****013:
Wir bewegen uns aus meiner Sicht im Konjunktiv, wobei Jeder eine psychische Störung haben könnte.
Du hast ja selbst den ICD-10 ins Rennen geworfen.
Danach kann man schon sagen, dass es eine psychische Störung ist - ohne hätte, wäre, könnte...
Da sich inzwischen aber viele nach dem DSM-IV richten, der es nur als Störung klassifiziert, wenn eine Person dabei keine sexuelle Befriedigung (wobei das hier schon in einem anderen Thread allgemein besprochen wurde) mehr erreicht - vgl.
**********mer81:
keinen Geschlechtsverkehr mit Penetration [...] und SM als höhere Form einer Sexualität betrachtet
, sind viele wieder auf einmal "gesund"
****013:
Es geht also gar nicht darum, alle BDSMler für psychisch krank zu erklären, oder?
Hatte ich auch nicht so verstanden, aber durchaus die Frage nach einer Art Klassifikation - zumdinest streben manche doch nach einem gewissen Maß an Orientierung und da helfen solche Systeme manchmal etwas, auch wenn natürlich dann der einzelne Mensch betrachtet werden sollte.
Generell sollten wir uns hier auch noch vor Augen halten, dass die Anforderungen immer "weicher" werden, sprich - es haben lt. bestimmten Kriterien immer mehr Menschen eine psychische Störung. Nicht alleine deshalb, weil es heutzutage mehr davon gibt bzw. immer mehr daran erkranken, sondern alleine, weil die "Anforderungen" für eine psychische Störung nicht mehr so hoch angesetzt sind.
Allerdings weiß ich gerade nicht, wie es dann im neuen DSM-V dazu aussieht.
Und wenn sich allgemein der Anteil der Menschen mit psychischen Störungen erhöht, wird es auch mehr Menschen geben, die BDSM "leben" und eine psychische Störung haben. Wenn es bald gaaanz viele sind, können wir doch irgendwann den Titel mit "ja" beantworten.
Was wir hier ebenfalls nicht betrachten können, welche Erfahrungen es möglicherweise gibt bzw. welche Symptome sich gezeigt haben - allerdings ohne sagen zu können, dass dies ein Hinweis auf eine andere Krankheit ist, unabhängig von BDSM.
Gleichzeitig sagte Freud schon, dass bei der Sexualentwicklung (ab der Geburt) zahlreiche Störungen auftreten können. Daraus könnte resultieren, dass man irgendwo auf diesem Weg verharren könnte und dies "Abweichungen" (ohne es Krankheit zu nennen
) im Erwachsenenalter zur Folge haben könnte.
Später wurde das zu einer gestörten Persönlichkeitsentwicklung erweitert. Eine instabile Identität, keine sichere Bindung im frühen Alter bringen Emotionen wie Angst und Unsicherheit hervor, was wiederum auf das Sexualleben übertragen werden kann, um sich selbst zu entlasten.
Probleme könnten sein (Ablösung von der Mutter, Durchsetzen gegen den Vater, sonstige Bindungsprobleme, etc.) und sie führen bspw. zu Probleme im Sexualverhalten, keine gefestigte Identität, Konflikte im Verhältsnis zum anderen Geschlecht.
Der Bezug zu BDSM besteht wohl nun darin, eine Kompensation herzustellen, z.B. durch den Sadismus eine nicht gefestigte Identität zu überdecken.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass BDSM-Handlungen als Kompensation für andere negative Erfahrungen im Kindesalter dienen...
Dazu könnte z.B. diese Aussage passen:
*********refly:
So bin ich wohl auch unterbewusst immer an Männer geraten die sehr dominant...aber leider auch im realen Leben selbstsüchtig, herrschsüchtig und brutal gewesen sind.
Hm... irgendwie wollte ich nur darauf hinaus, dass es immer auf die Sichtweise ankommt.
1. Unter welchem Aspekt beleuchtet man eine Person (Krankheit ja/nein), 2. wie fühlt sich die Person selbst (Hilfe ja/nein), und dann kommt man auch schnell zu dem Schluss, ob man professionelle benötigt oder nicht. Wie schon viele geschrieben haben, die Bereitschaft dazu muss bestehen. Wer keine Hilfe möchte, dem kann nicht geholfen werden.
Auch wenn ich persönlich es evtl. etwas zu nüchtern sehe, wenn ich mich (nur als Basis) erst einmal grundlegend an Klassifikationssystemen orientiere.
Ob das, was man tut, für den einzelnen Menschen gesund ist, muss man wohl selbst entscheiden...
Und unter Hilfe verstehe ich nicht immer das "Weg-Therapieren", es kann auch einfach nur bedeuten, dass ein Therapeut dieses Puzzleteil beachtet, gerade weil man es als Ausgleich benötigt, Ziel könnte dann sein, mit diesem Bestandteil seiner selbst, der Person zu ermöglichen, ein Gleichgewicht in den verschiedenen sozialen Beziehungen zu erreichen.
Für die Allgemeinheit - keine Ahnung... außer dass es wohl auffällig ist, immer wieder Menschen zu begegnen, die bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aufweisen.