Warum Spielbeziehung?
Für mich hat BDSM erst vor einiger Zeit ein Gesicht bekommen. Nicht weil ich plötzlich eine Neigung entdeckt habe oder auf einen modischen Zug aufgesprungen bin, sondern weil ich mir bis zu einem Wendepunkt keine Gedanken gemacht habe, das BDSM schon lange lebe und nie als solches definiert habe.
Mir war immer bewusst das ich dominant bin, weil ich es auch so ausgelebt habe... mir war auch immer bewusst das ich leichte sadistische Züge besitze, ein wenig physisch und sehr stark psychisch... auch war mir immer bewusst, das ich gerne damit spiele... aber das ganze BDSM zu nennen, kam mir vorher nicht in den Sinn.
Nun beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Thema, verfolge viele Diskussionen in den BDSM Gruppen hier, lese viele Artikel und unterhalte mich mit den Leuten. Stelle aber fest das es gewaltige Unterschiede gibt...
Für mich persönlich aber driftet BDSM teilweise zu sehr in ein Regelwerk ab, bei dem man nur true zu sein scheint, wenn man gewisse Rahmenbedingungen erfüllt und das finde ich Schwachsinn... Ich brauch nicht Herr oder Meister genannt werden um mich dominant zu fühlen, muss nicht mit Sie angesprochen werden... Ich brauch sie nicht Sub oder Bunny nennen... Auch würde mir ne 24/7 Geschichte zu weit gehen. Sie soll nicht meine Sklavin sein... Sie soll einfach nur geil darauf sein, das ich sie, ihre Leidenschaft und ihre Lust in meinen Händen halte... und das ich diese Macht über Sie nur habe, weil sie sie mir gegeben hat. Ich will das Leuchten in ihren Augen sehen, wenn ich ihre Lust kontrolliere, sei es psychisch oder physisch... diese neckische Grinsen, wenn sie versucht sich gegen meine Aufgaben zu wehren und die Verzweiflung, wenn sie die Strafe erfährt. Ich brauch auch keine festen Accessoires um zu spielen. In erster Linie ist mein Kopfkino und meine Fantasie das beste Utensil. Und darüber hinaus gibt es unendlich viele Optionen die man mehr oder weniger spontan einbauen kann. Genausowenig brauche ich einen Dresscode um mich dominant zu fühlen oder sie als devot zu klassifizieren. Am Ende ist für mich ein dominant-devotes Spiel trotzdem ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem beide gleichstark auf ihre Kosten kommen, bei dem sich über Wünsche und Bedürfnisse, Ideen und Kritik unterhalten wird. Am Ende fühle ich mich stark, wenn ich ihre Lust kontrolliere und vor allem steigere und ihre Geilheit mich durch ihre Augen angiert. Genauso muss ich mich aber auch nach ihr richten, damit das Spiel für sie die Form bekommt in der ich ihr diesen Blick erst ermögliche. Für mich klingt BDSM in vielen Fällen etwas zu einseitig... Nämlich nach "Sie steht drauf dominiert zu werden" und "Er dominiert sie zu seiner Befriedigung" und es sieht dann für mich häufig so aus dass der dominant Part dann glücklich ist, der devote aber irgendwie noch Fragezeichen in den Augen hat... Wieder ein Punkt wo ich mich Frage ob eine Spielbeziehung hier das Richtige ist.
Da aber diese ganze, vor allem psychische Dominanz, starkes Vertrauen benötigt, kann ich mir kaum vorstellen, so etwas in einer reinen Spielbeziehung durchzuführen. Man bringt seine Partnerin physisch und psychisch an ihre Grenzen und fängt sie immer wieder auf. Gerade der Moment, sie wieder aufzufangen... ihr Sicherheit und Geborgenheit zu geben... ist ein sehr emotionaler... Man muss sich sehr nah sein um diese verschiedenen extremen Stadien durchlaufen zu können... Geht sowas in einer reinen Spielbeziehung? Ich hab es versucht... und ihr wurde es irgendwann zu nah... sie konnte und wollte diese notwendige Nähe zu der Zeit nicht zulassen, bzw. hat sich über ihr eigenes Verhalten und wie weit sie gegangen war erschreckt... also scheiterte diese Spielbeziehung. Und somit stellt sich mir die Frage ob eine Spielbeziehung so überhaupt möglich ist... und wenn, wie soll das gehen, wenn ein oder beide Beteiligten noch einen festen liebenden Partner haben?
Oder andersherum gefragt, wie geht es die Spielbeziehung ohne emotionale Basis an ihre Grenzen zu führen? Vielleicht weil der dominante Part emotional gar nicht so tief gehen wird, wie es notwendig wäre um den devoten Part wieder aufzufangen?
Ich stelle mir das alles sehr kompliziert vor und kann mir eine Spielbeziehung, in der ein oder beide Parteien vergeben sind, nur schwer in der Intensität vorstellen, wie ich sie gewohnt bin. Oder werden Spielbeziehungen nicht in dieser Intensität betrieben? Denn auch hier wiederum könnte ich mir nicht nur ein bisschen BDSM vorstellen. Dafür ist das alles viel zu tief in mir verwurzelt... ich kann das nicht einfach abstellen... nicht einfach nen Schalter umlegen und hier mal dominant sein und hier wiederum nicht. Wie geht es anderen da?