Nun mal ein paar Sätzchen…
...von einer „persönlich Betroffenen“, nämlich mir als Dozentin für BDSM-Workshops der verschiedensten Art.
BDSM liebe und lebe ich bereits seit über 20 Jahren und seit ca. 7 Jahren biete ich Seminare, Workshops und Personal Coaching professionell an. Aufgrund meiner pädagogischen Vergangenheit kam ich natürlich nicht umhin, mir diesen Aufgabenbereich auch pädagogisch zu erschließen, d.h. ich entwickelte umfangreiche Ausbildungsskripte, Lehrmaterial und Schulungseinheiten.
So wurde das „Lehren“ zu meinem kleinen und ganz persönlichen Stecken Pferdchen und ich konnte meine pädagogische und medizinische Berufsausbildung auf wundersame Weise mit meiner ganz persönlichen Neigung verbinden.
Zu Beginn hielt ich nur ab und zu mal ein Seminar am Wochenende neben meiner Hauptberufstätigkeit, später regelmäßiger und noch ein wenig später waren sie fester Bestandteil meines Lebens und mir zudem eine große Freude.
In meiner BDSM-Manufaktur (von lat. manus – Hand, lat. facere – erbauen, tun, machen, herstellen) können bis heute Menschen in Seminaren, Workshops und in Personal Coachings an ihrer BDSM-Veranlagung b a u e n. Egal ob kompletter Neubau, (Kern-)Sanierung, Aus- und Aufbau oder manchmal auch Abriss alter Strukturen.
Nun ein paar Worte zu den genannten Kritikpunkten oder Fragestellungen:
Ich persönlich betrachte mich ganz und gar nicht als „Guru“, allwissend oder erhebe das Recht der Allgemeingültigkeit in Anspruch. Im Mittelpunkt meiner Angebote stehe nämlich nicht ich, sondern meine Teilnehmer/innen mit ihren Ängsten, Unsicherheiten, Sorgen – mit ihrer Neugierde und ihrem Wissensdurst.
Ich persönlich wäre mehr als happy gewesen, wenn es „damals“, als ich mit dem BDSM begonnen habe, schon Angebote dieser Art gegeben hätte, denn das hätte mir sicher so manches Erlebnis erspart.
„Mein subjektives Empfinden sagt mir, dass da irgendwas seltsam ist, wenn man bald schon für halbwegs selbstverständliches eine Anleitung braucht.“
Sei mir bitte nicht böse aber ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass viele Spielarten und Techniken im BDSM generell etwas „halbwegs selbstverständliches“ sind. Vielleicht sind sie es für Dich – vielleicht auch für einige andere. Das spräche dann aber (im besten Fall) dafür, dass Du Dich bereits mit vielen Themen- und Wissensbereichen auseinander gesetzt hast und auf Erfahrungen damit zurückgreifen kannst.
Ich persönlich habe jedoch viel weniger Angst vor Menschen, die unsicher sind und Zweifel haben, bevor sie andere Menschen schlagen, ihnen den Atem reduzieren, sie fixieren, irgendwas an oder in einen anderen Körper (ein-)bringen, sie unter Reizstrom setzen oder was auch immer grade die gemeinsame Lust an Ideen hervorbringt.
Ihre Unsicherheit basiert hierbei nämlich nicht auf mangelndem Mut, eigene Schritte zu gehen oder mangelnder Neugier, sondern auf dem Respekt vor dem anderen Körper und der Angst, vielleicht jemandem, den man mag, etwas unwissend zuzufügen, was vielleicht nicht so ganz gut ist.
Ja – vielleicht besteht dann nicht sofort Lebensgefahr aber ein Schlag auf die Nieren oder auch nur in die Nierengegend ist extrem schmerzhaft und kann zu einer harmlosen Prellung aber ebenso zu einer Notoperation und irreversiblen Schäden führen. Und was ist mit den ganzen anderen Körperstellen? Schlag doch mal auf einen Solar-Plexus, die Leber oder Milz, die Hoden oder löse durch einen Schlag oder Druck den Karotis-Sinus-Reflex aus?
