spontan
Spontanität, das Nonplusultra, scheint der Tenor zu sein - nun gut, schön so - ich bewundere die Menschen, die Paare die so wundervoll spontan sind und ihr Liebes- oder BDSM Leben immer aus dem Bauch heraus leben, ohne Vorausschau, ohne Planung, sei sie noch so klein, ohne Vorbereitung - und dabei glücklich sind.
Bei mir ist es eben ein bisschen wie kochen.
Was gibt's zu essen? Kühlschrank auf - das worauf ich eben gerade Lust hab?
ähm, im Kühlschrank ein paar etwas schlaffe Karotten, Jogurt, Milch, Zwiebeln, Butter, Salami, Eier - ja, daraus lässt sich sicher etwas machen - nur, vielleicht habe ich Lust auf Käse, Tomaten, Schinken, Champignons oder doch eher auf ein Steak, einen bunt gemischten knackigen Salat? Aber davon nichts im Kühlschrank, habe ja nicht geplant, nicht eingekauft, also dann mal mit dem was vorhanden ist Vorlieb nehmen?
Gut, dass passt natürlich nicht eins zu eins - aber ein wenig reicht es um zu veranschaulichen, was ich meine.
Wir sind ein Ehepaar, leben zusammen, und schon mal stellt sich die Frage, wann? Einfach so aus dem Bauch heraus - am Abend, müde nach der Arbeit, funktioniert erfahrungsgemäss nicht. Also Plan eins:
Am Wochenende! (das ist bereits zugegebenermassen alles andere als spontan)
BDSM ist so vielfältig, 1001 Möglichkeiten: Strom, Fesseln, Schlagen, Verhör, CBT, Kerzenwachs, Klinik und so weiter - ich habe Lust, aber worauf - und das worauf bestimmt das was, und aus dem folgend wo?
Fesseln kann ich überall, ob Wohnzimmer, Schlafzimmer
Peitschen, hmm, ein bisschen eng im Schlafzimmer, eher doch im Wohnzimmer
Kerzenwachs, Spuren überall, Schutz auslegen - hmm, Bett, vielleicht? oder Bad?
Strom - ach geht wunderbar auf dem Eichentisch im Esszimmer, gute Höhe - im Bett eher unbequem
An Ketten legen, wo? welche? die massiven in der Stube, die feineren im Wohnzimmer? Und so fort!
Plan 2 also: was
denn das was bestimmt Plan 3: wo
und aus Plan 3 wird Plan 4: wie, soll Sub gleich nackt erscheinen, angezogen, speziell gekleidet? Soll er dann eine Maske tragen, nur Augenbinden, mit offenen Augen, Manschetten - wäre gut, wenn ich alles beisammen habe. Und was brauche ich sonst?
Es erübrigt sich zu sagen, dass ich die pragmatische Version vorziehe, ein bisschen zu wissen was ich machen möchte, was ich brauche, wo ich sein will und ob sich Sub vorbereiten soll oder nicht. Im vorgesehen Rahmen aber spontan bleiben, wie es gerade kommt, und passt und für beide schön ist, ist eine Voraussetzung für Spass und Genuss.
Spontan BDSM kann auch etwas wie Spontan Sex haben, aus lauter Spontanität passiert nichts, dann ist der Frust des Mangels an BDSM oder Sex wohl grösser, als der Frust über mangelnde Spontanität, glaube ich.
Ich schätze das Glück in der "geplanten" Zeit, die eine Kontinuität verspricht, das hat durchaus seinen Reiz, und im voraus schon zu wissen, was man machen möchte ebenfalls.
Langweilig, vielleicht - aber trotzdem gut für die Beziehung, zumindest für unsere!
Rose