@***ta: Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Du hast völlig recht darin, dass es einer großen inneren Autonomie bedarf, die Partnerin/den Partner ziehen lassen zu können. Dennoch sehe ich das Problem eher darin, dass die kleine innere Autonomie das nicht zulassen kann. Die funkelnden Augen machen mich, zum Beispiel, an, wenn ich sie sehe, nachdem wir zusammen Federball gespielt haben. Es sind dieselben Augen mit demselben Funkeln darin, wenn sie vom Handballspielen heimkommt. Was bringt mich dazu, dieses Funkeln nun nicht mehr sehen zu können, ohne mich verletzt zu fühlen, schlimmer noch, gar nicht mehr Federball spielen zu wollen? Weil es mein Funkeln bleiben soll, dass sie/er mit niemand anderem teilt?
Das Problem geht, nebenbei bemerkt, weit über das hinaus, was wir hier diskutieren. Jedes Interesse des anderen Partners kann dazu führen, dass ich mich zurückgesetzt fühle, die Angst entwickle, der andere entwickelt sich weiter und ich bleibe verlassen und einsam zurück. Auch beim Briefmarkensammeln kann so etwas passieren.
Deinen Perspektivenwechsel auf die Sicht des Spielpartners finde ich sehr interessant. Zeit, Ort und Inhalt der Spielbeziehung sind in dieser Sicht fremdbestimmt durch den Partner des Partners in dessen Hauptbeziehung, das ist klar, das ist auch konfliktträchtig.
Über Polyamory weiß ich (fast) nichts und kann nicht beurteilen, ob es dann wesentlich anders ist. Auf den ersten Blick kann ich die Unterschiede aber nicht erkennen: Hinsichtlich der Zeit konkurrieren für mich in beiden Fällen zwei Partner um die Stunden, die ich mit dem jeweils anderen verbringen möchte. Hinsichtlich der Orte mag es anders sein, wenn es um ein wirkliches Beziehungsdreieck geht. Ob es im Hinblick auf Küssen, Zärtlichkeiten und GV wirklich objektiv anders steht, kann ich nicht sagen. Viren zum Beispiel, die Gründe für solche Beschränkungen abgeben könnten, unterscheiden sicher nicht danach, in welchem Beziehungskonzept ich lebe. Und dass die Beteiligten keine ausgeprägt autonome Persönlichkeit einbringen, leuchtet mir auch nicht so ganz ein.
Das führt mich am Ende dazu, dass der Spielpartner im Grunde dieselben Probleme hat wie der Seitensprung-Partner, der die Zweitbeziehung des anderen zu seiner Hauptbeziehung machen möchte. Das funktioniert natürlich nicht.
@*******nrw: Danke dafür, dass Du die Unmöglichkeit hervorgehoben hast, sich zum geschlossenen Kreis zu verbiegen.
Ich empfinde es auch so, dass irgendwann in einer Beziehung ein Punkt erreicht ist, an dem man es nicht mehr schafft, unbefriedigte Bedürfnisse noch weiter zu unterdrücken dem Partner/der Partnerin zuliebe. Aus der Selbstverletzung, die daraus entsteht, kann man sich dann nur noch retten, indem man diese Beziehung beendet. Mag sein, dass der eine oder andere auf „'n bisschen Vögeln“, wie Freak_Power es formuliert hat, problemlos verzichten kann. Ich kann es nicht, am Zölibat würde ich kläglich scheitern.
Wichtig finde ich auch Deinen Hinweis darauf, dem anderen nicht die Schuld daran zuzuschieben, wenn daran die (Haupt-)Beziehung scheitert. Schulddebatten haben bei dieser Frage nichts zu suchen, das hat sogar der Gesetzgeber vor ungefähr vierzig Jahren eingesehen und das Schuldprinzip im Scheidungsrecht abgeschafft. Tolerieren kann ich sie allenfalls, wenn es darum geht, dass etwas gebeichtet werden muss; akzeptieren kann ich sie auch dann nicht.
Interessant finde ich, dass für Dich eine Spielbeziehung funktioniert, in der Du Deinen Spielpartner nur alle paar Monate mal treffen kannst. Hier, aber auch andernorts, ist ja gesagt worden, dass die beständige Weiterentwicklung von Nähe und Vertrauen eine Rolle dabei spielt, dass die „Spielbeziehung“ überhaupt funktioniert, dass Beziehung nicht „gespielt“ werden kann (so sinngemäß DominusB). Bei Dir sehe ich, dass die Häufigkeit dafür doch nicht die große Rolle spielt, auch woanders habe ich es schon gehört.
