geht für mich weiter und erreicht mich auch in meinen Alltag. Der Gedanke, meinen Dom im Hintergrund zu wissen, ja, ihn auf eine seltsame unverständliche Art immer bei mir zu fühlen ist nicht erklärlich für andere, weil sie ihn nicht kennen, weil sie mich nicht kennen, weil sie nicht miterlebt haben, wie sich all dieses Fühlen entwickelt hat.
Es ist auch nicht erklärlich, was ich fühle, wenn er mich zwingt, etwas zu tun, das mir zutiefst widerstrebt.Wenn er Dinge mit mir macht, die unter augenscheinlich "vernünftigen" Gründen nicht sein dürften.
Und dennoch lasse ich all das freiwillig und immer wieder zu, weil ich es liebe, weil er einfach der Mann ist, der er ist und weil ich mir all das nur bei ihm vorstellen kann, weil nur er diesen Zugang zu mir hat. Wenn er mich zu Praktiken zwingt, die früher mit negativen Emotionen verbunden waren.Wenn er sich trotz aller Gegenwehr, trotz allem sichtbaren Schmerz nicht davon abhalten lässt, sich das zu nehmen, worin ich bewusst einmalig zugestimmt habe.Dann ist das gleichzeitig von aussen gesehen gegen jede Regel des menschlichen Miteinanders und doch von soviel Vertrauen geprägt, wie ich das niemals bei einem anderen Menschen empfunden habe.
Weil er derjenige ist, der in mir ist.
Manch einer sieht all das wohl dennoch als Wunscherfüllung an. Das sei diesen Menschen überlassen, denn es ist ihr Empfinden bei dem, was sie lesen.
Ich weiß, das mir dieser Mann manchmal tatsächlich Wünsche erfüllt, aber niemals den, das ich aus einem souveränen Menschen jemanden mache, der nur meine Wünsche bedient.Er erfüllt mir Wünsche, wenn er in entsprechender Stimmung ist, wenn es ihm Spass bereitet, das gerade dann zu tun.Und wenn es mich freut, dann ist das ok, aber nicht seine Intention.
Denn das würde dem zuwiderlaufen, was unsere Verbindung ausmacht.
Aber dir wirklich nahe bringen, verständlich machen, warum und wieso ich das z.B. so und nicht anders empfinde? Warum ich mich glücklich in meiner Art der Bindung an ihn fühle? Warum es mich gleichzeitig ärgert und erregt, wenn er ganz einfach mal wieder lapidar feststellt, das ich ihm hörig bin? Das kann ich nicht.