Klar – tödlich ist das alles nicht unbedingt aber auch mir persönlich würde es nicht reichen, dass es „einfach nur nicht tödlich ist“, denn ich selbst möchte möglichst gefahrenreduziert wilde Dinge genießen und ich möchte, dass mein Gegenüber auch mit mir genießen kann und sich nicht nur im Bereich des „mich-ertragens“ aufhält.
Die Menschen, die meinen, „es sei schon alles irgendwie richtig“, irgendwie doch selbstverständlich und auch nicht anders, als herkömmliche Sexualität jenseits des BDSM und die dann gleich mal munter Gas geben, machen mir oft ein bisschen mehr Angst.
Und nicht selten sind es auch mal die devoten und/oder masochistischen Gegenstücke, die ihre/n Top vielleicht auch mal anregen, einen Workshop zu besuchen. Manchmal ist das nur Neugier und Lust auf Neues – aber manchmal stehen auch Ängste und Erfahrungen dahinter, die für den- oder diejenige vielleicht nicht besonders schön oder vertrauensfördernd waren. Warum sie das dann nicht offen in ihrer Partnerschaft ansprechen? Manchmal möchten sie ihre/n Partner/in nicht brüskieren oder Unsicherheit hervorrufen, denn das kann ja durchaus auch mal lähmend oder verletzend sein.
Zum nächsten Punkt: ja, ich nehme Geld für meine Berufstätigkeit, was aber nicht bedeutet, dass Geld meine Motivation für meine Berufstätigkeit ist. Ist ein Schreiner nur deshalb Schreiner, weil er für den Job Geld bekommt oder weil er vielleicht eine Affinität zu Holz hat?
Es ist schön, wenn man mit etwas seinen Lebensunterhalt verdienen kann, hinter dem eine tiefe und langjährige Leidenschaft steht und natürlich sehe ich mich auch persönlich verpflichtet, meinen Beruf mit größtmöglicher Kompetenz, Seriosität und Beständigkeit zu gestalten. Wenn kein guter Schrank bei einem Schreiner heraus kommt oder kein guter Tisch, dann ist er nämlich sicher bald auch kein Schreiner mehr, denn auch seine Kunden wollen Ergebnisse sehen und fühlen – genauso, wie meine Gäste sich das (berechtigt) wünschen.
Diskussionen über „wie viel Geld genau ist hier angemessen“ sind nur individuell zu führen, denn schließlich hat auch jeder Schreiner unterschiedliche Preise und bietet unterschiedliche Leistungen. Und hierbei sei auch nicht zu vergessen, dass sich die Arbeit ja nicht nur auf die Arbeit am Holz und in der Werkstatt bezieht, sondern auch das tägliche Schreiben von Angeboten, der Einkauf der benötigten Holzmengen, individuelle Vor- und Nachberatung, Öffentlichkeitsarbeit z.B. durch Werbung, Pflege der Maschinen und dergleichen mehr.
Zusammenfassend würde ich niemals behaupten, dass irgendwer aus meinen Seminaren als absoluter Profi heraus geht und jetzt wirklich alles kann und alles beherrscht. Aber da ist nun eine solide Grundbasis an Wissen, ein Geschmack von Praxis und ein gestärktes Gefühl, sich jetzt auch zu trauen, zu „üben“. Denn kein Meister ist ja bekanntlich je vom Himmel gefallen und nur Übung und Erfahrung macht – na was wohl?
Und abschließend bin ich auch nicht der Meinung, dass man „überinformiert“ sein kann. Wenn ich wirklich gut informiert bin, dann fühle ich mich persönlich nicht überfordert, sondern ergänzt, bereichert, angeregt und oft auch beruhigt.
In diesem Sinne
Lisa