Dass ein Hotel immer eine gute örtliche Möglichkeit ist, hatte ich schon erwogen. Aber in dem Zusammenhang hätte ich eine spezielle Frage: Wenn ich meiner Spielpartnerin den Hintern versohlen möchte, vollzieht sich das ja nicht unbedingt geräuscharm. Gibt es deshalb nicht Probleme in Hotels (und in jeder Wohnung im sozialen Wohnungsbau; Definition: „Sehen Sie mich?“ „Nein!“ „Hören Sie mich?“ „Ja!“ „Sehen Sie, das ist sozialer Wohnungsbau.“)?
@*******ower: Dank Dir für Deinen zweiten Beitrag.
Ernst, Susi und Charles da entstehen zu lassen, wo sie hingehören, nämlich in die Hauptbeziehung, ist doch „kinderleicht“ heutzutage. Notfalls lässt Du Dich sterilisieren. Ist kein Ding, ein kleiner Schnitt, und schon kannst Du Deine Bedenken für alle Zeiten vergessen. Der vernünftige Umgang mit der eigenen Fruchtbarkeit sollte heute doch nicht ernsthaft als Gegenargument in Erwägung gezogen werden.
Sich in die Nebenbeziehung mehr zu vergucken als fürs Vögeln reichen würde, kann durchaus passieren. Wo da ein Problem sein soll, warum das Hauptmädel oder der Hauptkerl die/der Gelackmeierte sein soll, sehe ich nicht so ganz. Wenn ich mich dafür erst „entlieben“ müsste, weil der Saft nicht reicht, würde ich es ja wohl vorher merken und könnte dagegen was tun. Wenn ich es nicht müsste, wo ist dann der Lack, um das Hauptmädel/den Hauptkerl zu meiern?
Im Ernst (damit meine ich jetzt nicht den ungewollten Sohn) geht es doch schon vorher darum, was in der Hauptbeziehung schief liegt, wenn es zum Problem werden kann, dass ich mit in die Nebenbeziehung verliebe. Ich hatte schon geschrieben, dass man sich selbst klar werden muss über das, was mit einem selbst geschieht, und es auch dem Hauptmädel/dem Hauptkerl klarmachen muss. Sich in die Nebenbeziehung zu vergucken kann also nicht blind passieren. Kann sein, man landet dann irgendwie doch bei Polyamory. Aber mich kümmert es nicht, unter welche Definition das passt.
Du setzt einfach voraus, das Hauptmädel/der Hauptkerl müsste im Gefühlschaos landen, wenn das passiert. Warum eigentlich? Ich behaupte jetzt mal ebenso dreist, sie/er landet nicht dort, weil sie/er sich meiner sicher sein kann.
Deshalb nicht eifersüchtig zu sein finde ich gar nicht so schräg, ungefähr so wie wenn einer im Winter keine Grippe bekommt.
Deine erste Bemerkung an celina_nrw kann ich ganz und gar nicht teilen. Ich respektiere Deine Meinung, aber sie hat mich an den Frontsoldaten erinnert, der wegrennt, weil es beim Schießen so laut ist. Man kann es toll finden, ich find 's egoistisch. Verzichtest Du konsequenter Weise darauf, Kinder zu zeugen, weil Geburt Deiner Partnerin (auch) weh tut?
Dein Bilder-Argument versteh ich nun überhaupt nicht mehr. Wenn das, was Du da siehst, für Dein Herzblatt so lustvoll ist, schreib 's auf und besorg 's ihr noch gründlicher als ihr Zweitbeschäler. Der Vorschlag ist unfair, ich weiß. Aber wenn Du das nicht kannst, und auch nicht wegsehen kannst, frag Dich, wer denn da egoistisch ist.
Die Angst, dass Dein Herzblatt ganz weg ist, wenn Du das „Spiel“ nicht mitmachst, ist begründet, lies es bei celina_nrw nach, warum das so ist. Darum würde ich Wetten annehmen, wie ihre Antwort auf Deine letzte Frage aussieht.
@**********zchen: Für Deinen Beitrag möchte ich Dir besonders danken.
Du sagst zwar, Du hast noch nicht so viele Erfahrungen gemacht, darum finde ich es umso bemerkenswerter, dass Du sie hier sehr offen und sehr persönlich schilderst.
Mit der Hauptbeziehungs-Partnerin Deines Spielgefährten in mehr als nur das Gespräch zu kommen, muss sehr außergewöhnliche Erfahrung gewesen sein, aber ich find 's einfach nur cool.
Die Schlussfolgerung, dass Eifersucht etwas mit Deiner Sympathie für die Person des Anstoßes zu tun hat, finde ich ein bisschen überraschend, aber auch sehr wichtig. Das führt mich vielleicht wirklich sehr viel weiter.
Dein Beitrag ist viel mehr als nur sinnvoll. Vielen Dank.