Ich denke, hier gibt es auch mal wieder verschiedene Definitionen von "Kontrollverlust", bzw. sehen die User hier unterschiedliche Situationen vor sich.
Wichtig finde ich da die Unterscheidung, ob so ein Kontrollverlust 1) unabsichtlich geschah versus 2) wurde billigend in Kauf genommen versus 3) war pure Absicht.
Zu 1)
Davon rede ich hier hauptsächlich: Beide geraten in einen Rausch, ohne es recht zu merken, weil sie so sehr im "Film drin sind". Ist vor allem bei Borderlinern problematisch, weil da die Signale seitens Sub seinen/ihren Top noch zusätzlich dazu anspornen zu können, weiterzumachen. Ein komisches Bauchgefühl seitens Top wird auf diese Art und Weise davon überlagert.
Oder aber auch: Eine Situation wurde unterschätzt. Beispielsweise, dass eine Augenbinde das Korrektiv des Augenkontakts verhindert und so Top die Reaktionen seitens Sub falsch einschätzt und ebenfalls weitermacht, weil es gerade so lustvoll ist. Lust sollte man nie unterschätzen, sie überlagert schnell mal andere Emotionen.
Zu 2)
Da wäre als erstes Beispiel die vorherige Einnahme von Alkohol zu nennen.
Alkohol wird nicht ohne Grund als Rauschmittel bezeichnet. Nimmt jemand vorher welchen zu sich und spielt dann, dann nimmt er billigend in Kauf, dass er über die Grenze geht. Geschieht dann etwas, dann ist zwar primär der Alkohol "schuld", aber auch die Person selbst.
Das ist noch nicht so problematisch, kann man sich doch für die Zukunft drauf einigen, dass es nur noch Null-Promille-Sessions geben wird. Da lässt sich Vertrauen auch wieder schnell aufbauen.
Schlimmer ist's, wenn jemand weiß dass bestimmte Schlagwerkzeuge echt heftig sind und bei gleicher Intensität des Spielens wie immer für Sub zu schlimm werden könnte, man das vorher schon ahnt, aber sich einredet "ach, ich werde das schon rechtzeitig merken". Da kann ich nur sagen: Obacht. Wenn man mittendrin ist, kann diese Einschätzung auch eine Fehleinschätzung sein. Der Schaden ist dann groß. Das Vertrauen auch. Spielen miteinander? Vielleicht gar nicht mehr.
Aber rettbar, wenn auf die Tabuliste seitens Sub dann bestimmte Schlagwerkzeuge füreinander landen. Sollte es mit den anderen toll gewesen sein, kann das die Rettung sein.
Zu 3)
Ganz finstere Kiste: ER merkt mittendrin dass es jetzt echt viel (zu viel?) für Sub ist, aber weil es grade so schön ist, z.B. so schön sie so sehr leiden zu sehen, macht er einfach weiter. Kommt dann sogar noch das Safewort und ignoriert er es, ist spätestens dann klar, dass der Kontrollverlust und das Ausleben desselben Absicht ist.
Bei Norddeutsche2s Geschichte vermute ich mal mindestens 2), eher 3).
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Meine Meinung dazu: Über 3) brauchen wir uns hier nicht zu unterhalten. Da soll, da muss die Beziehung SMiger Art sofort beendet werden. So einer wird nie wieder mit Sub spielen. Hoffentlich sind genug Subs robust genug, ihre Konsequenzen auch, ohne Ausnahme, daraus zu ziehen und zu
gehen.
Bei 2) ist es vom Einzelfall abhängig. Siehe Beispiel Alkohol, da können Absprachen noch viel, vielleicht alles retten. Wichtig ist aber, dass es einen objektiv guten Grund gibt der klärt, dass eine Wiederholung ausgeschlossen ist. Das lässt sich am wirkungsvollsten erreichen, indem man keine Wiederholung der äußeren Umstände mehr zulässt.
Weiteres Beispiel dazu: Wenn ER privat anderweitig total geladen ist und in einer Session dann zu viel Aggression trägt. Da heißt es dann künftig, in diese Stimmungen zur zeitlichen Tabuzone für Sessions zu erklären.
Der eigentlich schwierigste Fall ist 1). Schließlich lässt sich da das Problem nicht mal so eben beheben. Aber: Reflektierte Leute machen da draus 'was. Man kann ähnlich wie bei 2) vorgehen, nicht noch einmal ähnliche Situationen hinaufbeschwören. Oder eben, nachdem man es sich bewusst gemacht hat, künftig (noch) konzentrierter zu Werke gehen. Gegebenenfalls nicht mehr Richtung Grenzspiel gehen, sondern eher harmlos bleiben. Oder eben auch ein anderes Terrain beim SM betreten (zum Beispiel statt Spanking-Sessions gemeinsam die Welt der Bondage neu entdecken).
Also, kurz zusammengefasst:
1) Dumm, aber menschlich. Reparierbar, wenn man es nicht verleugnet.
2) Bescheuert, Schuld liegt bei Top. Nur manchmal reparierbar. Umstände müssen dafür stimmen.
3) NO-GO!!! Finger weg von dem!!!
That's my