@ Eaglewing
Ich finde die Beobachtung dieses Sexualforschers sehr interessant und richtig. Man kann dies sowohl auf das "normale" Sexleben als auch auf das "BDSM"-leben übertragen. Meine eigenen Erfahrungen hierzu sind:
im "normalen" Sexleben:
War immer ich diejenige mit dem höheren Verlangen und ja ich musste immer "warten" bis ich ran durfte. Klar war das manchmal frustrierend aber dem Partner gegenüber ist es o.k., denn schließlich liebt man sich und will dem anderen ja nichts abverlangen was er nicht will. So weit so gut. Interessant wird das Ganze wenn sich die Sache innerhalb einer Beziehung um 180 Grad dreht und der oder diejenige mit dem sonst höheren Trieb plötzlich "nicht" mehr will oder besser gesagt nicht dann und so will wie der mit dem sonst niedrigeren Verlangen. Dann nämlich lässt sich sehr schön beobachten das an diesem Punkt Schluss mit lustig ist und es zu echten Diskussionen kommen kann.
Dies habe ich selbst erleben müssen als ich eine Phase hatte wo ich, bedingt durch beruflichen Stress, ca. ein halbes Jahr lang von allein keine Lust auf Sex hatte. Mein damaliger Partner kam darauf erstmal nicht klar, konnte er doch sonst immer Sex haben wann er wollte, so war er es einfach nicht gewohnt zurück zu stecken. Er benahm sich schlichtweg wie ein verwöhntes Kind welches zum ersten Mal nicht seinen Willen durchsetzen konnte. Selbstverständlich haben wir offen miteinander gesprochen und ich sagte ihm auch was mich eventuell in Stimmung bringen würde, aber dies stieß bei aller Offenheit und Ehrlichkeit nur auf taube Ohren so dass er nicht im stande war auf mich einzugehen. Konsequenz daraus war, das beide für längere Zeit frustriert und unbefriedigt zu Bett gingen.
im "BDSM"-leben:
verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich, ist jedoch bedingt durch die verschiedenen Rollen und Spielarten, wesentlich komplizierter.
Aber zunächstmal für den weiteren Beitrag eine kleine Begriffsdefinition: Da mein Partner und ich "reine" SM-ler sind werde ich den gebenden Part Top nennen und den empfangenden Part Bottom (wobei ich einen versuch starten möchte so allgemein zu bleiben das jeder sich irgendwie wiederfinden kann). Also weiter geht`s.
Bottom hat mehr Verlangen als Top:
Ich denke diese Konstellation ist noch am einfachsten zu handhaben. Ist es doch das was den Rollen noch am dichtesten kommt: Bottom wartet geduldig bis es seinem/r Top dienen darf und ist dann für das dankbar was Top anbietet (auch wenn es nicht "gefällt"). Sollte sich hierbei das Blatt wenden, sollte Top wissen wie er Bottom das Spiel schmackhaft machen kann auch wenn Bottom erstmal keine Lust hat. Und selbst wenn nicht, ist ja das größte Glück von Bottom wenn Top gedient wird auch bei eigener Unlust (wer die Ironie hier findet bekommt ein Bienchen).
Top hat mehr Verlangen als Bottom:
Und hier meine Freunde des Benutzens und benutzt werden fängt das ganze an kompliziert zu werden.
Zunächst ja nicht, denn siehe oben das größte Glück der erde für Bottom (ist nicht auf dem Rücken der Pferde) sondern der Wille von Top. Aber wenn sich dieses Blatt wendet, wenn Bottom will aber Top nicht mehr, dann fängt Bottom fast an amok zu laufen. Dann fallen auf einmal ( und da sind weibliche Gutbottoms ganz vorn mit dabei) so Phrasen wie Dumdom, ...er hat keine natürliche Dominanz, ...wenn er wirklich führen könnte hätte ich von alleine Lust oder ...er versteht nicht was für ein geschenk ich bin.
Und da muss ich sagen das Bottom vielleicht nicht immer versteht das auch Top ein riesiges Geschenk ist.
Schließlich macht Top sich (für die reale Welt da draußen) strafbar, während Bottom sich "relaxt" nach hinten lehnen kann. Top muss immer mit der Gefahr leben das, nachdem Bottoms geheimste Wünsche und Gelüste erfüllt wurden, Bottom auf einmal merkt das es im Kopf geil war in echt jedoch irgendwie nicht und dann zur Polizei rennt. Dies kommt hoffentlich selten vor aber diese Gefahr besteht für alle Tops jederzeit.
Schlussfolgerung daraus ist das alle Macht von Bottom ausgeht, auch wenn jetzt alle subs und Doms aufschreien, aber so ist es nunmal wenn die ganze Sache nüchtern betrachtet wird. Denn letztendlich und das ist auch gut so machen wir ja alle doch freiwillig mit egal welche Rolle wir inne haben, auch O hatte die Wahl zu gehen und nein zu sagen und ihr "Herr" hatte nur soviel Macht über sie wie sie es zugelassen hat.
LG Aave (Bottom)
P.S.: Dies ist ein Versuch allgemein und nüchtern auf die Thematik zu blicken. Gepaart mit eigenen Erfahrungen und Beobachtungen.