Liebes Schnecki...
...auch ich verstehe Deine schwierige Situation sehr gut.Auf der einen Seite hast Du Sehnsucht und Lust, Deine Neigungen erfüllt zu fühlen und Deine Hingabe an ihn zu adressieren. Auf der anderen Seite möchtest Du ihn aber auch nicht zu stark in irgendeine Richtung lenken. Zum einen, damit er seine tatsächlichen Lüste selber entdecken kann, zum anderen, damit er nicht zu einem "Wunscherfüller aus Zuneigung zu Dir" mutiert und zu guter Letzt damit es auch nicht als "Topping from the Bottom" wirkt - also Du letztendlich ihn führst.
Und er ist vermutlich in einer ebenso facettenreichen kleinen Zwickmühle. Das kann
• durch moralische und ethische Werte begründet sein,
• durch erlerntes Verhalten in der Erziehung und seinem sozialen Umfeld ("wir wollen doch lieb zueinander sein")
• und vermutlich auch in dem noch immer fragwürdigen gesellschaftlichen Blickwinkel auf BDSMler (="eine wilde Horde prügelnder Menschen mit einem IQ von 5 Meter Feldweg, ohne Sinn und Verstand, Moral und Sitte").
Hinzu kommt jetzt noch eine bunte Mixtur aus Zuneigung für Dich, eigenen erotischen Kick oder Kitzel und dass es natürlich immer etwas ganz anderes ist, wenn der geliebte Partner etwas erklärt - denn wer sagt, dass das so stimmt und ob es tatsächlich andere Menschen gibt, die sich diesen Definitionen und Erklärungen anschließen?
Und schon steckt man hübsch fest in dem Gedankenkarusell- 2 Schritte vor und dann schnell wieder 3 zurück ;).
Ich persönlich würde Dir jedoch von einem Stammtisch - oder Clubbesuch erst mal abraten. Wenn der Abend, die Leute und die Stimmung nicht zu 100% passt, wird es ihn eher abschrecken, als in seinen Fantasien bestärken. Hinzu kommt, dass einige Stammtische oder BDSM-Clubs menschliche Paradebeispiele für die allzu gängigen BDSM-Klischees bieten und ganz ehrlich: das kann zuweilen jeden hartgesottenen und erfahrenen BDSMler befremden oder schockieren. Und nicht zu vergessen, dass es dort auch häufig um Egopräsentationen im Sinne von:"Ich bin aber toller, weiß noch mehr und habe ein hübscheres Outfit und sogar selbstgebasteltes Spielzeug" geht.
Was dann?
Der Step 1 wäre: verführe ihn ein bisschen z.B. in Eurem Sexualleben. Nicht führen, sondern verführen, indem Du Dir z.B. einfach mal die Augen verbindest und ihn dabei kokett angrinst. Da gäbe es natürlich noch einige mehr Möglichkeiten, die Du selber gestalten oder wählen kannst. Wichtig ist aber, dass Du ihm nachher einfach auch ein gutes Gefühl gibst, damit er nicht in eine moralische Schere hineingerät. Dabei stehen die meisten Männer eher nicht auf allzu viel Gequatsche aber ein durch und durch glückliches Lächeln sagt ja auch mehr als tausend Worte.
Step II wäre natürlich in der Kommunikation zu bleiben, d.h. sprecht offen, direkt und sehr ehrlich miteinander. Gesteh ihm seine Unsicherheiten und Ängste zu und verlange ihm nichts ab, wozu er (noch) nicht bereit ist.
Step III wäre vielleicht ein Workshop oder ähnliche Veranstaltung, wo er vielleicht auch allein hingehen kann, damit er selbst eigene Erfahrungen (auch mit sich selbst) machen kann, ohne die ganze Zeit auf Dich konzentriert oder fixiert zu sein. Wichtig ist, dass es eine Veranstaltung für Anfänger ist und dass es entspannt, humorvoll und wohlig zugeht. Da gibt es ja die unterschiedlichsten Angebote und er kann Dich dann nachher mit seinem neuen Wissen vielleicht sogar überraschen? Zudem käme er dabei mit anderen Menschen in Kontakt, die vielleicht ebenfalls Neueinsteiger sind, ähnliche Unsicherheiten haben aber eben auch das Interesse und die Lust auf diese bizarre und faszinierende Welt teilen.
Das sind aber nur meine persönlichen Gedanken dazu ;).
Herzlich
Lisa