Huch, da hab ich ja mal ne lebhafte Diskussion hier verpasst, tss ... dachte erst "einfache Frage, aber 7 Seiten??? Was haben die da alle geschrieben?"
Um dann zu sehen: Ach so. Das Poly- versus Monogedingse wieder. Na dann ...
Mal abgesehen davon, dass ich Degenhards Worte sehr schön und auf den Punkt getroffen finde, kann ich nur ergänzen: Polygamie oder Monogamie ist ein
Gefühl. Und damit etwas, das sich schlecht bis gar nicht jenen, die dieses Gefühl nicht haben, erklären kann, denn sie haben es schließlich nicht.
Dank Empathie geht da eine Menge in Sachen Sich-Hineinversetzen auch von gefühlsmäßigen Dingen. Gerade hier aber, bei Poly versus Mono, ist es außerordentlich schwierig.
Ich selbst wurde mit Polygamie (bzw. Polyamorie) mal ziemlich intensiv konfrontiert, und es hat wirklich Monate gedauert bis ich begriffen habe dass es tatsächlich Menschen gibt, die
zwei Menschen lieben können (ja, im Partnersinne, ich rede jetzt nicht von der Liebe zum Hund, den Kindern oder zur besten Freundin), und zwar beide abgöttisch und zu 100%. Was sich dann schwierig gestaltet für diese Person wenn beide anwesend sind, denn 200% sind nach Adam Riese nun mal nicht möglich
und so das Gefühl Karrussell fährt: Zu wem sich denn jetzt bitte setzen, man möchte doch beiden gerecht werden und kann es doch gar nicht ...
Womit wir, huch, prompt beim Thema wären. Sowas.
Ich glaube, dass Zweitsubs und auch Zweitdoms nur dann wirklich möglich sind, wenn Transparenz herrscht und sich alle mit diesem Konstrukt einverstanden erklären. Und zwar
bewusst, nicht nur der Sorte "um ihn zu behalten tu ich mal so als ob ich damit klarkäme".
Denn
nur so lassen sich dann jene Ereignisse wuppen, bei denen dann zufälligerweise mal mehrere der Zweitsubs und oder -doms gemeinsam mit den Erstsubs/-Doms anwesend sind: Es ist am einfachsten vorher abzusprechen wie alle miteinander umgehen werden, damit niemand auf der Strecke bleibt für jene Momente.
Das kann bis soweit gehen, dass man, wenn alle anwesend sind, der "SM-Modus" außen vor bleibt, damit niemand etwas sehen muss, was er/sie nur sehr ungern sehen möchte.
Zweitsubs oder -doms machen für mich am ehesten einen Sinn, wenn es eine klare räumliche oder neigungsmäßige Trennung gibt.
Will heißen: Sub A wohnt an Ort A, Sub B an Ort B, Dom C in Ort C. Ist er in A, ist er für A da (und zwar ohne Wenn und Aber), ist er in C, gilt dasselbe für C.
Wissen alle voneinander und können damit leben, ist es nur für Dom eine logistische Herausforderung, im Idealfall kommen aber halt doch alle auf ihre Kosten.
Auch neigungsmäßig: Steht Sub A auf Hauen bis die Haut aussieht als wäre sie in einen Wasserfarbkasten gefallen, wird's weniger Gehege mit Sub B geben, wenn Sub B dem Hauen so gar nix abgewinnen kann, dafür aber bei stundenlangem kunstvollen Fesseln aufgeht, wofür wiederum Sub A nix übrig hat.
Wenn beide Leidenschaften dem Dom eigen sind, ergeben sich so jedes Mal wunderbare Sessions, die sich gegenseitig perfekt ergänzen.
Zum Thema "was, wenn sich ein Polydom in eine Sub verliebt": Ja, und? Wer sagt denn dass es ihm nicht gar gegenüber zwei Subs gleichzeitig passiert?
An der Situation ändert sich nur aus monogamer Sicht etwas. Aus polygamer ist da rein gar nichts anders, weil diese zeitliche Aufteilung des Begehrens füreinander vorher ja eh schon existierte. Es sind "nur" die Gefühle
noch intensiver, intimer geworden.
Last but not least: Bei Poly wie Mono gibt es kein "besser oder schlechter". Es ist immer das, was die Beteiligten draus machen. Wenn jemand rein monogam fühlt, dem empfehle ich, die Finger von rein polygam Fühlenden zu lassen.
Nur, das ist Theorie. In der Praxis ist es wesentlich komplizierter, weil sich im Lauf der Zeit auch Gefühle verändern können. Auf einmal entdeckt der Polyamore doch eine monogame Ader oder umgekehrt. Hat es schon gegeben, wird es auch immer wieder geben. Genauso, wie verschiedene neue Konstellationen Diverses wieder neu würfeln lassen: Ist z.B. der (Spiel-)partner beruflich bedingt 2 Jahre auf See, werden wohl auch monogame Paare sich fragen, ob sie diese zwei Jahre wirklich durchgängig auf SM verzichten mögen oder sich nicht doch einen "Spielpartner" für diese Zeit suchen.
Das Leben ist halt einfach so verdammt kompliziert. E-kel-haft.