*****ana:
(...) und polyamor ist für mich ganz einfach runter gebrochen nicht die Fähigkeit, sich festlegen zu wollen sondern frei wie ein Bienchen mal hierhin und mal dorthin zu flattern
Genau in dem Punkt täuschst du dich, celsiana.
Polyamor veranlagte Menschen können genauso eine monogame Ehe führen wie Bi-veranlagte Menschen nichts fehlen muss, wenn sie "nur" mit einer Person eines Geschlechts zusammen sind.
Der einzige Unterschied ist, dass sie dazu veranlagt sind, sich in mehr als eine Person verlieben zu können, und/oder es ihnen schon passiert ist.
Da hast du dann mitunter den für diese Personen nicht eben einfachen Fall, dass jemand eine glückliche Beziehung führt und sich dann plötzlich in eine zweite Person verliebt.
Das ist dann alles andere als "ein nicht festlegen wollen". Es ist eher ein "sich nicht festlegen
können", weil die Liebe zu dieser zweiten Person ebenso intensiv ist wie die zur ersten.
Da wird auch nix an Liebe aufgeteilt. Liebe ist einfach. Sie fragt nicht nach Menge, sie existiert einfach nur, und wenn sie gegenüber einem Menschen vorhanden ist, kann sie grenzenlos sein. Bei polyamoren Menschen also grenzenlos gegenüber zwei Personen.
Polyamorie ist mitnichten eitel Sonnenschein und "schön, dann kann ich ja mehr als eine Person mitnehmen". Da entstehen teils echte Dramen bei, ganz fürchterliche Lebenskrisen. Denn meist überfällt es die Leute selbst wie ein Dampfhammer. Stell dir die Situation vor wie jene, dass sich ein Mann erstmals in einen Mann verliebt. Wenn du dann selbst mitbekommst dass du dich in eine zweite Person verliebt hast, aber bemerkst dass die Liebe zur ersten nicht kleiner geworden ist, dann ist das eine ziemlich üble Sinnkrise, kann dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Nicht schön, das.
Was du meinst sind jene Menschen die von Baum zu Baum hüpfen und es mit Polyamorie begründen - und damit viele, die es in Wirklichkeit gar nicht sind. Das sind jene die laissez-faire gehen, immer nur das Beste vom Kuchen haben wollen und sich tatsächlich nicht entscheiden wollen.
Wer aber liebt, wirklich liebt, der will sich entscheiden. Aber hallo, und wie er/sie will!
Es dann nicht zu können, einfach nicht zu können, weil die Liebe zu beiden sich gleich grenzenlos anfühlt, ist eine verdammte Scheißsituation.
Wenn sich diejenigen dann entscheiden müssen, weil beide Kandidaten monogam veranlagt sind und niemanden neben sich ertragen können (was auch respektiert werden muss, monogames Fühlen lässt sich nun einmal auch nicht einfach so abstellen), dann steckt derjenige in einer Situation, die icn niemandem, absolut
niemandem wünsche.
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Zum Thema: Da BDSMler, sagen wir mal: Verschiedenen Beziehungskonstellationen häufiger begegnen, besteht gegenüber Polyamorie im Vergleich zum "Licht aus/Poppen/Feeertich"-Pärchen zumindest ein wenig mehr Aufgeschlossenheit. Denn bei BDSMlern begegnest du allen mögliche verrückt aussehende Beziehungen: Ehefrau+Ehemann, Mann hat Sub, Frau hat Dom woanders, Oder Switcher hat gleichzeitig eine Dom und einen Sub, oder es gibt einen Fesselpartner und Freund, auf der anderen Seite den liebenden Partner, mit dem es dan Spanking gibt ... ich bin in der "Szene" schon so vielen verschiedenen Beziehungskonstellationen begegnet, dass Polyamorie nur eins von vielen ist.
Weswegen ich sage: Es wird nicht mehr oder weniger Polyamorie unter BDSMlern geben, sie ist dort aber eher nichts besonderes als anderswo. Da ist man teils ganz andere Sachen gewohnt.